© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/03 14. Februar 2003

 
Frisch gepresst

Richard Wagner. In den letzten Jahren ist der weltanschauliche Gehalt von Richard Wagners Musikdramen und seiner theoretisch-polemischen Schriften immer stärker auf die von Thomas Mann geprägte Formel zugespitzt worden, es sei viel Hitler in Wagner. Mit dem Bayreuther Meister war also ein weiterer "Vordenker der Vernichtung" zur Fahndung ausgeschrieben. Auch ein so versierter Wagner-Kenner wie der Hamburger Publizist Joachim Köhler konnte der Versuchung dieses Zeitgeistes nicht widerstehen und präsentierte 1999 eine Studie mit dem knalligen Titel "Wagners Hitler. Der Prophet und sein Vollstrecker". Gegen solche grellen Töne sticht die Untersuchung des katholischen Theologen Peter Hofmann äußerst wohltuend ab, der den religiösen, weltanschaulich-mythologischen Gehalt des Künstlers analysiert, der wie kein anderer der großen Tonsetzer auch ein großer Nach-Denker nicht nur Ludwig Feuerbachs war (Richard Wagners politische Theologie. Kunst zwischen Revolution und Religion. Schöningh Verlag, Paderborn 2003, 308 Seiten, Abbildungen, 39,80 Euro).

Stalingrad. Rechtzeitig zum sechzigsten Jahrestag der Kapitulation des Stalingrader Kessels hat der Münchener Herbig-Verlag eine Sonderausgabe des bereits 1992 erschienenen Buches "Stalingrad. Sieg und Untergang der 6. Armee" von Paul Carell herausgegeben. Darin schildert der bekannte Chronist des Zweiten Weltkrieges in seiner unverwechselbaren Art, mit vielen zusammengetragenen Fakten aus Primärquellen und Sekundärliteratur kurzweilige Prosa zu formen, das Scheitern der schlagkräftigsten Einheiten der deutschen Wehrmacht an der Wolga (München 2003, 240 Seiten, 14,80 Euro).

Vertreibungen. Ein interessanter Beitrag zur Geschichte der Vertreibungen während des Zweiten Weltkrieges stellt die Publikation des im ostpreußischen Allensteiner ansässigen Verlages Borussia dar. In diesem Dokument kommen sowohl die ab 1945 aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen als auch 1939 aus Westpreußen und dem Warthegau vertriebene Polen in Form von Augenzeugenberichten zu Wort. Dabei ist es das Ziel des Buches, daß sich sowohl alte als auch neue Bewohner der deutschen Ostprovinzen "endlich in ihrem Leid begegnen" (Vertreibung aus dem Osten. Allenstein 2002, 519 Seiten, Vertrieb über Fibre Verlag, Osnabrück, 24,50 Euro).


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen