© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/03 21. Februar 2003


Leserbriefe

Zu: "Europa sagt Nein" von Alain de Benoist, JF 8/03

Religion contra Öl

Angesichts der Popularität der Theorie des "Clash of Civilisations" finde ich es irritierend, daß es bei der Diskussion über "Krieg oder Frieden" ausschließlich darum geht, daß ein Krieg gegen den Irak "ungerecht" und deshalb nicht zu führen sei.

Keine Rolle spielt bei diesen Diskussionen die Frage, ob ein Krieg vielleicht einfach "richtig" wäre. Es hat wohl sowieso nie einen Krieg gegeben, der gerecht war, geschweige denn, daß ein Krieg gerecht geführt werden kann. Einen Krieg zu führen ist immer ungerecht, aber oft war es kein Fehler, es dennoch zu tun.

Die europäischen Kulturen beiderseits des Atlantiks brauchen auf absehbare Zeit Öl. Und Ruhe an den Grenzen. Letzteres ist erforderlich, um dem hochspezialisierten und deshalb wenig robusten System eben diese Spezialisierung zu ermöglichen und die daraus sich ergebende innere Heterogenität bewältigen zu können.

Öl wiederum gibt es in Texas und in der Nordsee. Aber das reicht nicht, zudem braucht man ja Reserven für schlechte Zeiten. Und schlechte Zeiten werden kommen, schon wegen des Mangels an demographischer Vitalität und eines mit ethischer Verwahrlosung einhergehenden Mangels an Wehrhaftigkeit der westlichen Nationen.

Angesichts des blinden Hasses, der sich in der islamischen Welt offensichtlich unter dem Deckmantel einer Religion zusammenbraut, ist dieser Konflikt wohl als unausweichlich zu bezeichnen. Er muß, nicht nur wegen des Öls, sondern auch wegen der geographischen Nähe zu Europa gewonnen werden.

Wenn die oben genannten Voraussetzungen stimmen und insbesondere die arabische Welt sich früher oder später sowieso gegen uns richtet, ist es moralisch zweifelhaft, aber logisch, diese Auseinandersetzung bereits jetzt auszulösen.

Andreas Krieter Bielefeld

 

Auf zum Duell!

Ich liebe Cowboys - die echten, nicht die Möchtegerne wie George W. Bush. Ich liebe auch die großen Show-Downs der guten alten Wild-West-Filme. Zumeist entscheidet ein Duell, ein fairer Kampf Mann gegen Mann. Über Leben und Tod, Recht und Unrecht. Sowohl der "Gute" als auch der Bösewicht drücken sich nicht um ihre Verantwortung.

Stellen Sie sich vor: George W. Bush fordert Saddam Hussein im Hauptabendprogramm zur besten Sendezeit zum Duell. Und die ganze Welt ist live dabei. Mit den TV-Einnahmen und dem Anteil an den Quoten des globalen Wettbüros könnte man die jeweils maroden Budgets sanieren. Das Volk des "Verlierers" trägt einige Wochen Staatstrauer, hat aber keinen einzigen seiner Soldaten verloren. Und Munition und Treibstoff hat man auch gespart. Wäre das was? Mir fällt im Moment nur ein Spielverderber ein: die Rüstungsindustrie. 

Walter Koren, Fötschach

 

 

Zu: "Zu wenig Macht, zu wenig Geist" von Doris Neujahr, JF 7/03

Unterschätzter Kanzler

Wie viele andere, kritisiert Neujahr Bundeskanzler Schröders Verhalten zum Irakkrieg, und nach meiner Meinung unterschätzt sie vollkommen die beträchtliche Bedeutung von Schröders Mißbilligung der amerikanischen Auslandspolitik. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschlands wagt ein Bundeskanzler, der Politik der USA zu widersprechen und damit eine selbständige Politik zu führen. An seinem Versprechen, "solange ich Bundeskanzler bin, wird Deutschland nicht an diesem Krieg beteiligt sein" hält Schröder (übrigens gegen viele Voraussagungen in den Medien) fest. Wenn er sein Versprechen nicht gehalten hätte, würden ihm zweifelsohne Unehrlichkeit vorgeworfen werden, weil er aber an seinem Versprechen festhält, wird ihm vorgeworfen, Deutschland in die Isolation zu führen. "You can't win", wie man auf Englisch sagt.

Hinter den Kulissen ist Schröder bestimmt einem enormen Druck ausgesetzt, seine Eigenständigkeit einzustellen und sich dem großen pro-USA Bündnis anzuschließen. Er hat etwas Besseres verdient, als von Frau Neujahr angeprangert zu werden. Vielmehr braucht er Unterstützung und Dankbarkeit. Vergleichen wir nur die Politik seiner Regierung mir der der CDU, die einmal mehr als unselbständiger, selbstzufriedener, verräterischer Vasall Israels und Amerikas fungiert.

Michael Walker, Köln

 

 

Zu: "Der atlantische Graben" von Alain de Benoist, JF 06/2003

Paradigmenwechsel

In der bisherigen Berichterstattung zur Irak-Krise wurden in den allgemeinen Medien zwei Themenfelder nur gestreift, obwohl sie von zentraler Bedeutung sind: Die unterschiedlichen Interessenlagen der USA und Europas sowie die Frage, wer wen wirklich bedroht. In dem Streit zwischen Berlin und Washington geht es nur vordergründig um den Irak, dahinter steht ein Paradigmenwechsel von großer Tragweite. Seit dem Wegfall der Gefährdung durch die Sowjetunion benötigen die Europäer den Schutz der Vereinigten Staaten nicht mehr. Dennoch verhalten sich die USA weiter wie eine Schutzmacht, die dem Alten Kontinent vorschreiben will, was er zu tun und zu lassen habe. Dies hat zwangsläufig zur Folge, daß sich die Interessen der USA und Europas immer weiter voneinander entfernen und sich Europa geradezu von den USA emanzipieren muß, wenn es nicht als die "Europäischen Kolonien der Vereinigten Staaten" aus der Weltgeschichte verschwinden möchte. Wirklich antieuropäisch verhält sich eine Minderheit der europäischen Staaten wie England, Italien, Polen usw., die sich von den USA als Fünfte Kolonne gegen die Achse Paris-Berlin-Moskau einspannen läßt, welche bereits heute die Keimzelle eines neuen, freien und starken Europas darstellt.

Hansjörg Müller, Bayreuth

 

Falsche Denkansätze

Die ganze Aufregung um Rumsfelds Äußerungen ist nicht nachvollziehbar. Dokumentiert sie doch nur falsche Denkansätze. Der Nationalstaat in Europa stellt einen Anachronismus dar, was sich in dieser Zeit besonders beweist. Frankreich und Deutschland sind seit der EU-Erweiterung nach Osten nicht mehr der Mittelpunkt Europas, und die Uneinigkeit bis Handlungsunfähigkeit, gerade in weltstrategischen Geschehnissen ist ja nun wieder einmal sichtbar. Die US-Regierung hat doch recht, wenn sie das Gehuste überholter Nationalstaaten nicht ernst nimmt. Solange Europa seine Hausaufgaben nicht macht, bleiben wir bei "Von Griechenland zu Rom". Und auf den neuen deutschen Weg kann man ja wirklich verzichten. 

Rainer Karow, Karby

 

 

Zu: "Verlorene unter Verlierern" von Hans-Joachim von Leesen, JF 6/03

Taktiken

Die Taktik der Sowjetunion, die deutschen Kriegsgefangenen nicht zu entlassen, sondern als Kriegsverbrecher rechtskräftig zu verurteilen, begann 1949. Sie wurden in Scheinprozessen mit konstruierten Schuldzuweisungen zum Tode verurteilt und dann zu 25 Jahren Straflager begnadigt. Einen Verteidiger gab es nicht, eine Verteidigung erwies sich als unmöglich. Von dem Verurteilten mußte ein in russischer Sprache abgefaßtes Protokoll unterschrieben werden. Die Verhältnisse in den Straflagern waren so, daß viele diese Zeit nicht überlebt haben. Die Verurteilung wurde auch nach der Entlassung als rechtskräftig angesehen, und nur auf Antrag konnte von den Überlebenden nach 1992 eine Rehabilitation erreicht werden. Dies gilt allerdings bis jetzt nicht für Weißrußland, wo noch heute die Urteile als rechtskräftig angesehen werden.

Dr. Gustav Krüger, Herrenberg

 

 

Zu: "Die mit den Wölfen heulen" von Alexander Griesbach, JF 6/03

Angriffskrieg

Herrn Todenhöfer sei Dank gesagt: er ist der erste Politiker, der das Kind beim Namen nennt, nämlich Vorbereitung eines Angriffskrieges, wofür nach 1945 Hunderte deutsche Soldaten und Politiker durch den Strang hingerichtet wurden. Und daran waren auch Amerikaner beteiligt!

Hans Rantz, Stolberg

 

 

Zu: "Kampf um die Erinnerung" von Thorsten Thaler, JF 6/03

Unwürdiges Kriechertum

Gut, daß Sie in dieser Ausführlichkeit über die Lawine berichtet haben, die ein von Selbsthaß und Nationalmasochismus zerfressener Landsberger Ex-Lehrer losgetreten hat!

Daß sich der bayerische Justizminister - mit Rückendeckung Stoibers? - so tief erniedrigt hat, dem Akt blinden Hasses und unversöhnlicher Rachegelüste über das Grab hinaus den Weg zu ebnen, ist einfach schändlich und unfaßbar und widerspricht christlich-abendländischem Decken!

Ist bei all dem vorauseilenden Gehorsam wohl bedacht worden, daß die Auslöschung dieses Friedhofs nun höchstwahrscheinlich der willkommene erste Schritt zur Vernichtung unzähliger Soldatenfriedhöfe und Soldatendenkmäler wird?

Wer diese unwürdige Zurschaustellung deutschen Untertanengeistes und Kriechertums nicht einfach so hinnehmen will, der möge jetzt zum Füller greifen!

Christa Braun, Hattenhofen

 

 

Zur Meldung: "USA bieten der Türkei vier Milliarden Dollar", JF 6/03

Gekauft

Nachdem bekannt geworden ist, wie die Türkei mit vier Milliarden Dollar gefügig gemacht wurde, erhebt sich die Frage, ob die gefälligen Verlautbarungen von 8 der 25 europäischen Regierungs-Chefs im Wallstreet Journal billiger waren.

Lothar Hoffmann, Bücken

 

 

Zu: "Kein negatives Privileg einer Partei" von Georg Meier, JF 6/03

Foto eines Generals

Das Foto, welches dem hervorragenden Bericht über die Kriegsverbrechen im 20. Jahrhundert beigegeben ist, entstammt nicht der Presse-Agentur (dpa), wie angegeben, sondern dem US-amerikanischen "Signal-Korps" und stellt nicht nur einen "Deutschen Offizier vor der Exekution durch US-Soldaten", wie von der JUNGEN FREIHEIT untertitelt, sondern einen General dar. Es ist dies General der Infanterie Anton Dostler, der 1945 in Italien standrechtlich von der US-Army erschossen worden ist. 

Peter Hild, Potsdam

 

 

Zu: "Massenschicksal Einsamkeit" von Ulrich Beer, JF 5/03

Wie Medizin

Einsamkeit braucht jeder Mensch. In der richtigen Dosierung ist sie eine Medizin und wirkt Wunder auf die menschliche Seele. Jedoch in unserer hektischen, gefühlsarmen Zeitepoche ist es in der Tat wie eine Seuche, wenn sich Menschen zu einsam und verlassen fühlen, damit in keiner Weise zurechtkommen und sehr darunter leiden. Nicht jeder hat verständnisvolle Angehörige, die Kraft und Möglichkeit unter Menschen zu kommen, Kontakte zu knüpfen, Hobbies zu pflegen.

Wir alle sollten ernsthaft nachdenken, wie diese Situation zu ändern ist, wo ein Wille ist, gibt es auch einen Weg. Oft hilft schon eine liebevolle Geste, aufmunternde Worte, auch am Telefon, Handy, um sich nicht einsam und verlassen zu fühlen, oder sogar ein Haustier, das wieder neuen Lebensmut gibt.

Lothar Meier, Dortmund

 

 

Zu: "Wir sind alle Amerikaner" von Alexander Griesbach, JF 4/03

Hoffnung des Irrtums

Alexander Griesbach meint, daß "der imperiale Einfluß der USA vor allem auf einer kulturellen Übermacht" basiere. Er spricht von der "kulturellen Wirksamkeit", die mit "mimetischer (Anm.: getarnter) Replikation" angegangen werde. Griesbach zitiert den ehemaligen US-Sicherheitsberater Brzezinski, der die Macht der USA "zu einem großen Teil auf die beherrschende Stellung auf dem weltweiten Medienmarkt" begründete, begünstigt durch den "freien Fluß der Information", wesentlich durch das Internet, das bekanntlich anfangs durch die US-Regierung subventioniert wurde.

Die beachtenswerte Arbeit Griesbachs erinnert an eine 1916 gemachte Prophezeiung von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie: "Es wird nicht lange dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles Denken von Amerika, ein Gesetz erlassen, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken."

Bleibt zu hoffen, daß sich Steiner wie auch Griesbach wenigstens ein wenig geirrt haben. 

Karl Betz, Reiskirchen

 

 

Zu: "Nicht zum Schweigen zu bringen" von Karlheinz Weißmann, JF 3/03

Diffamierungen

Zum gleichen Anlaß brachte der Südwestdeutsche Rundfunk einen Beitrag in seinem Kulturprogramm (SWR II, Journal, 11. Januar 2003). Inhaltlich beschränkte sich der SWR weitgehend darauf, Ernst Nolte als "unseriös" zu diffamieren. An zwei Stellen wurde er der Vielzahl seriöser Historiker gegenübergestellt. Deren Seriosität wurde weder belegt noch wurden sie benannt. Nun heißt seriös, laut Duden, "ernsthaft, gediegen, anständig". Originalton SWR: "Die seriösen Historiker machen einen Bogen um ihn." Als weiteres Argument für Noltes mangelnden Anstand wurde angeführt, daß die FAZ keine Beiträge von ihm mehr bringt.

Verantwortlich für die Sendung: Michael Altrichter; Autor des Beitrages: Reiner Volk; Manuskript des Beitrages für Hörer leider nicht verfügbar. Der Rundfunk wird zum Propaganda-Instrument einer Minderheit. Und hier offenbart sich auch die unbedingte Notwendigkeit Ihrer Wochenzeitung.

Martin Schulz, Beltheim

 

Hoffnungen

Die offizielle Behandlung der unmittelbaren Nachkriegszeit erfolgt in der Regel so, daß man von einem ziemlich plötzlich eintretenden "Kalten Krieg" spricht. Daß das so sein muß, ist wohl der Bündnispolitik der Alliierten geschuldet, die sehr wohl um die Zielsetzungen ihres östlichen Partners wußten. So wurden nachfolgend Begriffe wie "kommunistische Internationale" oder gar "Weltrevolution" geradezu getilgt, weil gerade sie einen Wirkmeachanismus kennzeichnen, der das Plateau der Theorie schon in Richtung Praxis verlassen hatte. Ernst Nolte ist es zu danken, daß diese gezielte Vernebelung aufgehellt wurde. Der daraufhin losgetretene "Ideologenstreit" wird auf die Dauer ohne Erfolg bleiben, da Geschichtswissenschaft nicht durch "Volkspädagogik" ersetzt werden kann. Deutliche Anzeichen für diesen Wahrheitsprozeß sind nicht mehr wegzuretuschieren!

Dr. Dieter Kipsch, Gröditz

 

 

Zu: "Rückzugsgefechte der Siegerpropaganda" von Hans-Joachim von Leesen, JF 4/03

Vollstrecker und Befürworter

Wen wundert es, daß unsere ewigen Vergangenheitsbewältiger und Umerzieher die planmäßigen Bombardements deutscher Städte und den Massenmord der Zivilbevölkerung immer noch zu entschuldigen suchen.

Tatsächlich sind die Westmächte in ihrer strategischen Luftkriegsplanung dem italienischen General und Kriegstheoretiker Douhet gefolgt, der in seiner Publikation "Luftherrschaft" (1921) die Auffassung vertreten hatte, Luftangriffe sollten gerade auch die Zivilbevölkerung treffen.

Zu den eifrigsten Befürwortern und Vollstreckern dieser Art der Kriegführung gehörten der vielgerühmte Winston Churchill und sein mit einem Denkmal geehrter Luftmarschall Harris.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

 

Zu: "Lebensorientiert lernen" von Heiner Hofsommer, JF 4/03

Lehrer sind überfordert

Wenn ein Mindestmaß an Erziehung im Elternhaus nicht vorhanden ist und auch Lehrer mit den Schülern nicht klarkommen, sollten pädagogische Einrichtungen mit entsprechend geschultem Personal, das genügend Einfühlungsvermögen besitzt, greifen. Auch im Freundes- und Bekanntenkreis finden sich oftmals geeignete Personen.

Lehrer sind mit einer Überzahl an Schülern total überfordert, sie wissen damit in keiner Weise umzugehen, fordern damit die katastrophalen Zustände geradezu heraus. Auch ausländische Schüler würden sich mit Sicherheit bei entsprechender Behandlung lernwillig und zugänglich zeigen, das Deutschlernen klappt dann auch viel besser. Man sollte sich über diese Probleme im Interesse aller ganz ernsthafte Gedanken machen.

Uta Fritzsche, Mönchengladbach


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