© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/03 28. März 2003

 
Meldungen

Tschetschenien soll bei Rußland bleiben

GROSNY/MOSKAU. Bei einem Referendum in Tschetschenien haben sich letzten Sonntag nach offiziellen Angaben weit über 90 Prozent der Bevölkerung für die endgültige Anbindung der abtrünnigen Kaukasusrepublik an Rußland ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung soll bei mehr als 80 Prozent gelegen haben. Das "letzte ernste Problem" in der Frage der "territorialen Integrität" Rußlands sei damit geklärt, erklärte dazu der russische Präsident Wladimir Putin. Die tschetschenischen Rebellen nannten die Abstimmung eine "politische Farce" und warfen den russischen Behörden dagegen Wahlbetrug vor. In "dutzenden" Dörfern hätten Rebellen und Bewohner Wahllokale zerstört. Neben den 540.000 wahlberechtigten Tschetschenen waren auch die 36.000 regulär in Tschetschenien stationierten russischen Soldaten und Polizisten zum Urnengang aufgerufen. Mit der neuen Verfassung soll Tschetschenien wieder zum festen Bestandteil Rußlands werden.

 

Entlassung wegen Kritik an Irak-Krieg?

KOPENHAGEN. Der dänische Sender DR hat dem Chefdirigenten des Kopenhagener Radio-Symphonieorchesters, Gerd Albrecht, mit der fristlosen Entlassung gedroht. Dies würde passieren, wenn der 68jährige Deutsche erneut ein Konzert für "politische Meinungsäußerungen" nutze. "Wir haben ihn ausschließlich als Dirigent engagiert", erklärte der Direktor der Symphoniker, Per Erik Veng. Albrecht hatte in der vergangenen Woche vor einem live übertragenen Konzert gegen die dänische Unterstützung für den US-Angriff auf den Irak protestiert. Auf eine Verwarnung des staatlichen Senders reagierte Albrecht mit einer Erklärung, er habe nichts zurückzunehmen: "Ich habe ganz bewußt die Möglichkeit zur öffentlichen Äußerung genutzt." Albrecht war vor seinem Chefdirigentenamt in Kopenhagen unter anderem Musikdirektor an der Deutschen Oper Berlin, der Staatsoper Hamburg und bei der Tschechischen Philharmonie in Prag.

 

Klare Mehrheiten für Angriff auf den Irak

WASHINGTON. Laut einer Umfrage der New York Times und von CBS News unterstützen 50 Prozent der US-Demokraten die Irak-Politik von Präsident Bush. Bei den regierenden Republikanern liegt die Zustimmung bei 93 Prozent. Im US-Repräsentantenhaus ist die Kriegszustimmung noch eindeutiger: Letzten Freitag stimmte die überwältigende Mehrheit der Abgeordneten einer Resolution zu, die den am Golf kämpfenden US-Truppen ihre Unterstützung erklärt. 22 Abgeordnete enthielten sich der Stimme, nur elf stimmten dagegen. Der Demokrat Jim McDermott aus Washington begründete sein Nein damit, er könne "die Politik dieser Regierung, die ohne internationale Billigung zur militärischen Aktion schreitet, nicht unterstützen. Dieser Krieg unterminiert die internationale Ordnung und bringt unsere Republik in Gefahr." Der Demokrat Jim Conyers aus Michigan erklärte, er "vertraue darauf, daß das amerikanische Volk diesen Versuch durchschauen wird, gewaltsam Unterstützung für die Doktrin des vorbeugenden Kriegs zu erzwingen".

 

Belgien warnt Türkei vor Einmarsch in Irak

BRÜSSEL. Der belgische Außenminister Louis Michel hat Ankara vor einer türkischen Intervention im Nordirak gewarnt. "Es ist undenkbar, daß die Türkei der EU beitritt, wenn sie in Kurdistan einmarschiert", erklärte der flämische Liberale letzten Sonntag im Sender RTL-TVi. Der belgische Ministerpräsident Guy Verhofstadt, Chef einer Ampelkoalition, hatte einen Tag zuvor im flämischen Fernsehen gewarnt, im Fall eines Einmarsches müßten die Maßnahmen der Nato zum Schutz der Türkei überdacht werden.


 
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