© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/03 04. April 2003

 
Meldungen

Abschied vom Leitbild des Lebensberufes

HAGEN. Wer schmökert schon gern in Entscheidungen des Bundesfinanzhofes (BFH)? Dabei sind zumindest die Grundsatzurteile in ihren praktischen Auswirkungen viel weitreichender als die meisten der publizitätsträchtigen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts. So hat der BFH jetzt entschieden, daß künftig die Kosten für ein berufsbegleitendes erstes Hochschulstudium in vollem Umfang von der Steuer absetzbar sind. Allein 25.000 Studierende der Fernuniversität Hagen können dies bei ihren nächsten Steuererklärungen nutzen, wenn sie Studiengebühren oder ihren Lernmittelaufwand als Werbekosten absetzen dürfen (Fern Uni Perspektive, Nr. 3/03). Mit der Änderung trage, so die Hagener FernUni, der Bundesfinanzhof den tiefgreifenden Umwälzungen im Berufs- und Bildungswesen Rechnung. Er erkenne an, daß es einen einmal gelernten "Lebensberuf" nicht mehr gebe und allein der Einzug der Computertechnik in alle Bereiche des Berufslebens ständige Fortbildung erforderlich mache.

 

Stadtkernverödung und kommunale Finanzkrise

STUTTGART. Bei Kulturkritikern scheint es wieder einmal Mode zu werden, das "Ende der europäischen Stadt" einzuläuten. Die Innenstädte, so meinen manche Kassandrarufer, würden inzwischen zu gesichtslosen Konsumarenen und verkämen überdies dank einer fragwürdigen Veranstaltungskultur zum Rummelplatz. Nicht von der Hand zu weisen sei die Verödung der Stadtkerne, die durch die ökonomische Gefährdung des innenstädtischen Einzelhandels ausgelöst werde, der von großflächigen Einkaufszentren an den urbanen Peripherien erdrückt werde. Trotzdem ist Johann Jensen mit Blick auf die Entwicklung des Beispieles der baden-württembergischen Metropole Stuttgart nicht kulturpessimistisch gestimmt. Die dynamische städtebauliche Entwicklung der letzten Jahre zeige die erstaunliche Fähigkeit der europäischen Stadtstruktur, sich neuen Anforderungen anzupassen. Auch seien Standortkonzepte zur Sicherung zentralörtlicher Versorgungskerne und damit des Einzelhandels erfolgreich umgesetzt worden. Eine Gefährdung dieser Politik gehe jedoch von der akuten Krise der Kommunalfinanzen aus (Die Alte Stadt. Vierteljahreszeitschrift für Stadtgeschichte, Stadtsoziologie und Denkmalpflege, 4/02).

 

Kurden und Palästinenser im Schatten des Irakkriegs

BERLIN. Im Schatten des Irak-Krieges, den ihr Kolumnist William Pfaff als Anfang vom Ende der Illusion einer "verantwortlichen" US-Weltmachtstellung deutet, lassen die linken Blätter für deutsche und internationale Politik (4/03) viel Raum, um sich dem Schicksal der Kurden und der Palästinenser zu widmen. Hans-Joachim Heintze glaubt in der Entwicklung im Nordirak, in der kurdische Milizen nicht erst seit Kriegsbeginn die Kontrolle über weite Landesteile gewonnen haben, Indizien für einen Übergang von der de-facto- zur de-jure-Autonomie zu erkennen, ohne allerdings die Rolle der Türkei bei der Gestaltung der Nachkriegsordnung abschätzen zu können. Die israelische Journalistin Amira Hass, deren Gaza-Report soeben auf Deutsch erschienen ist, bezeichnet das Leben der Palästinenser im Westjordanland und im Gaza-Streifen unter der Besatzungsherrschaft Scharons nicht nur als "Katastrophe der Normalität", sondern erwartet mit großer Gewißheit noch schlimmere "Umkehrungen" in dieser Richtung.

 

Erste Sätze

Das Schicksal hat nicht gewollt, daß ich Soldat wurde.

John Keegan: Die Kultur des Krieges, Berlin 1995


 
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