© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/03 17. Januar 2003

 
Meldungen

Islam und Identität: das Beispiel Malaysias

HAMBURG. In Südostasien aktuell (5/02) setzt sich Andreas Ufen mit der provokanten These des anglojüdischen Politologen Gilles Kepel auseinander, wonach der Islamismus seinen Zenit überschritten habe. Am Beispiel Malaysias demonstriert Ufen, daß Kepels Prognose über den politisch-kulturellen Niedergang des Islam von falschen Voraussetzungen ausgehe. In Malaysia sind Verfallssymptome nicht erkennbar. Die staatliche, seit 1980 vom Autokraten Mahatir Mohamed forcierte Islamisierungspolitik sei deshalb unverändert erfolgreich, weil sie den Islam als Modernisierungsinstrument und als Wertesystem nutze, um dem grassierenden westlichen "Individualismus" und "Hedonismus" Paroli zu bieten. Für Mahathir, der stets die Rolle der Kultur für den wirtschaftlichen Erfolg eines Volkes betont habe, bot die Islamisierung die Chance, "Werte wie Disziplin, Toleranz, Ehrlichkeit , Loyaliät etc." zu vermitteln und die malaiische kulturelle Identität zu stärken, die auch gegen den im Norden des Landes starken Radikalislamismus immun sei.

 

Die Zukunft der Marine: Kurs auf die Weltmeere

BONN. In Zeiten "neuer Normalität" des Krieges werden Periodica wie Europäische Sicherheit, denen einst das Image altbackenen Kommißdenkens anhing, mit anderen Augen gelesen. Die in Bonn redigierte Monatszeitschrift, der pro Quartal ein Heft "Militärgeschichte" beiliegt, wird von Angehörigen der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, der Führungsakademie der Bundeswehr und des Bundesverteidigungsministeriums beschickt. Das läßt die meisten Beiträge immer noch betulich-offiziös wirken, mindert aber nicht ihren Informationsgehalt. So gewährt Hans Lüssow, Inspekteur der Marine, tiefe Einblicke in das neue Selbstverständnis der kleinsten Teilstreitkraft (Heft 11/02). Die Seekrieger hätten den Wechsel von der auf Nord- und Ostsee beschränkten "Ausbildungsmarine" zur "Marine im Einsatz" auf den Weltmeeren vollzogen und könnten das "politische Gewicht Deutschlands" bei der "internationalen Krisenbewältigung" einbringen. Lüssow läßt kein Zweifel daran, daß dieser Interventionismus auch langfristig den Kurs seiner Schiffe bestimmen wird.

 

Gegenöffentlichkeit zu rot-grüner Rußlandpolitik

FRANKFURT. Nach zwanzig Jahren ändert das altlinke Theorieorgan Kommune 2003 seine Erscheinungsweise. Das vom Auflagenschwund bedrohte Blatt stellt vom monatlichen auf zweimonatlichen Rhythmus um, erweitert dabei aber den Umfang. Schuld an der Misere sei die wegbrechende "Gegenöffentlichkeit" "alternativer Buchläden", "anderer Vertriebsstrukturen" und die Unzugänglichkeit der neuen "Medienwelt" für linkes Ideengut. Diese paradoxe Entwicklung registriert die Redaktion mit gewissem Erstaunen, habe doch ihr "Projekt Rot-Grün" 1998 die Macht errungen. Daß man davon nicht profitieren konnte, machen im Heft 12/02 unbequeme Artikel wie Erhard Stöltings Beitrag zum Tschetschenien-Konflikt deutlich. Unbeeindruckt von der Männerfreundschaft Schröder/Putin schildert Stölting die schmutzige Dimension eines Kolonialkrieges, über den die russische Öffentlichkeit aufgrund Moskauer Desinformationspolitik nichts erfährt und für den es auf lange Zeit keine "menschenwürdige Lösung" geben werde.

 

Erste Sätze

Die gegenwärtige Weltkrise, bestimmt durch die politische Spannung der Weltmächte Amerika und Rußland, ist - historisch gesehen - Ergebnis der europäischen Geschichte.

Reinhart Koselleck: Kritik und Krise.

Ein Beitrag zur Pathogenese der bürgerlichen Welt, Freiburg / München1959.


 
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