© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/03 07. Februar 2003


Leserbriefe

Zum Pro & Contra "Fremdsprachen ab der ersten Klasse?", JF 6/03

Leistungsmessung erforderlich

Dafür sprach sich Herr Prof. Puchta aus, als "Experte für frühes Fremdsprachenlernen" bezeichnet. Er behauptet frisch weg, "Erfahrungen in Grundschulklassen, in denen bereits eine Fremdsprache unterrichtet wird, (hätten) die Gegenargumente wie zu frühe Überforderung oder erst einmal richtig Deutsch lernen widerlegt", ohne Beweise anzuführen oder zumindest zu differenzieren. Es stimmt natürlich, daß Kinder, je jünger um so leichter lernen, aber wie fundiert ist das, und welches Gewicht sollte das Verstehen fremder Kulturen haben gegenüber dem Verwurzeln in der eigenen Kultur, was nur durch den möglichst vielfältigen Umgang mit der eigenen Muttersprache geschehen kann?

Ich unterrichtete acht Jahre an Auslandsschulen und am hiesigen Ort als erster Lehrer überhaupt Kinder von Ausländern. Ich maße mir keine besondere Kompetenz in dieser Frage an, trage nur Folgendes zu dieser Thematik bei: Begabte Kinder lernen auch eine zweite Sprache verhältnismäßig leicht, sofern sie in einer Sprache wirklich "zu Hause" sind. Für weniger begabte Kinder oder solche aus schwierigem sozialen oder familiären Umfeld ist die zweite Sprache eine kaum zu bewältigende Hürde, mit dem Erfolg, daß beide Sprachen ungenügend beherrscht werden. Man lese die Pisa-Studie!

Aus irgendwelchen ideologischen, sozialutopischen oder versteckten wirtschaftlichen Gründen immer neue Themen und Bereiche in die Schule hineinnehmen zu wollen, bewirkt in großem Maße das Dilemma, unter dem unsere Schule in Deutschland heute leidet.

Thormut Schreiber, per E-Post

 

 

Zu: "Das Gesetz des Handelns" von Dieter Stein, JF 5/03

Endlich aufwachen

Es ist gut zu wissen, daß man mit der Einschätzung der CDU nicht allein mit seiner Enttäuschung steht. Noch extremer als Pflüger in seiner amerikahörigen Haltung gebärdet sich Herr Schäuble, der der Meinung ist, der Bundeskanzler habe Herrn Bush "unglaublich beleidigt" - mit seiner Ablehnung eines Angriffskrieges gegen den Irak. Man hat das Gefühl, diese Partei befindet sich in einer verkehrten Welt. Das ist um so schlimmer, weil mir so die Alternative einer bügerlichen Partei als meiner Interessenvertreterin verlorengeht. Aber auch die Wirtschaftsführer, so wie sich Rogowski kürzlich erschreckend äußerte, unterscheiden sich zu unserem Nachteil von ihren Vätern und Großvätern enorm. An Strategie, wenn man sie überhaupt hat, gilt nur bedingungslose Unterordnung hinter der Fassade der "Globalisierung", anstelle der Stärkung der Wirtschaftskraft am "Wirtschaftsstandort Deutschland" im Interesse des Wohlstandes für unser Volk. Das sollte doch zuallererst das Denken und Handeln bestimmen. Politische Kräfte, die noch im Ost-West-Konflikt-Denken befangen sind und sich willenlos einer anderen Macht unterordnen, sind eher zum Schaden für unser Land als zum Nutzen.

Wann wird der deutsche Michel angesichts dieser Entwicklung aufwachen und feststellen, daß es der wahren Freunde in der Welt wenige gibt und sich um seiner Zukunft willen auf seine eigenen Kräfte besinnen? Geht das überhaupt noch mit einem Volk, daß sich durch die Vernebelung mit den "Chancen durch die Globalisierung" in erster Linie nur noch als "Verbraucher" versteht, ohne Gemeinschaftsgefühl, nationale und kulturelle Identität und Verantwortung?

