© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/03 28. Februar 2003


Leserbriefe

Zu: "Werden wir endlich erwachsen" von Dieter Stein, JF 9/03

Großmächtige Arroganz

Es ist nicht nur der drohende, meiner Meinung nach beschlossene Krieg gegen den Irak, der weltweit Millionen Menschen auf die Straße treibt. Die momentane internationale Solidarität richtet sich auch gegen die großmächtige Arroganz und das zutiefst militaristische Wildwestgehabe US-amerikanischer Außenpolitik.

Die UNO-Inspektoren suchen Massenvernichtungswaffen? Sie sollten in den Vereinigten Staaten von Amerika damit anfangen. Dort lagern derlei Waffen in Dimensionen, die die Vorstellungskraft des "Durchschnittsbürgers" bei weitem übersteigt.

Michael Borgelt, Osnabrück

 

 

Zum Pro und Kontra "Gedenktag für Bombenopfer einführen", JF Nr. 8/03

Verflachter Tag

58 Jahre lang wurde die Trauer bei uns unterdrückt - nicht ohne Folgen. Nun endlich können wir beginnen, uns den damaligen Vorgängen zu stellen, die uns verwundet haben. Unterdrückte Trauer bleibt dauerhaft als unterschwellige Last, sie schwärt und vergiftet. Doch es ist an der Zeit, uns an die bittere, aber notwendige Arbeit zu machen, solche unerledigten Dinge zu ordnen, damit wir endlich wieder in gereifter Ruhe an die Bewältigung der Zukunft gehen können.

Der "Volkstrauertag" in seiner jetzigen Form ist dafür nicht geeignet. Dieser früher in seiner Klarheit zum tiefen Gedenken auffordernde Tag wurde verallgemeinert, überfrachtet und verfremdet mit allen "verfügbaren" Opfern - um nur ja an alle zu denken (wie Herr Soltek bestätigt). Dieser Tag wurde damit nur undeutlich gemacht. Eine "allgemeine" Trauer ist nicht faßbar. Trauer kann ich nur empfinden, wenn die Toten mir nahekommen, wie die Opfer der Bomben, von der "Wilhelm Gustloff", der Vertreibung - und unsere Gefallenen. Doch sie wurden bisher ausgeblendet oder gar verunglimpft.

Zusätzlich verflacht wurde dieser Tag durch salbungsvolle, leere Reden und mißbraucht durch herablassende und erniedrigende Ermahnungen. Wer kann da wahrhaft Trauer empfinden?

Richard Gersie, Rehden

 

 

Zu: "Die totale Mimensis" von Doris Neujahr, JF 8/03

Keine Hurra-Patrioten

Die berüchtigte Sportpalast-Rede wird gewöhnlich als Beleg dafür angeführt, wie sehr Goebbels die Psychologie der Massen beherrschte und die Massen verführt habe. Auch Sie treten diesem Eindruck kaum entgegen. Oft wird auch behauptet, die Reaktion auf die Rede zeige, daß das deutsche Volk damals eine fanatisierte Masse blindlings brüllender Hurra-Patrioten gewesen sei. Diese Auffassung relativieren Sie allerdings - zu Recht.

Drei aufschlußreiche Einzelheiten werden jedoch meist nicht erwähnt - leider auch von Ihnen nicht.

Erstens waren die Hörer des Dr. Goebbels keine beliebige Volksmasse, sondern ein geladenes Publikum. Es handelte sich also um ausgewählte Menschen, von denen Goebbels hoffte, daß sie seine Ausführungen günstig aufnehmen würden.

Sicher war er sich dessen aber nicht, denn er schleuste, zweitens, Claqueure ein, die genaue Instruktionen hatten, an welchen Stellen sie "ja" zu rufen oder in anderer Weise Beifall zu bekunden hatten. Es soll sich um einige hundert Claqueure gehandelt haben.

Aber auch diese Vorkehrung reichte Goebbels noch nicht. Immerhin hätte es passieren können, daß die Publikums-Reaktion zu dünn ausgefallen wäre - zum Beispiel dann, wenn die Claqueure allein gebrüllt hätten. Deshalb ließ Goebbels, drittens, an bestimmten Stellen Ja-Rufe und andere Beifallsbekundungen per Lautsprecher einspielen.

Diese Einzelheiten dürften zeigen, daß Goebbels kein sonderliches Vertrauen in seine Verführungskunst hatte. Außerdem dürften sie zeigen, daß das deutsche Volk nicht, wie immer wieder behauptet, aus blindlings ergebenen Untertanen bestand.

