© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/03 03. Januar 2003

 
Meldungen

APO aus dem Geist der preußischen Tradition

BERLIN. Es kommt Bewegung ins konservative Lager. Die Weihnachtsausgabe der Preußischen Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen (PN, Nr. 57/02) präsentiert diese Aktivitäten als Kräftebündelung. Denn mit der Nr. 172 stellen die Preußischen Nachrichten, das Organ des 1975 gegründeten Preußeninstituts, ihr Erscheinen ein, um mit den PN zu verschmelzen. Dieses Monatsblatt der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg soll dann als verbreiterte Plattform für jene "Reformkräfte" dienen, die sich als "außerparlamentarische Opposition" gegen das "verkrustete Staatswesen" der BRD verstehen. Zur PN-Leserschaft zählen inzwischen auch die ehemaligen Abonnnenten der Ende 2001 eingestellten Staatsbriefe Hans-Dietrich Sanders. Unterstützt von der Preußischen Gesellschaft kündigt er in dieser PN-Ausgabe eine Neuauflage seiner anregenden, stets heftig umstrittenen Staatsbriefe im ersten Halbjahr 2003 an.

 

Maya-Hochkultur: Rätsel des Untergangs

HEIDELBERG. Eine Million Bildungsreisende besuchen alljährlich die Pyramiden von Chichen Itza, die Überbleibsel der Maya-Kultur. Weit weniger Aufmerksamkeit genießen die nahen Siedlungen von Xkipché im Norden der Halbinsel Yukatan. Seit Jahren versuchen dort Forscher vom Bonner Institut für Altamerikanistik und Ethnologie, dem geheimnisvollen Untergang dieser Maya-Siedlungen auf die Spur zu kommen, der sich im 10. Jahrhundert n. Chr. mit erstaunlicher Plötzlichkeit vollzog. Grabungsleiter Michael Vallo berichtet in Spektrum der Wissenschaft (12/02) vom Fortgang der unter widrigen klimatischen Bedingungen stattfindenden Arbeiten. Dabei vollzieht sich gerade eine Verlagerung des Interesses weg von touristisch attraktiven Palästen zu den Tempel- und Wohnanlagen, um Aufschlüsse über die Alltagskultur zu gewinnen. Aber auch dieser Einstieg in die Mikrogeschichte vermittelt keine Gewißheit über die Ursachen des Untergangs der Maya-Siedlungen. Ein Klimawechsel erscheine nach heutigem Forschungsstand ebenso wahrscheinlich wie kriegerische Auseinandersetzung zwischen Maya-Stadtstaaten.

 

Heidegger: Politisches in "Sein und Zeit"

LONDON. Wieder einmal versucht sich ein Forscher am "politischen Heidegger". Der am Mississippi College lehrende US-Amerikaner James D. Stewart verzichtet dabei jedoch auf jene Schlüssellochperspektive, die sich im Falle Martin Heideggers schon oft bei der Auswertung von Akten und Briefschaften ergab und die nie auf den moralischen Zeigefinger verzichten mochte (History of Political Thought, 4/02). Allein aufgrund der Textanalyse von "Sein und Zeit" (1927) möchte Stewart Grundzüge der politischen Philosophie Heideggers freilegen. Im Anschluß an Deutungen ungenannter deutscher Interpreten glaubt Stewart zwei widersprüchliche Positionen wahrzunehmen: das Ideal des individuellen "Selbstseins" und das Konzept des kollektivistischen "Volksgeistes". Wie das Individuum im "Volk" zu "sich selbst" kommen solle, werde von Heidegger nicht vermittelt. Diese Widersprüchlichkeit im Theoretischen erkläre vielleicht auch sein schwankendes Engagement ab 1933.

 

Erste Sätze

Die Leser der Odyssee erinnern sich der wohlvorbereiteten und ergreifenden Szene im 19. Gesange, in der die alte Schaffnerin Eurykleia den heimgekehrten Odysseus, dessen Amme sie einst war, an einer Narbe am Schenkel wiedererkennt.

Erich Auerbach: Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur, Bern 1946.


 
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