© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/03 17. Januar 2003

 
Mehr Krebs und Nachtflüge
US-Militärstützpunkte: Gegen den Ausbau von Spangendahlem regt sich breiter Widerstand in der Bevölkerung
Christian Roth

Gegen den Ausbau des US- Militärflugplatzes in Spangdahlem in der Eifel formiert sich schon seit längerem Widerstand. Bürgerinitiativen, Privatleute, Bündnis 90/Grünen, Friedensgruppen, der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) - sie alle machen Front gegen die bis 2005 geplante und 373 Millionen Euro teure Verlegung der Rhein-Main-Airbase der US-Luftwaffe vom Frankfurter Flughafen nach Rheinland-Pfalz.

Den Ausbau sieht kaum noch jemand außerhalb der rheinland-pfälzischen Landesregierung in einem rein positiven Licht von wachsender Beschäftigung und steigender Kaufkraft in den Regionen.

Umweltschützer warnen vor Fluglärm, vor einer Zerstörung der Natur und vor möglicherweise gesundheitsschädigenden Rückständen des Treibstoffes JP 8. Anwohner fürchten um den Wert ihrer Grundstücke. Nicht zuletzt erinnern die Ausbaugegner an mögliche Abstürze über Wohngebieten. Immerhin stürzten in diesem Jahr zwei Kampfjets über der US-Airbase ab - auf freiem Feld, einmal nahe der Airbase und kurz danach in Lothringen.

Nicht nur deshalb formieren sich immer mehr Bürgerbewegungen in der Eifel. Denn für die geplante Erweiterung, die im März beginnen soll, sind umfangreiche Geländeankäufe von Nöten. Zwar seien die Angebote für die Grundstücke derzeit durchaus lukrativ, wie es aus dem Umfeld der Bürger-Bewegungen heißt, erpressen lassen wollen sich die Einwohner in der Eifel aber nicht. Die Anwohner werden deswegen geködert. Ihnen wird versprochen, es gebe insgesamt weniger Flüge, vor allem am Tag. Dafür wird es bei Nachtflügen eine Zunahme geben. Und mehr Arbeitsplätze soll es auch geben: 20.000 Vollzeitarbeitsplätze und ein Einkommenseffekt von etwa einer Milliarde Euro sollen Ergebnis des Ausbaus in der strukturschwachen Eifel östlich von Bitburg sein.

Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage (FDP) übt sanften Druck aus. "Die Bundesregierung kann man im fernen Berlin mit einer Verweigerungshaltung in der Grundstücksfrage nicht beeinflussen. Sollte das Verlegungsprogramm nicht wie vorgesehen umgesetzt werden können, sind die unabsehbaren Folgen letztlich von der Region und vom Land Rheinland-Pfalz zu bewältigen. Ich setze daher nach wie vor auf den Konsens aller Beteiligten, denn die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger im Bereich Spangdahlem stehen hinter ihrem Flugplatz und schätzen das sehr gute Verhältnis zu den amerikanischen Freunden."

Doch die Bürger sind misstrauisch geworden. Markus Pflüger vom "Netzwerk gegen Militärstandorte" berichtet neben dem Ärger über die geforderten Grundstücksverkäufe auch von der Furcht vor Gesundheitsschäden. Nach einer Statistik, die uns ein Anwohner von Binsfeld, einem keinen Ort neben der Air-Base, vorgelegt hat, ist die Zahl der an Krebs gestorbenen Menschen signifikant hoch. Nach seinen Informationen sind von den zwischen 1990 und 2000 gestorbenen 97 Menschen in seiner Gemeinde fast alle, nämlich 95 an Krebs gestorben.

Ein Indiz dafür, daß die Verwendung des hochgiftigen Treibstoffs für die Menschen, die in der Nähe des Flughafens wohnen, tödliche Konsequenzen hat. Wohl auch deshalb ist die Aussicht auf eine üppige finanzielle Entschädigung im Falle eines Grundstückverkauf nicht besonders verlockend.


 
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