Harald Heidemann, Bruchsal-Büchenau

 

 

Zur Beilage "Der Tod fiel vom Himmel", JF 8/03

Dresden des Nordens

Mit Ihrer Sonderbeilage zum Bombenkrieg 1940-1945 ist Ihnen wieder eine ausgezeichnete zeithistorische Dokumentation gelungen. Besonders verdienstvoll ist die beeindruckende wie erschütternde tabellarische Auflistung der Angriffe und ihrer Opfer in diesen Jahren. Leider enthält die in der JUNGEN FREIHEIT wiedergegebene Karte aus dem Statistischen Jahrbuch deutscher Gemeinden keine Angaben über die Gebiete im Osten des damaligen Deutschen Reiches. Daß nicht einmal mehr in amtlichen Statistiken "verläßliche Daten" über diese Gebiete auftauchen, sagt allerdings - wieder einmal - viel über das Geschichtsbewußtsein dieser Bundesrepublik Deutschland aus.

Nicht vergessen werden sollte jedenfalls, daß sich auf der Insel Usedom nahe Kamminke auf dem Golm - quasi in Sichtweite der heute zu Polen gehörenden Stadt Swinemünde - einer der größten Kriegsopferfriedhöfe in Deutschland befindet. Diese vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreute Gedenkstätte ist Ruhestätte von 23.000 Kriegstoten - Opfer des verheerenden Bombenangriffs der US-Air Force am 12. März 1945, wenige Wochen vor Kriegsende. Die Stadt war damals überfüllt mit Verwundeten und Flüchtlingen vor der nur noch 30 Kilometer entfernten Roten Armee. "Innerhalb einer knappen Stunde", so berichtete ein Zeitzeuge, "ist eine blühende Stadt der Vernichtung anheimgefallen." Durch dieses brennende Inferno wurde Swinemünde gleichsam zum "Dresden des Nordens", wie es in einer Informationsschrift der Interessengemeinschaft Gedenkstätte Golm heißt. Bei einer Gedenkfeier zum 50. Jahrestag dieses "grausamen Massenmords unter der Zivilbevölkerung" (so die Vorsitzende der Interessengemeinschaft, Ingeborg Simon, in einer Denkschrift) läuteten am 12. März 1995 um die Mittagsstunde, die Zeit des Bombenangriffs, auf der gesamten Insel Usedom sämtliche Kirchenglocken - auch die im heute polnischen Swinemünde. 

Josef Müller, Calw

 

Weimar fehlte

24. August 1944: Bei einem Terrorangriff auf die Umgebung von Weimar wurde auch das Konzentrationslager Buchenwald von zahlreichen Sprengbomben getroffen. Unter den dabei ums Leben gekommenen Häftlingen befand sich der Reichstagsabgeordnete Breitscheid.

Am 11. April 1945 Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ-Buchenwald. Am 12. April 1945 wird die Stadt kampflos an die Truppen der III. US-Armee unter General Georg S. Patton übergeben. Beim Angriff auf das Gustloff Werk II Buchenwald am 24. August 1944 starb Rudolf Breitscheid, der im Sonderlager Fichtenhain Buchenwald interniert war. Am 9. Februar 1945: Schwerer amerikanischer Bombenangriff auf Weimar, dem 1.103 Menschen zum Opfer fallen.

Hans-Joachim Reimann, Rudersdorf

 

Wahre Zahlen?

Als Dresdner suchten meine Frau und ich die Totenzahlen der Bombenangriffe vom 13./14. Febraur 1945. Wir haben kein Verständnis dafür, daß Sie bei der falschen Zahl von 35.000 Toten stehenbleiben. Zwar sichern Sie sich durch eine Fußnote und die Berufung auf zwei englischsprachige Arbeiten ab. Sie und unzählige Dredner Bürger wissen, und in vielfacher ausführlicher weltweiter Literatur ist es klar nachlesbar, daß die Zahl von 35.000 Bombenopfern eine Vertuschung und damit eine Lüge ist. In Wahrheit muß man von einem Vielfachen dieser Zahl ausgehen. Zahlenspirale? Aufrechnung? Wer rechnet eigentlich immer zu Ungunsten unseres Volkes auf?

