© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/03 21. März 2003

 
Meldungen

Friedensaktivisten linker als vermutet

BERLIN. 76 Prozent der Menschen, die am 15. Februar in Berlin gegen einen Krieg im Irak demonstrierten haben Abitur, acht Prozent sogar einen Doktortitel. 83 Prozent der Protestierer stufen sich selbst als politisch "links" oder "sehr links" stehend ein. So lauten zumindest die zentralen Ergebnisse einer Umfrage, die Sozialwissenschaftler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) am 15. Februar auf der großen Friedensdemonstration in Berlin starteten. Das rechte Spektrum sei mit gut einem Prozent überhaupt nur marginal vorhanden gewesen, der mittlere Bereich mit 16 Prozent recht schwach. Sechs Prozent ordneten sich selbst sogar dem äußersten linken Rand zu. Der Leiter der Arbeitsgruppe "Politische Öffentlichkeit und Mobilisierung" des WZB, Dieter Rucht, schließt aus dem Ergebnis der Erhebung, daß "eher das Stammpublikum von Demonstrationen vertreten war" und nicht, wie vermutet, ein Bevölkerungsquerschnitt. "Auch wenn ein breites Spektrum der Bevölkerung einen Krieg ablehnt, war sie unserer Untersuchung zufolge nicht in dieser Breite auf der Demo", resümierte Rucht.

 

Prozeß gegen Weinrich kommt ins Stocken

BERLIN. Im Prozeß gegen den Linksextremisten und mutmaßlichen Terroristen Johannes Weinrich hat dessen frühere Geliebte die Aussage verweigert. Die heute 54jährige Magdalena Kopp hat sich vor dem Berliner Landgericht auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen. Weinrich wurde bereits wegen eines Attentats zu lebenslanger Haft verurteilt und muß sich im aktuellen Verfahren wegen sechsfachen Mordversuchs in 153 Fällen verantworten. Hintergrund sind sechs Bombenanschläge in Frankreich, Deutschland und Griechenland zwischen 1975 und 1983. Der heute 55jährige Weinrich galt als "rechte Hand" des in Frankreich zu lebenslanger Haft verurteilten Venezolaners Ilich Ramirez Sanchez, bekannt als Carlos. Magdalena Kopp, erst Geliebte von Weinrich, dann Ehefrau von Carlos, berief sich vor Gericht auf ein Zeugnisverweigerungsrecht, das ihr nach Auffassung der Richter als Ehefrau von Carlos zusteht.

 

IG-Metall schmeißt MLPD-Mitglied raus

STUTTGART. Innerhalb der IG-Metall ist ein Streit um den Rauswurf des 49jährigen Volker Kraft, Betriebsrat im DaimlerChrysler-Werk Unertürkheim, entbrannt. Dieser erfolgte wegen "gewerkschaftsfeindlicher Aktivitäten" sowie dessen Unterstützung der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD). Im Gespräch mit der Jungen Welt äußerte der Sekretär der Ortsverwaltung Stuttgart, Hansjörg Schmierer es sei "ärgerlich, wenn wir neben dem Unternehmen eine weiteren Gegner haben." Die MLPD rufe ständig zu eigenen Streiks auf und schade der IG-Metall-Line. Allerdings fürchte die IG-Metall die MLPD nicht, so Schmierer.


 
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