© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    06/03 31. Januar 2003

 
Frisch gepresst

Jugoslawien 1944/48. Das Schicksal der Deutschen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien ist allein deshalb schon schneller aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden, weil sich Vertreibung und Massenmord nicht in einem Ereignis wie dem Untergang der "Wilhelm Gustloff" verdichteten. Daß sich ungeachtet dessen auf dem Balkan ein Völkermord an den Donauschwaben, Untersteirern und Gottscheern vollzog, dokumentiert das kurze, aber prägnante Gutachten des Würzburger Völkerrechtlers Dieter Blumenwitz, das vom Vorstand der Donauschwäbischen Kulturstiftung in München herausgegeben wurde und in der Debatte über die immer noch rechtsgültigen jugoslawischen AVNOJ-Dekrete einen wichtigen Beitrag liefert (Rechtsgutachten über die Verbrechen an Deutschen in Jugoslawien 1944 - 1948, Verlag der Donauschwäbischen Kulturstiftung, München 2002, 64 Seiten, 5 Euro).

Vergangenheitsbewältigung. Auch wenn neuerlich vermehrt die Erinnerung an die Opfer "der deutschen Täternation" im Zweiten Weltkrieg angesprochen zu werden scheint, ob im vielbesprochenen "Der Brand" von Jörg Friedrich, oder dem Grass-Roman "Im Krebsgang" mit dem Gust-loff-Motiv als Synonym des Vertreibungsunrechts, traut Gottfried Dyrssen diesen "Scheindiskussionen" wenig. Dyrssen, Jahrgang 1926, bemerkt vielmehr, daß die Diskreditierung deutscher Opfer als Angehörige einer verfemten Kriegsgeneration im "veröffentlichten" Bewußtsein noch nicht ihren Höhepunkt erreicht habe. Wünschenswert wäre es, wenn sein Beitrag dazu beitrüge, diese einseitige Betrachtung vor dem Verschwinden der Zeitzeugen zu revidieren (Keine Träne wert? Deutschlands Umgang mit seiner Kriegsgeneration. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002, 214 Seiten, 19,90 Euro).

Umweltpolitik. Zwei Dinge machen das Buch "Öko-Realismus. Die Krise der Umwelt und die Solare Revolution" schon vorab bemerkenswert. Einerseits liefert mit dem 18jährigen bayerischen Juso Wolfgang Gründinger endlich einmal ein Vertreter der kommenden Generation ein perspektivisches Bild von Morgen. Zum anderen hebt sich Gründingers Plädoyer für einen Paradigmenwechsel in Politik, Gesellschaft und Ökologie wohltuend von der üblichen Larmoyanz und Zukunftsangst ähnlicher Werke ab (Schardt Verlag, Oldenburg 2002, 185 Seiten, 9,90 Euro).


 
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