Prof. Rolf Reuter, Berlin

 

 

Zur Meldung "Sowjet-Kommandant wieder Ehrenbürger", JF 8/03, Seite 4

Wahre Befreier

An Befreiung mochten wohl auch Hausherr und Senat im Roten Rathaus gedacht haben, als sie, eine schöne sozialistische Tradition wieder aufnehmend, die Ehrenbürgerschaft für den ersten sowjetischen Stadtkommandanten von Berlin, Generaloberst Nikolai Bersarin, erneuerten. Berauscht von ihrem eigenen, unergründlichen Ratschluß, ist den forschen Stadtvätern nun aber vollends das rechte Augenmaß verlorengegangen, soll doch gleichzeitig kein Geringerer als Paul von Hindenburg, der letzte Reichspräsident, aller Ehren enthoben werden. Was mußte er auch 1914 in Ostpreußen den zaristischen Generalen Samsonow und Rennenkampf in den Arm fallen, da hat die Befreiung 1945 doch viel besser geklappt!

Gerd Kresse, Lagesbüttel

 

 

Zu: "Erfolg statt Ideologie" von Peter Freitag, JF 8/03

Arbeit verschlechtert!

Der Autor hebt lobend hervor, die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) Hamburgs würde für 2002 einen Rückgang um 8,2 Prozent bei Rauschgiftstraftaten aufweisen. Abgesehen davon, daß Polizeiliche Kriminalstatistiken für Aussagen über die Innere Sicherheit absolut untauglich sind, da sie hierfür auch nicht konzipiert, sondern nur seit einigen Jahren von der Politik mißbraucht wurden bzw. werden, täuscht sich Peter Freitag bei seiner Interpretation. Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtmG) sind keine Anzeigedelikte, also Straftaten, die von Bürgern angezeigt werden. Es sind Delikte, die erst durch Polizeiarbeit aufgedeckt und ermittelt werden. Und somit kippt die Interpretation. Steigende Fallzahlen würden also bedeuten, daß die Polizei mehr Kontrolleinsätze, im Volksmund Razzien, durchführt und somit die Rauschgiftdelikte aus dem Dunkelfeld ins sichtbare Hellfeld der PKS zieht. Steigende Zahlen im Bereich von Kontrolldelikten (Rauschgift, Menschenhandel, Zuhälterei, Schmuggel etc.) stehen also für bessere Polizeiarbeit. Insofern ist überraschend und mit großem Bedauern festzustellen, daß sich die Polizeiarbeit in Hamburg im Jahre 2002 im Vergleich zum Vorjahr zumindest auf dem Bereich der Rauschgiftkriminalität verschlechtert hat.

Steve Schwitteck, Berlin

 

 

Zu: "Und wir schrumpfen doch" von Nor-man Gutschow, JF 8/03

Der Benz ist oft wichtiger

Leider wird in dem Artikel nicht gesagt, daß den 734.475 Geburten im Jahre 2001 gemeldete Abtreibungen in Höhe von 135.000 gegenüberstehen (FAZ vom 9. April 2002). Das heißt aber, daß in Deutschland jede 6. Schwangerschaft durch Tötung des Ungeborenen vorzeitig beendet wird.

Diese Zahl ist noch beeindruckender, wenn man weiß, daß über 50 Prozent der Abtreibenden verheiratete Frauen sind, die kein zweites oder drittes Kind haben wollen, bzw. die von ihrem Partner dazu gedrängt werden. Dagegen wirkt die Diskussion um Stammzellenforschung und Präimplantationsdiagnostik lächerlich, denn hier handelt es sich um Zellen, die sich erst nach Einnistung in Plazenta, Eihäute und Embryo differenzieren, wobei die ersteren bei der Geburt verloren- gehen. Bei der Abtreibung handelt es sich aber durchweg um einen kleinen Menschen, der schon einen Kreislauf und ein Nervensystem hat. Wenn diese 135.000 Kinder geboren würden, hätten wir in Deutschland die meisten unserer heutigen Probleme nicht, von der Arbeitslosigkeit bis zur Verabschiedung des deutschen Volkes aus der Geschichte. Aber so lange der Mercedes wichtiger ist als Kinder, ist da wohl nichts zu machen.

Dr. Georg Nesemann, Hofheim-Lorsbach

 

 

Zu: "Der Genius eines Machers" von Steffen Königer, JF 8/03

Turmbau zu Babel vergessen!

Der Bericht ist wirklich beeindruckend. Um so erstaunlicher ist es, daß Königer mit keinem Wort auf den mutigen Kampf des lieben Hartmut gegen die Strafe Gottes beim Turmbau zu Babel eingeht.

Bekanntlich will er bei der Deutschen Bundesbahn die deutsche Sprache abschaffen und durch die englische Sprache ersetzen. Übrigens, wie rücksichtsvoll vom guten Hartmut, für die Reise Berlin-München das Flugzeug zu benutzen. Er wollte doch ganz sicher damit einem anderen Reisenden nicht das Vergnügen einer Eisenbahn-Fahrt nehmen.

Engelbert Kramm, Köln

 

 

Zu: "Es geht um die Freiheit Europas" von Alain de Benoist, JF 7/03

Ausgerechnet Frankreich

Ausgerechnet Frankreich, das seit jeher seine nationalen Interessen rücksichtslos gegen den Rest der EU durchzusetzen pflegt, als Wahrer europäischer Interessen? Ein deutscher Bundeskanzler, der unter Brechung seines Amtseides für ein paar tausend Wählerstimmen die deutsche Außenpolitik verkauft, als Sprecher Deutschlands?

Wie ernst kann man die deutsche Öffentlichkeit nehmen, die ungeniert den amerikanischen Lebensstil kopiert und sich plötzlich in längst überholt geglaubten Ritualen des Antiamerikanismus übt?

Welchen Stellenwert haben die hysterischen Ausbrüche einer linken "Kulturelite", die vor den Verbrechen des Kommunismus siebzig Jahre lang permanent Augen und Ohren geschlossen hat?

Zurück bleibt die Tatsache, daß die weltpolitischen Ziele Deutschlands seit 1945 mit denen der USA deckungsgleich waren und sein werden - was wäre die Alternative?

Im übrigen betreiben die USA mit beneidenswerter Konsequenz das, was in Deutschland wegen unserer lächerlichen Schuld- und Geschichtsneurose seit 1945 tabu ist - konsequente Durchsetzung der machtpolitischen Interessen, Förderung der einheimischen Wirtschaft, Verbreitung der nationalen Kultur. Welche Gesellschaft ist "nationaler"?

Dr. Oliver Ziesenis, Langenhagen

 

 

Zu: "Auf Kosten der Beitragszahler" von Jens Jessen, JF 7/03

Neue Erkenntnisse

Es war neu für mich, daß es Sozialhilfeempfänger ohne GKV-Mitgliedschaft gibt und wie deren "Versorgung" erfolgt, daß heißt also, daß diese einen Privatpatientenstatus genießen. Da wird einem auch klar, warum Ärzte auf diese Klientel ja geradezu erpicht sein müssen (kein Budget und andere - auch für Ärzte - leidige Einschränkungen).

Es handelt sich dabei doch um eine privilegierte Personengruppe, und ich frage mich, wie man zu dieser stoßen kann. Ist daraus vielleicht zu erklären, warum in immer mehr Arztpraxen Hinweisschilder für Patienten in mehreren Fremdsprachen (türkisch, russisch, italienisch, polnisch) zu finden sind, weil zu jenen 20 Prozent Sozialhilfeempfängern vor allem womöglich Angehöriger dieser Länder gehören? 

Hartmut Jakob, per E-Post

 

 

Zu: "Interkulturelle Verständigung" von Werner Olles, JF 7/03

Brückenkopf statt Brücke

Das wie immer informative Zeitschriftenportrait von Werner Olles bedarf in diesem Fall einer Ergänzung bzw. Korrektur. Bei der Zeitschrift "Brücke", die sich im Untertitel "Forum für antirassistische Politik und Kultur" nennt, handelt es sich nicht um "Interkulturelle Verständigung", eher ist das Gegenteil der Fall. Diese offenbar von der JF-Redaktion hinzugefügte Überschrift beschönigt einen Sachverhalt, der längst ein Skandal hätte sein müssen: Eine überwiegend von Ausländern gemachte Zeitschrift, finanziell gefördert von einem saarländischen Multi-Ministerium (das daher wohl den Überblick über seine Subventionsempfänger verloren hat), ist gegründet worden unter dem Motto: "Den Vielvölkerstaat BRD verwirklichen". Integration von Ausländern wird abgelehnt, vielmehr sollen ethnische Brückenköpfe - und eben nicht eine "Brücke"! - geschaffen werden. Daß sich diese Zeitschrift dezidiert gegen deutsche Interessen wendet, ist damit klar. Daß dies, subventioniert durch Deutsche, mit antideutscher Polemik erfolgt, ebenso. Diese Zeitschrift ist eher ein Fall für den Verfassungsschutz.

Dr. Karl Soest, Bonn


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