Michael Sieber, Limbach-Oberfrona

 

Bedrohung

Als bisher sehr begeisterte Leser der JUNGEN FREIHEIT müssen wir jetzt bekennen, daß uns allmählich der - leider sehr einseitige - Anti-Amerikanismus ziemlich auf die Nerven geht. Auch wir halten nichts von unkritischer Nachäfferei einer doch etwas anderen Lebensart - wir selbst finden genug Dinge, die wir an den USA ablehnen; auch wir möchten unsere nationale, ganz eigene, gewachsene Kultur pflegen und bewahren, denn wir sind Konservative in so ziemlich jeder Hinsicht.

Allerdings verstehen wir inzwischen nicht mehr, wie sehr Sie und andere konservative Zeitgenossen Ihr allererstes Anliegen darin sehen können, ständig die durchaus bestehenden Unterschiede zu betonen und vorwurfsvoll beim derzeitigen Konflikt, der uns alle angeht, ins Feld zu führen.

Wir können es nicht mehr nachvollziehen, daß Sie nicht in der Lage sind, angesichts einer uns alle betreffenden Bedrohung - genauso empfinden wir die islamistische Terrorgefahr, Saddam Hussein - eine Besinnung auf gemeinsame Werte vorzunehmen: Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, basierend auf christlichen Fundamenten.

Diese Werte und Qualitäten unseres Lebens, so wie wir es führen können, sind - auch und gerade von den USA - von uns allen bitter erkämpft worden (trotz aller Kriegsvergehen und großer persönlicher Opfer auf beiden Seiten sind wir froh, daß Hitler nicht gewonnen hat).

Und wir sind der Überzeugung, daß wir angesichts der neuen islamistischen Gefahr durchaus ein Zusammenstehen mit den USA und sogar Israel rechtfertigen können. Die USA haben als einzige "Supermacht" für uns alle die große Bedeutung, daß sie Wächter unseres Lebens und unserer vorwiegend gemeinsamen Lebensart sind. 

Dr. Kin-Arno Bohr und Britta Bohr, Lüneburg

 

Propagandageschichten

Durch die Lüge vom nordvietnamesischen Angriff auf die US-Navy im Golf von Tonking fanden die USA den Grund für ihren Vietnamkrieg. Im letzten Golfkrieg erzählten die USA der Weltöffentlichkeit, die Iraker hätten kuwaitische Kinder aus Brutkästen gerissen und ermordet. Und jetzt muten sie der Weltöffentlichkeit zu, zu glauben, der von ihnen jahrelang aufgebaute und mit Waffen versorgte Diktator Saddam Hussein würde die al-Quaida unterstützen und sei eine Gefahr für die USA.

Vietnam und Irak. Zwei Konflikte, in denen die USA unmittelbar nie bedroht waren. Kriege weit weg, am anderen Ende der Welt.

Die Feststellung, wonach ein Imperium dadurch gekennzeichnet ist, daß die staatliche Ausdehnung vom Zweck zum Selbstzweck wechselt, erscheint zunächst am Beispiel USA bewahrheitet. Wie der Focus im Dezember 2002 schon meldete, gelangte bereits Mitte März 2002 eine geheime Pentagon-Studie an die Öffentlichkeit. Danach schließt die USA den atomaren Erstschlag nicht mehr aus. In dem Papier wird eine neue Generation von Nuklearwaffen gefordert: Mini-Atombomben für "harte Ziele", bei denen konventionelle Sprengköpfe versagen.

Deutschland ist in diesem Zusammenhang durchaus nicht unwichtig: Nicht nur die Spürpanzer im defensiven Bereich sind schwer zu ersetzen, sondern auch die Spezialisten in den Boeing E-3A Sentry (AWACS)-Aufklärern im eindeutig offensiven Bereich werden gebraucht. Die Nato hat 18 AWACS, stationiert in Gelsenkirchen. Spätestens hierbei wird man gespannt sein dürfen, wie die deutsche Politik dies mit der deutschen Verfassung in Einklang bringen wird. Dieses wird um so leichter fallen, wenn Anschläge vom Kaliber "Düsseldorf" (oder größer) Deutschland erschüttern, mit unabsehbaren Folgen. 

Karl Aumüller, Villmar

 

Nato-Spaltung

Sind sie wirklich der - naiven - Meinung, Diktator Hussein würde sich an einen Runden Tisch setzen (wie bei der OSZE) und vom Wolf im Schafspelz zum Schaf im Wolfspelz mutieren? Was, wenn in einigen Jahren Saddam Hussein (so wie jetzt der Diktator Nordkoreas) oder ein fanatischer Nachfolger die Atomwaffe besitzt?

Der Umgang mit einem solchen Szenario, in dem irrational und ideologisch-religiös verbrämt denkende Fanatiker an der Staatsspitze stehen, ist ungleich schwieriger, als mit einem rational denkenden Stalinisten umzugehen.

Doch noch einmal zurück zu den Folgen dieses außenpolitischen Crash-Kurses für Deutschland, Europa, die Nato und die Uno: Ob die Franzosen sich letztlich auf Schröders kategorisches Nein einlassen, ist unsicher. Wenn das Ergebnis des Berichts der UN-Waffeninspekteure für den Irak verheerend ausfällt - und die USA noch handfeste Beweise dazu vorlegen sollten, dann - so haben die Franzosen es schon selbst angekündigt - werden sie entsprechend flexibel entscheiden. Deutschland wäre dann außenpolitisch so isoliert, wie seit über 60 Jahren nicht mehr. Denn Italien, Spanien, Großbritannien und auch osteuropäische Staaten wie Polen oder Tschechien werden Deutschlands kategorischem Grün-Rot-Crash-Kurs nicht folgen.

Hoffen wir alle, daß Saddam Hussein noch rechtzeitig einlenkt, um einen Krieg zu vermeiden. Denn uns allen ist klar: Krieg ist immer die schlechteste und allerletzte Möglichkeit (keine Garantie), Probleme zu lösen.

Frederick Kühne, Solingen

 

 

Zu: "Urnenstreit stört Totenruhe" von Dominik Schon, JF 5/03

Ausgehöhlte Bindungen

Daß der Staat den Menschen vorschreibt, wo sie ihre toten Verwandten zu bestatten hätten, zeigt, wie sehr er die natürlichen und gesunden Bindungen Sippe, Stamm und Volk auszuhöhlen versucht. Sobald in Deutschland die gemeinsame Abstammung wieder zu Ehren kommt, sollte nicht nur der Friedhofszwang restlos gestrichen werden, sondern auch der Zwang, den Verstorbenen von Fremden im Krematorium einäschern zu lassen. Wenn der Tote unter freiem Himmel von seinen Verwandten und Freunden verbrannt wird, zeigen sie dadurch ihre Verbundenheit mit dem Angehörigen. Und wenn die Asche dann auf dem Grundstück der Familie liegt, wird dies zur Hebung der Moral nützlich sein, weil dann die Scholle verteidigt wird.

Richard Stockmann, per E-Post

 

 

Zum Brennpunkt: "Warschau und Rotterdamm waren sehr wohl verteidigte Städte", JF 4/03

Ergänzungen

Ich möchte vor allem zur Zahl der Opfer Dresdens einiges klarstellen: Ich war damals - mit 14 Jahren - ebenfalls in Dresden, aber auf der rechtselbischen Seite. Die achttägige Feuerglut über der Stadt war kaum auszuhalten. Die Altstadt war fast zu 100 Prozent zerstört, aber das Industriegebiet und die Kasernen längs der Königsbrücker Straße Richtung Klotzsche blieben verschont. Die Zahl der Toten, die wir damals hörten, betrug 230.000 bis 250.000.

In der Schlußaufstellung des Polizeipräsidenten von Dresden über die Angriffe vom 13. bis 15. Februar auf Dresden wurde unter anderen festgestellt: "Bis zum 20. März 1945 abends wurden 202.041 Tote, überwiegend Frauen und Kinder, geborgen. Es ist damit zu rechnen, daß die Zahl auf 250.000 ansteigen wird.

In der zusammenfassenden Darstellung des Internationalen Roten Kreuzes über den Bomberkrieg, Report of the Joint Relief 1941 bis 1946, wird die Zahl der Toten von Dresden mit 275.000 angegeben. (Quelle: F. Kurowski, "Das Massaker von Dresden und der anglo-amerikanische Bombenterror 1944/45", Druffel-Verlag 1995).

Prof. Dr. rer.nat.habil. Egon Kunze, Bergisch Gladbach

 

Falsch datiert

Frau Witthun aus Hamburg schreibt, das der Blutsonntag stattgefunden hätte, bevor deutsche Truppen in Polen einmarschiert seien. Dies ist falsch! Ich bin Zeitzeuge und erinnere mich noch sehr gut an die Meldungen in Rundfunk und Presse ab Montag, den 4. September 1939.

Der deutsch-polnische Krieg begann Freitag, den 1. September. Der Mord an den Volksdeutschen in Bromberg war am sogenannten Blutsonntag, den 3. September 1939. Meiner Erinnerung nach geschah dies am frühen Nachmittag des Sonntags. Somit nach Beginn der Kriegshandlungen und nicht vorher.

Hanns Joachim Prese, Wuppertal

 

Beeindruckend

Ich bin tief beeindruckt, ja ergriffen von der Vehemenz der Erwiderungen der JF-Leser auf den Brief von Forsyth. Welches Wissen, welche Wachheit und welch ungebrochener Wille und Mut, Lügen zu widerlegen. Trotz allem gibt es noch immer viele wohlinformierte, nicht korrumpierbare, aufrechte, mutige Menschen in unserem Lande.

Ergo: Die Umerziehung hat doch nicht so perfekt funktioniert. Große geistige Umschwünge kommen immer von wenigen - Resignation ist nicht angebracht und auch nicht ehrenhaft, denn wer aufgibt, hat schon verloren.

Christa Braun, Hattenhofen

 

 

Zu: "Die Strategie der USA ist verfehlt", Interview mit Peter Scholl-Latour, JF 3/03

Parallelen

Der Irak-Konflikt eröffnet interessante Rückblicke auf 1939. Was die USA fordern, ist völlig unklar - es gibt keine Beweise, daß der Irak am Terrorismus beteiligt ist und/oder Massenvernichtungsmittel besitzt. Selbst wenn er sie besäße - andere, einschließlich der USA, besitzen noch viel mehr. Wenn der Irak aber kein Wohlverhalten zeigt (wie nun eigentlich?), ist er selbstverständlich selber schuld, wenn er angegriffen wird. Polen drangsalierte die deutsche Minderheit (stellenweise auch Mehrheit) ostwärts der Grenzen des Versailler Vertrages seit 1919 (Terrorismus!). Auf deutsche Verhandlungsvorschläge ging es, ermutigt durch die englisch-französischen Beistandsgarantien vom Frühjahr 39, nicht ein und vollzog damals schon eine Teilmobilmachung. Nach derzeitiger amerikanischer und UN-Logik, die auch schon bei den Überfällen auf Jugoslawien und Afghanistan herhalten mußte, hatte es also selber schuld am deutschen Angriff, weil es sich nicht beugte.

Adalbert Taufler, München

 

 

Zu: "Unspezifisch" Leserbrief von Joachim Popp, JF3/03

Falsche Fakten

Es sind so gut wie alle Fakten falsch. Das beginnt mit der angeblichen "Unspezifität" des HIV-Tests: De facto gibt es den Test nämlich gar nicht, sondern es handelt sich um zwei Tests, die nacheinander durchgeführt werden, von denen der erste eine hohe Sensitivität und der zweite eine hohe Spezifität besitzt. Vereinfacht gesagt: Der erste Test filtert alle Kranken heraus, der zweite überprüft, ob sie auch wirklich krank sind. Die extrem hohe Aussagekraft dieses Verfahrens wird von niemandem in Frage gestellt!

Natürlich ist das Virus inzwischen nachgewiesen; das Wissen darüber ist sogar inzwischen sehr detailliert, sonst hätten die hoch wirksamen (und teuren) Medikamente dagegen doch gar nicht entwickelt werden können! Seine Bestandteile und sein Genom können inzwischen sogar quantitativ im Blut des Patienten nachgewiesen werden. Es gibt also keinen Grund, von "angeblichen AIDS-Viren" zu orakeln.

Philipp Kalk, Berlin

 

 

Er starb für sein Volk und sein Vaterland

„Ewig währt der Toten Tatenruhm" Edda

Gefreiter Gerhard Lindner
Soldat in einem oberschlesischen Infanterie-Regiment

geb. 18. Juni 1923
gefallen am 20. Januar 1943 an der Wolchowfront (Rußland)

Zur Erinnerung, sein Bruder Erich Lindner, Oberstleutnant a.D. (BW)
Trier, im Januar 2003


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen