© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/03 24. Januar 2003

 
Meldungen

Irak keine ernsthafte Sicherheitsgefahr

WIEN. Risiko und Kosten eines Irak-Krieges stehen in keinem Verhältnis zum möglichen Nutzen. "Dies sollten die maßgeblichen Politiker in den westlichen Hauptstädten bei ihrer Entscheidung berücksichtigen", warnte der ehemalige Generalsekretär des österreichischen Außenministeriums, Albert Rohan, letzten Dienstag in einem Beitrag für die Wiener Presse. "Einem ins Eck getriebenen Saddam Hussein ist es durchaus zuzutrauen, daß er chemische und biologische Waffen zum Einsatz bringt, falls er über solche verfügt. Ist dies nicht der Fall, hat sich der Krieg restlos als unbegründet erwiesen", so Rohan. "Für die wenigsten ist es glaubhaft, daß Saddam Hussein angesichts der militärischen und wirtschaftlichen Schwäche seines Landes tatsächlich eine ernsthafte Sicherheitsgefahr darstellt", meint Ex-Spitzendiplomat Rohan. Um den Erwerb oder die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen zu verhindern, würde "ein robustes Inspektionsregime mit konkreten Sanktionsdrohungen wohl genügen. Dadurch könnte ein Waffengang vermieden werden; das erklärte Ziel der USA, einen Wechsel in Bagdad herbeizuführen, wäre damit nicht erreicht", schreibt Botschafter Rohan. Im Falle eines Krieges sei hingegen mit "fürchterlichen Folgen" zu rechnen, zu denen die negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und eine radikale Zunahme der antiwestlichen Stimmung in der Region hinzukommen würden, "welche einen Zustrom neuer Kräfte für den internationalen Terrorismus zur Folge hätte", so der Wiener Ex-Diplomat.

 

Elsässerdeutsch immer weniger gesprochen

STRASSBURG. Nur noch 40 Prozent der erwachsenen Elsässer beherrschen den regionalen Dialekt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des elsässischen Landesamtes für Statistik (INSEE). Kinder und Jugendliche beherrschen Elsässerdeutsch sogar noch deutlich weniger: Ein Viertel von ihnen unterhält sich gelegentlich auf Elsässisch. Die Zahlen beruhen auf der letzten Volkszählung von 1999, bei der unter anderem 30.000 Elsässer über 18 Jahre befragt worden waren. In den Großstädten Straßburg, Colmar und Mülhausen sprechen weniger als ein Drittel der Erwachsenen die Mundart. Im ländlichen Nordelsaß sind es noch mehr als die Hälfte. Am meisten Dialekt sprechen die Landwirte, gefolgt von Angestellten bei Banken, im Handel sowie Medizinern und Apothekern. Seit den sechziger Jahren sind hundertausende Einwanderer aus Afrika und Asien ins Elsaß gekommen, die in einigen Vorstädten nun die Mehrheit stellen.

 

Korruption im Prager Außenministerium

PRAG. Ermittler einer tschechischen Anti-Korruptionseinheit sollen herausgefunden haben, daß es unter Ex-Außenminister Jan Kavan (1998-2002) Ungereimtheiten bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen gegeben hat. "Die Korruption des Außenministeriums brachte das Staatsbudget um 200 Millionen Kronen (6,3 Millionen Euro)", berichtete letzten Montag die Prager Mlada Fronta Dnes. Verträge zur Rekonstruktion von Prags Botschaftsgebäuden im Ausland seien nur gegen Schmiergeld an Firmen vergeben worden. Kavan, inzwischen Vorsitzender der Uno-Generalversammlung, wies jede Verantwortung von sich, er habe sich nicht um öffentliche Aufträge gekümmert. Die frühere Vizeaußenministerin Helena Opolecká sei dafür zuständig gewesen. Außer ihr sollen aber noch zwei weitere Mitarbeiter über die Vergabe öffentlicher Aufträge entschieden haben: Ales Satanek, Ex- Chef der Investment-Sektion im Ministerium, und der frühere Generalsekretär Karel Srba, schrieb die Mlada Fronta Dnes. Der derzeitige Generalsekretär des tschechischen Außenministeriums, Vladimír Zavazal, bestätigte inzwischen den Korruptionsfall.


 
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