© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/02 13. Dezember 2002

 
Neulich im Internet
Kanzlerwitze.de
Erol Stern

Neulich klingelte bei mir mitten in der Nacht das Telefon. Als der Anrufer sich bei mir entschuldigte, er habe sich verwählt, tröstete ich ihn mit der Tatsache, daß es wohl den meisten Deutschen so ginge. Schließlich erklärte ich ihm den Unterschied zwischen einem Telefon und unserem Kanzler: Das Telefon kann man einfach aufhängen und neu wählen! In deprimierenden politischen Situationen wie dieser finde ich es ungemein aufbauend, daß sich das ganze Land, statt nur zu klagen und zu jammern, - einem ungeschriebenen Gesetz gleich - auf einen (v)erträglicheren Galgenhumor verständigt hat. Waren es bisher die obligatorischen Manta-, Blondinen oder Ostfriesenwitze, so herrscht derzeit ein regelrechter Schröder-Boom. Ein tägliches trauriges Zeugnis hierüber legt auch meine Mailbox ab. Wäre die wirtschaftliche Lage der Nation nicht so prekär, könnte man glatt von einer Mode sprechen. Zumindest in diesem Punkte hat der amtierende den Altkanzler übertrumpft! Selbst eher konservativ gehaltene Organisationen wie MSN & Fokus-Online haben bereits eine Kolumne mit Schröder-Witzen eingerichtet. Suchmaschinen überschlagen sich mit Ergebnissen, wenn man Nachschub braucht. Zum Aufruf, Gerd das Weihnachtsfest mit der Erfüllung seines wohl innigsten Wunsches zu versüßen und ihm "das letzte Hemd" zuzusenden, gibt es sogar ein Stimmungsbarometer beim eMail-Dienst GMX.de. Nähere Infos und die Adresse des Kanzleramtes findet Ihr übrigens unter Kanzlerwitze.de. Also, alle mitmachen, bevor der "Steuersong" noch offizielle Nationalhymne wird, droht Euer EROL STERN


 
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