© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/03 14. Februar 2003

 
Leserbriefe

Zu: "Schuß vor den Bug" von Paul Rosen, JF 7/03

Rollenkartelle

Ein Erdrutschsieg! Aber für wen eigentlich? Es ist lange her, daß ich mich über einen Sieg der "Christlichen" freuen konnte, und ärgern, wenn die linkere Partei gewann. Selbst wenn Schröder abgelöst würde, ein CDU-Kanzler folgt ihm nach, was ändert sich?

Ob ein Kanzler aus dieser oder aus jener politischen Ecke kommt, es scheint, daß Wahlen wirklich nichts ändern, daß wir immer wieder dasselbe Kartell mit verteilten Rollen wählen. Ein Großteil der Bürger verzichtet folgerichtig auf ein Wahl-"Recht", das nur zum Schein besteht. Rettung aus dieser Zwickmühle versprechen tatsächlich nur noch jene Bestrebungen, die aus dem System ausbrechen wollen, durch Montagsdemonstration, durch Aufstand (Baring: "Bürger auf die Barrikaden"), durch den Aufstand der (wirklich) Anständigen. 

Dr. Gunther Kümel, Frankfurt am Main

 

Pest und Cholera

Wieder einmal konnten die Deutschen zwei neue Landtage wählen und hatten hierzu die Wahl zwischen Pest und Cholera. Während Roland Koch in Hessen, scheinbar auch für das konservative Volk, tatsächlich passabel regiert, haben die Bürger in Niedersachsen dem Politkarrierist Gabriel endlich einmal die ganz rote Karte gezeigt. Das Kalkül Münteferings aus dem Sauerland und dem regierenden Hauptstatisten Gerhard Schröder ist nicht aufgegangen, das Wahlvolk ist nicht so dumm, wie es die Wegbereiter rot-roter Koalitionen im Rahmen ihres langen Marsches nach links gern wieder gehabt hätten: Das zuletzt liederlich zusammengestellte Manövermaterial Irakkrieg ließ sich nicht ein zweites Mal mit Erfolg ausschlachten, zu klar ist die verlogene und dilettantische Regierungs-"Arbeit", die sich Schröder, Fischer & Co. meinen leisten zu können.

Daß der Prototyp und Inbegriff des Verlierers, Christian Wulff, nun Ministerpräsident in Niedersachsen wird und seinen Vorgänger Gabriel als allenfalls körperliches Schwergewicht enttarnt hat, kann nur als Minimalerfolg gewertet werden. Profil und Kante ist vom eher noch "Jungen" denn "Wilden" Wulff kaum zu erwarten, viel zu sehr hing er jahrelang am Rockzipfel des linken CDU-Flügels und um die ebenso farb- wie langfristig erfolglose Physikerin Merkel, die konservative Kräfte zu Recht gern durch Vermittlung in die Präsidialkanzlei am Berliner Spreeufer von der Liste der CDU-Protagonisten mit Kanditaturansprüchen gestrichen sehen wollen. 

Daniel Jung, Berlin

 

 

Zu: "Der atlantische Graben" von Alain de Benoist, JF 6/03

Es geht ums Öl

Wenn es darum ging, eine unliebsame Regierung zu stürzen, so waren CIA, Mossad & Co. auch in der Vergangenheit nicht zimperlich, sich solcher "Despoten" zu entledigen. Es fanden sich bisher immer Möglichkeiten, unliebsame Personen loszuwerden, und diese hätten sich in diesem Falle sicher auch bereits seit langem finden lassen.

Also geht es darum, sich eine Vormachtstellung zu sichern. Und dies liegt nahe, wenn man die Verknüpfungen Bush-Rumsfeld & Co. mit der Ölindustrie betrachtet ("Das Kartell", ausgestrahlt am 22. Januar 2003 in der ARD).

Es geht also nicht um Saddam, sondern darum, daß er sich bisher einer Übernahme der Ölvorkommen durch amerikanische Multis widersetzte. Deshalb ist er unbequem geworden.

Im Irak - wie zuvor auch in anderen Ländern - werden die Amerikaner alles in Schutt und Asche legen, um sich dann hinterher die Aufträge für den Wiederaufbau zu sichern und sich großzügig wieder als Retter aufzuspielen, wobei sie aber an den gegebenen Krediten und Aufbauhilfen wiederum kräftig verdienen.

Die angebliche wirkliche Bedrohung von Bomben- oder Chemieattentaten, sie wird durch einen Krieg nicht beseitigt. Im Gegenteil, sie wird sogar noch erhöht, denn was passiert, wenn bei einem solchen Bombardement irgendwo im Irak eine solche Chemiefabrik getroffen wird?

