© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    06/03 31. Januar 2003

 
Kugelfisch mit Sterbegarantie
Kochen mit dem BND
Thorsten Thaler

Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat unter dem wahnsinnig kreativen und lustigen Titel "Top(f) Secret" ein Kochbuch mit "Geheimrezepten" herausgegeben, erschienen im Bonner Varus Verlag. Das Vorwort stammt von Ruth Hanning, Ehefrau des BND-Präsidenten. Kostprobe: "Bisher noch ungenügend erforscht ist das Problem, wie sich z.B. üppige Mahlzeiten, fremdländische Kost oder der reichhaltige Genuß inspirierender Getränke auf den Erfolg nachrichtendienstlicher Arbeit auswirken. Diese Frage vermag sicher auch das vorliegende Koch- und Lesebuch nicht abschließend zu beantworten..."

Was soll man davon halten? Wahrscheinlich brauchen die Leute in Pullach Geld. Die Hausse bei Kochbüchern ist ja ungebrochen, originelle Kochbücher gehören zu den raren Rennern am Buchmarkt und versprechen Gewinn. Immerhin muß man für das 108 Seiten dünne "Ringbuch mit stabilem Kunststoff-Einband" stolze 19,80 Euro hinblättern.

Zugegeben: Die Idee ist niedlich, doch der Inhalt des BND-Kochbuchs mutet eher trostlos an. Kein einziges der beschriebenen Gerichte lohnt den Buchkauf, es ist eine Aufzählung längst bekannter, größtenteils exotisch-internationaler Spezialitäten, die auch der letzte TUI-Tourist schon probiert hat. Nicht eimal mit den Namen der Gerichte haben die Schlapphüte sich Mühe gegeben.

Dabei gäbe es so viele Möglichkeiten! "Toter Briefkasten" zum Beispiel, eine Art Teigtasche mit Füllung aus Schaf- und Ochsenfleisch, die schwer im Magen liegt. Oder "Kugelfisch mit Sterbegarantie". Oder "Nordseekrabben im Abhörbett". Oder "Haifischflossen in unsichtbarer Tinte". Oder "Cevapcici à la Kosovo", ein delikates, aber glühend heißes, ja feuriges Essen, das den Gaumen verbrennt, so daß sofort mit "L' Eau de Munic", einer Mischung aus serbischem Birnenschnaps und holländischem Polterwasser, gelöscht werden muß.

Das BND-Kochbuch zeigt vor allem eins: Langweilig ist die Arbeit beim Auslandsgeheimdienst geworden. Seine Agenten sitzen in ihren Büros und werten vorzugsweise Artikel internationaler Rüstungs- und Strategiezeitschriften aus, die an sich jedermann frei abonnieren kann und aus denen der BND also seine Eigenberichte für den Bundeskanzler zusammenschnipselt. Zum Mittagessen geht's in die BND-Kantine, in der es nur die übliche Einheitskost gibt. Da freut sich jeder Mitarbeiter auf den nächsten Urlaub, weil er dann endlich einmal à la BND-Kochbuch schlemmen kann. Guten Appetit!


 
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