© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/03 24. Januar 2003

 
Frisch gepresst

Ernst Wiechert. Die Gründung der "Ernst-Wiechert-Gesellschaft", Ende der achtziger Jahre, hat dem Werk des 1950 verstorbenen Dichters nicht zu neuer Aktualität verhelfen können. Der einstige Erfolgsautor der dreißiger Jahre fand schon bald nach seinem Tod außerhalb ostpreußischer Leserkreise, die ihm eine gewisse nostalgische Treue hielten, kaum noch Resonanz. Auch die Literaturwissenschaft tat sich schwer mit ihm, ein paar Aufsätze, eine im Selbstverlag gedruckte voluminöse Bibliographie, das war's dann schon. Um so erstaunlicher, daß sich Manfred Franke - auch auf der Basis neu erschlossener Quellen - mit der politischen, nach 1933 Kontur gewinnenden Seite von Leben und Werk Wiechert befaßt. An dieser kenntnisreichen und von großem Fleiß zeugenden Monographie mag man vielleicht nur den mitunter etwas anklägerischen Ton und die allzu kurze Darstellung von Wiecherts Weimarer Jahren, als er noch Studienrat in Königsberg war, bemängeln (Jenseits der Wälder. Der Schriftsteller Ernst Wiechert als politischer Redner und Autor. SH-Verlag, Köln 2003, 247 Seiten, Abbildungen, 19,80 Euro).

Helden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat in Deutschland ein grundsätzlicher Bruch mit den Traditionen der Heldenverehrung stattgefunden. Waren in der DDR noch bis in die achtziger Jahre "Helden der Arbeit" gefragt, ist die Bezeichnung "Held" in der Bundesrepublik nach 1990 selbst für Größen des Sports nicht mehr gebräuchlich. Der Berliner Historiker René Schilling untersucht in seiner Arbeit die "Deutungsmuster heroischer Männlichkeit" zwischen den Befreiungskriegen und 1945. Anhand der gefallenen Mitglieder des Lützower Freicorps, Theodor Körner und Friedrich Friesen und der Kriegshelden des Ersten Weltkrieges, Manfred Freiherr von Richthofen und des U-Boot-Kommandanten Otto Weddigen beschreibt Schilling die Rezeption dieser Personen in der deutschen Gesellschaft vom Vormärz bis zum Dritten Reich. Dabei bemerkt er einen immer größeren Wandel vom Bild des "edlen Wehrhaften" zum Opferhelden, dessen Bereitschaft, für das Vaterland zu sterben, seinen Status bereits rechtfertigt. Dabei orientierten sich an diesem "Opfermythos" nicht nur viele Soldaten im Zweiten Weltkrieg, sondern auch NS-Widerstandskämpfer wie die "Weiße Rose" (Kriegshelden. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2002, 436 Seiten, 49 Euro).


 
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