Und die Scheinheiligkeit des ganzen Theaters wird dadurch noch verstärkt, daß die Amerikaner sich selbst vorbehalten, Chemie- oder Nuklearwaffen bei diesem angeblich notwendigen Krieg einzusetzen!

Monika Ewert, Aschaffenburg

 

USA auch entwaffnen

Seit dem Wegfall der Gefährdung durch die Sowjetunion benötigen die Europäer den Schutz der Vereinigten Staaten nicht mehr. Dennoch verhalten sich die USA weiter wie eine Schutzmacht, die dem Alten Kontinent vorschreiben will, was er zu tun und zu lassen habe. Dies hat zwangsläufig zur Folge, daß sich die Interessen der USA und Europas immer weiter voneinander entfernen und sich Europa geradezu von den USA emanzipieren muß, wenn es nicht als die "Europäischen Kolonien der Vereinigten Staaten" aus der Weltgeschichte verschwinden möchte. Wirklich antieuropäisch verhält sich eine Minderheit der europäischen Staaten wie England, Italien, Polen usw., die sich von den USA als Fünfte Kolonne gegen die Achse Paris-Berlin-Moskau einspannen lassen, welche bereits heute die Keimzelle eines neuen, freien und starken Europas darstellt.

Bisher gibt es keine logische Erklärung dafür, warum der kleine Irak die übermächtigen USA sowie die ganze Welt bedrohen sollte, was Präsident Bush als Hauptargument für seinen geplanten Krieg anführt. Die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak ist nicht bewiesen, und selbst wenn der Irak diese besäße, heißt das noch lange nicht, daß er sie einsetzen würde und deshalb ein Krieg geführt werden muß. Dann müßten konsequenterweise auch China, Indien, Israel, Pakistan und alle anderen Atommächte in Grund und Boden gebombt werden. Präsident Bush gibt ja zu, sich diese Option auch gegenüber dem Irak offenzuhalten. Insofern sei die Frage erlaubt, ob die Vereinten Nationen neben dem Irak nicht gleich die USA mit entwaffnen sollten, die wahrscheinlich die größere Bedrohung für andere Völker darstellen.

Hansjörg Müller, Bayreuth

 

 

Zum Pro & Contra: "Fremdsprachen ab der ersten Klasse?", JF 6/03

Am Kern vorbei

Der bisherige Usus, erste Fremdsprache im fünften Schuljahr (meistens wohl Englisch), bedeutet nach meiner Berufserfahrung durchaus keinen Mangel. Wenn die Aussprache als Indikator dienen darf - diesbezüglich ist das Niveau aus dem Stand sehr hoch - wohl aufgrund der vor- bzw. außerschulischen Vertrautheit mit der Popmusik. Weiterhin ist auch deshalb keine Hektik angebracht, wenn man die lächerlich geringe Anzahl der deutschlernenden Engländer und Franzosen heranzieht.

Geben wir unseren Kindern (am besten schon spätestens im Kindergarten) die Chance, ihre Muttersprache als gemeinschaftsstiftende, zweite Heimat zu erfahren und in sich aufzunehmen, bevor sie von der Flut angelsächsischer Sprachmuster überspült werden. Beispielsweise mit Kinder- oder Volksliedern, bevor einseitige "moderne" Hörgewohnheiten sich einnisten. Mit Geschichten, Märchen und Sagen, bevor Comic-Flachköpfigkeit und Sprechblasen-Unwesen sie geistig verarmen lassen. Auf daß bei ihnen gehaltvollere Denkinhalte "die besten Plätze" besetzen und als Dreingabe Wortschatz, Sprachstil und Grammatik geschult werden. Hier kann die Konkurrenz einer zweiten Sprache nur stören.

Jürgen M. Streich, Alveslohe

 

Sprachhierarchie andenken

Auf der individuellen Ebene ist das Erlernen von Fremdsprachen sicherlich vorteilhaft. Beim Reisen und Geschäftemachen mag es helfen, dreisprachig zu sein. Es gibt aber nicht nur die individuelle, sondern auch eine nationale Ebene.

Wenn mit der bekannten deutschen Lernbegierde und Sprachflexibilität nun deutsche, skandinavische und holländische Kinder dreisprachig werden, aber mit der bekannten mediterranen Sprachsturheit Spanier, Franzosen und Italiener ihre eigene Sprachkultur pflegen und ihre Kinder trotz aller Vorteile und EU-Auflagen nicht gerade zum Erlernen nordischer Sprachen ermuntern, dann darf man mit ruhigem Gewissen vom Anfang einer neuen und vielleicht letzten Romanisierungswelle reden, vor der auch die Englischsprecher nicht verschont bleiben dürften.

