© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/02 13. Dezember 2002

 
Meldungen

Ethnische Differenzen bestimmen Bildungsweg

WIESBADEN. "Migrantenkinder" im Grundschulalter schneiden im Fach Mathematik durchschnittlich besser ab als in Deutsch. Um zu dieser Einsicht zu gelangen, hätte Cornelia Kristen sich nicht in jenes gräßliche Soziologenchinesisch verpanzern müssen, das mit "Koeffizienten der logistischen Regressionsanalyse" operiert (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Heft 3/02). Wer ihre Untersuchung über "Ethnische Unterschiede am Bildungsübergang" nicht mit einer Kurzeinführung in die Analysis verwechselt, findet darin empirisch gesichert, was über schulische Leistungen von Ausländerkindern in der Pisa-Studie eher in Andeutungen vorkam: "Hohe Migrantenanteile in der Schule haben negative Konsequenzen für die schulische Plazierung". Dabei fällt ins Auge, daß Aussiedlerkinder viel häufiger den Sprung auf eine weiterführende Schule schaffen als Ausländer, unter denen Italiener und Türken am schlechtesten abschneiden.

 

Historische Hypotheken im Verhältnis zu den USA

STUTTGART. Mit dem Schwerpunktthema "Gegenwart der Vergangenheit" beschäftigen sich im neuen Heft von Universitas (Nr. 677) Autoren wie Michael Wolffsohn, Martin Doerry und Norbert Frei vornehmlich mit dem deutsch-jüdischen Verhältnis nach 1945. Der Münchener Historiker Wolffsohn spricht darin einen Aspekt der aktuellen "Verstimmungen" zwischen Berlin und Washington an, die tief in die Vergangenheit führt. Denn vor allem die nichtreligiösen Juden in den USA würden ihre Identität aus einer "Holocaust-Fixierung" gewinnen, die "die Deutschen" immer noch als "strukturell judenmörderisch" wahrnehme. Amerikas nichtreligiöse Juden würden so auch zu einem "Störfaktor der israelisch-deutschen Beziehungen", da ihr Einfluß dazu beitrage, auch die israelische Öffentlichkeit in ihrer Geschichtsfesselung zu bestärken.

 

Aufklärung: Erträge des Dohm-Jubiläums

POTSDAM. Den Ertrag des Dohm-Jahres fährt die Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte ein (4/02). Zum 250. Geburtstag 2001 hatte man den preußischen Aufklärer in seiner Geburtsstadt Lemgo mit einer Vortragsreihe geehrt. Christian Wilhelm Dohm (1751-1820), der sich mit einer Schrift "Über die bürgerliche Verbesserung der Juden" (1781) als nicht-jüdischer Vorkämpfer der Judenemanzipation exponierte, wurde 1779 Diener eines Staates, der sein Verhältnis zu den Judengemeinden mittels des rigiden Reglements von 1750 bestimmte. Vor diesem Hintergrund bietet der Beitrag Christoph Schultes über die "jüdischen Reaktionen" auf Dohms Vorstoß sicher die tiefsten Einblicke in die komplexe ideologische und gesellschaftliche Lage der preußischen Juden.


 
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