Der individuelle, kurzfristige Vorteil beim Reisen und beim Geschäftemachen wiegt das kaum auf. Die meistgesprochene Sprache in der EU ist Deutsch. Deutsch wie Französisch ist eine der Gründersprachen der EU, hat aber nur einen Stellenwert wie Dänisch. Statt sich um Assimilierung der deutschen Kinder an den Rest Europas zu bemühen, sollten sich die Sprachverantwortlichen in Berlin erst einmal um eine Erstellung einer demokratischen Sprachhierachie kümmern.

Gernot Riemenschneider, Linz

 

Notwendigkeiten

Vor einigen Jahren verbrachte ich ein paar Wochen im ukrainischen Lemberg. Noch war das Land kommunistisch. Der Oberbürgermeister der Millionenstadt bat mich, ihm einen Gefallen zu tun. In drei der städtischen Grundschulen wurde von der ersten Klasse an Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Die Rektorin der Schule hatte ihn gebeten, zu vermitteln, daß ich dort zu den Schülern spräche. Diese hatten noch nie einen Deutschen gesehen oder gar sprechen gehört. Die Lehrkräfte selbst hatten die Sprache auf der Universität gelernt. Das arme Land leistete sich für die Bildung ihrer Kinder diese Ausgabe.

Es ist traurig, daß die Kinder unseres reichen Landes wegen Lehrermangels keine Fremdsprache erlernen können. Das Wort von der möglichen Überlastung der Kinder ist eine Ausrede unserer verantwortlichen Kultusminister, welche behaupten, sich keine Fremdsprachenlehrkräfte leisten zu können oder befürchten, die Kinder zu überfordern. Nicht nur ich kenne Familien, in denen abwechselnd drei und auch mehr verschiedene Sprachen gesprochen werden.

Dr. Phillipp Freiherr von Redwitz, München

 

 

Zu: "Kampf um die Erinnerung" von Thorsten Thaler, JF 6/03

Symptomatisch

Die Art und Weise, wie hier ein ganzer Friedhof entfernt werden soll, nur weil er angeblich zur Pilgerstätte von "Rechtsradikalen" wurde, ist symptomatisch für unsere Pseudodemokratie. Ich habe den Friedhof inzwischen genau dokumentiert und werde das Ergebnis in Kürze auf der Internetseite  www.d-direkt-bayern.de/totenehrung  veröffentlichen.

Roland Wuttke, Mering

 

 

Zur Dokumentation: "Die Rebe trägt überall Früchte", JF 6/03

Papstbildchen

Sie sollten im Titel Ihres Blattes ergänzen: "Zeitung für Politik, Kultur und Christentum", dann wäre die Mammut-Dokumentation der Ratzinger-Note begründet. Dann könnte man auch regelmäßig ein, zwei Seiten Bibeltext oder aktuelle Hirtenbriefe abdrucken. Und statt der ohnehin fragwürdigen "Erste Sätze"-Spalte Papstbilder zum Sammeln ins Heft nehmen. Und eine Leseraktion - möglicherweise auch als Buchprojekt? - zum Thema Beichte, Sünde, Fegefeuer. Dann auch ruhig mehr Enthüllungen à la Harry Potter, die Satanistenlektüre!

Undine Rathenow, Anklam

 

Abwechslung erforderlich

Ich möchte meine Kritik nicht an diesem einzelnen Artikel aufhängen, denn kein Leser kann erwarten, daß ihm jeder Beitrag zuspricht. Jedoch wird in diesem Glied einer Kette seit einigen Monaten eine Tendenz sichtbar, die mich fragen macht, ob die JF vielleicht eine katholische Zeitung geworden ist? Es ist ja nun kaum zu übersehen, daß die Berichterstattung über die katholische Kirche einen verstärkten Schwerpunkt in Ihrer Zeitung einnimmt. Ich kann ja beispielsweise die positive Berichterstattung über jene zutiefst obskure Organisation Opus Dei noch als trotzige Reaktion auf die taz nachvollziehen, aber restlos verblüfft bin ich, wie dabei manche Ihrer Autoren ihre sektiererisch anmutenden Positionen mit "wahrem Christentum" gleichsetzen wollen.

Darf ich deswegen den Vorschlag unterbreiten, die JF berichte abwechslungsweise einmal über "Christen in den christenheitlichen Kirchen"? Wird zwar ein vergleichsweise kurzer Beitrag, aber ein Versuch wäre es doch wert, oder? Oder wie wäre es mit einer Analyse, inwieweit katholischer Katechismus und Bibel miteinander in Übereinstimmung zu bringen sind? Das wäre für manche Überraschungen gut.

Letztendlich geht es mir nur darum, daß auch die Meinungen und Interessen von Lesern anderer Glaubensrichtungen, egal ob kulturelle Christen, Protestanten und Katholiken aller Couleur und auch Atheisten von der JF nicht vergessen werden. Oder sind nur die "orthodoxen Katholiken" die wahren, die besseren Konservativen? 

Daniel Körtel, per E-Post

 

Aufgezwungene Religion

Kardinal Ratzinger betont: "Auch die Freiheit der Eltern in der Erziehung ihrer eigenen Kinder ist ein unaufgebbares Recht." Wie läßt sich das vereinbaren mit der Forderung der Kirche nach Kruzifixen in allen Klassenzimmern? Hier wird den Kindern von Heiden, Juden, Atheisten und anderen Nichtkatholiken der Katholizismus de facto als einzige staatlich sanktionierte Religion aufgezwungen, ohne Rücksicht auf die Freiheit und die Meinung der Eltern in der Erziehung. Das Recht auf Leben hätte die Kirche proklamieren sollen, als sie die Macht hatte, Millionen Heiden, Juden, Ketzer und Hexen zu verbrennen.

Hans Rustemeyer, Limbach

 

 

Zu: "Tage von Potsdam" von Steffen Königer, JF 5/03

Tatsachen

Mit der Vergeßlichkeit gewisser Politiker könnte man ganze Bücherregale füllen. So haben die Sozialdemokraten bestimmt vergessen, daß sie im Mai 1933 Hitlers außenpolitischer Rede zujubelten, sich von den Plätzen erhoben und dann mit den nationalsozialistischen Abgeordneten die Nationalhymne sangen. Natürlich haben sie auch vergessen, daß ihr Innenminister Wilhelm Sollmann in einem Inserat der Rheinischen Zeitung, vom 14. März 1932 die Wähler aufforderte: "Weil wir Deutschland lieben, wählen wir Hindenburg!"

Georg Wiesholler, Ottobrunn

 

 

Zu: "Heimatlos ins Internet" von Matthias Bäkermann, JF 5/03

Inkonsequente Zensoren

Normalerweise würde ich nie den Internet Explorer, AOL oder eine Rechtschreibprüfung benutzen. Nach Ihrer Glosse habe ich das Zeug aber installiert und damit viel Spaß gehabt. Meine Suche nach weiteren Reizwörtern offenbarte die Inkonsequenz der Zensoren: Neger, Zigeuner und Fidschi, Volksgemeinschaft, arisch und reinrassig gingen unbeanstandet durch; lediglich "Volk" und "Sippe" wurden aus den gleichen Gründen wie "Heimat" verworfen.

Hans Christof Tuchen, Berlin

 

 

Zur Meldung: "Fünf Jahre Haft für illegalen Waffenbesitz", JF 3/03

Abhängiger Bürger

Nach den Morden von Dublane wurde in Großbritannien der private Waffenbesitz de facto abgeschafft. Seitdem ist dort die Kriminalitätsrate stark angestiegen. So beispielsweise Wohnungseinbrüche bei Anwesenheit der Bewohner. Die Täter können ja davon ausgehen, auf keinerlei ernsthafte Gegenwehr mehr zu stoßen. Abgesehen davon halten sich Kriminelle an kein Waffengesetz. Es mutet angesichts dessen geradezu grotesk an, wenn die britische Regierung nun das Waffenrecht weiter verschärfen will, anstatt es zu liberalisieren. Bei den in der westlichen Welt um sich greifenden Einschränkungen des privaten Waffenbesitzes geht es meines Erachtens nicht so sehr um die vielbeschworene "innere Sicherheit", sondern vielmehr um die Schaffung eines möglichst vom Staat abhängigen Bürgers.

Peter Neumeyer, Deuerling

 

 

Zu: "Nicht zum Schweigen zu bringen" von Karlheinz Weißmann, JF 3/03

Aufgehellte Vernebelung

Die offizielle Behandlung der unmittelbaren Nachkriegszeit erfolgt in der Regel so, daß man von einem ziemlich plötzlich eintretenden "Kalten Krieg" spricht. Daß das so sein muß, ist wohl der Bündnispolitik der Alliierten geschuldet, die sehr wohl um die Zielsetzungen ihres östlichen Partners wußten. So wurden nachfolgend Begriffe wie "kommunistische Internationale" oder gar "Weltrevolution" geradezu getilgt weil gerade sie einen Wirkmechanismus kennzeichnen, der das Plateau der Theorie schon in Richtung Praxis verlassen hatte. Ernst Nolte ist es zu danken, daß diese gezielte Vernebelung aufgehellt wurde. Der daraufhin losgetretene "Ideologenstreit" wird auf die Dauer ohne Erfolg bleiben, da Geschichtswissenschaft nicht durch "Volkspädagogik" ersetzt werden kann. Deutliche Anzeichen für diesen Wahrheitsprozeß sind nicht mehr wegzuretuschieren!

Dr. Dieter Kipsch, Gröditz


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen