© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/02 29. November 2002


Leserbriefe

Zu: "Die Union muß auf konservative Werte setzen", Interview mit Jörg Schönbohm, JF 47/02

Kinder sind chancenlos

Herr Schönbohm hat mit seinen Aussagen vollkommen recht, aber in der Aussage zu den Kindern in der Familie hat er leider nur bedingt recht. Warum bleiben die Familien denn kinderlos? Weil die Grundlagen für ein Leben mit Kindern für die Kinder nicht gerade optimal sind. Was wird denn unseren Kindern und Jugendlichen heute geboten? Eine Bildung, die zum Himmel schreit und eine Berufsperspektive, die den Weg in die Arbeitslosigkeit weist.

Wer von den Eltern will sich dem Vorwurf aussetzen, daß er das hätte sehen müssen. Natürlich sind Kinder ein schöner Teil der Familie. Solange wir nicht für unsere Kinder das Beste an Bildung und Berufschancen anbieten können, sollten wir nicht darüber lamentieren. Die Verantwortung der Eltern kann niemand abnehmen. Auch ich, wenn ich zur jungen Generation zählen würde, stellte mir die Frage: Was kann ich in dieser Zeit meinem Kind an Chancen bieten, später sein Leben zu meistern, ohne ein Sozialfall zu werden. Hört auf mit der Kinderdiskussion! Wir haben schon jetzt vier Millionen Arbeitslose und die Arbeitsplätze brechen weiter weg - was wird dann aus "unseren Kindern", wie sollen die ohne Arbeit unsere Rentenkassen füllen?

Konrad Haack, Berlin

 

Letzter Hoffnungsschimmer

Jörg Schönbohm ist zweifellos einer der letzten Hoffnungsschimmer in der Union. Aber auch er hat es wohl noch nicht begriffen: Die mickrigen 0,8 Prozent, die Schill gewonnen hat, haben nicht die Union, sondern eher die Republikaner oder andere "Rechtsparteien" verloren. Der windige, rückgratlose Kurs eines Stoibers verbot es jedem anständigen Konservativen, die Union zu wählen. Stoibers Kalkül, als moderner, weltoffener Politiker das ihm anhängende Bild des provinziellen Rechten abzustreifen, war geradezu lachhaft. Denn: Für einen Konservativen gibt es nichts Schlimmeres als Lob der linken Presse. Stoiber hat sein Gesicht und viele Stimmen der Konservativen verloren, indem er die Effekthascherei des Medienkanzlers nahezu kopierte.

Bernd Schmidt, Eggenstein

 

 

Zu: "Diplomatische Farce" von Michael Wiesberg JF 47/02

Notwendiger Druck

Bisher war die Außenpolitik der Bush-Administration nach dem 11. September weder geprägt von Rambo-Mentalität noch von unüberlegtem Aktionismus. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß dies ihr pauschal und unreflektiert unterstellt wurde. Selbstverständlich vorwiegend in der linken Kampfpresse, die sich ohnehin nicht vorstellen kann, daß Republikaner vernünftig handeln, weil sie eben als konservativ gelten.

Der Druck auf Figuren wie Saddam Hussein, der die Welt seit Jahren an der Nase herum führt, kann nicht groß genug sein. Der versteht ausschließlich die Sprache der Gewalt, was heißt: es ist durchaus legitim, mit einem Kriegsszenario seine Existenz zu bedrohen. Wollen wir - vor allem für Israel - hoffen, daß es nicht zu einem Flächenbrand in der Region kommt. Zu verantworten hätte ihn allein der Diktator von Bagdad.

Wieso haben sich die Sicherheitsratsmitglieder von den USA instrumentalisieren lassen? Seltsam, daß gerade die, die immer nach der UNO schreien, nun an deren Beschlüssen herummäkeln.

Und was hätte Wiesberg denn gegen ein - vorübergehendes! - Militärgouvernement der USA im Irak? Es wäre besser als die weitere Bedrohung, die von Hussein ausgeht.

Unsere eigene Geschichte lehrt uns: So bitter eine Besatzung ist, nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges war sie unvermeidbar und hat uns zumindest im Westen eine stabile Demokratie beschert.

Und wenn die späteren Alliierten nicht zu blauäugig und zu feige gewesen, und Hitler rechtzeitig in die Arme gefallen wären, hätten sie uns und der Welt diese Katastrophe womöglich erspart.

Dirk Jungnickel, Berlin

 

Die sogenannte Irakkrise

Bei dem geplanten Angriff auf den Irak handelt es sich ganz offensichtlich um einen Angriffskrieg, um ein Unternehmen, das vor 57 Jahren von den Siegern des Zweiten Weltkriegs zum Kriegsverbrechen erklärt wurde, woraufhin etliche Mitglieder der Besiegten in Nürnberg verurteilt und gehenkt worden sind.

Nun fordert die Supermacht die Europäer auf, sich an genau so einem Verbrechen zu beteiligen - ohne Wenn und Aber -, und sie gibt sich nicht die geringste Mühe, stichhaltige Gründe für den geplanten Überfall herbeizuschaffen. Nein, es soll doch ganz zweifelsfrei ein Kriegsverbrechen sein, an dem sich Europa die Hände schmutzig machen muß, und alle Welt soll sehen, daß die Supermacht USA durchaus in der Lage ist, die ewig moralisierenden Europäer genau zu dem Verbrechen zu zwingen, das sie mit viel Aufwand 57 Jahre lang verurteilt haben.

Das wäre nicht allein eine moralische Kapitulation; diese Unterwerfung wäre so total, daß die militärische und die wirtschaftliche dann gar nicht mehr eigens erklärt werden müßte.

Richard Helm, München

 

 

Zu: "Konkret Soccer, Ey" von Theo Homann, JF 47/02

Judo auch betroffen

Der Bericht über die neuen Sterne am deutschen Fußballhimmel spiegelt das Bild in unserer Gesellschaft wider. Beim Fußball könnte man die Ausländerflut noch mit wirtschaftlichen Argumenten rechtfertigen, aber im Judo geht das nicht mehr. Hören Sie sich das an:

Judo ist ein harter Sport, in dem es nicht viel Geld zu verdienen gibt; in der Bundesliga erhält man für einen Sieg zwischen 100 Euro und 500 Euro. Dennoch leisten sich Spitzenmannschaften Kämpfer aus Spanien, USA, Georgien, Kasachstan, usw. Immerhin haben es die Verantwortlichen geschafft, die Ausländerzahl auf sechs pro Durchgang (14 Kämpfe pro Durchgang) einzuschränken, was wegen dem Boßmann-Urteil eine (funktionierende) Selbsteinschränkung darstellt. Zwischen (zeitlich gesehen) dem Boßmann-Urteil und der Selbsteinschränkung hatte es immerhin eine Damenmannschaft geschafft, mit einer nur aus Engländerinnen bestehenden Mannschaft, den Deutschen Mannschaftsmeistertitel zu holen. Ein Skandal! (Ausgleichende Gerechtigkeit: Der finanzielle Kollaps folgte wenig später.)

Nun zur eigentlichen Geschichte: Vor drei Wochen fand die Endrunde der Deutschen Mannschaftsmeisterschaften statt. Bundestrainer Frank Wienecke, selber Olympiasieger '84 und Vize '88, bezeichnete die Veranstaltung als Farce, da die Leistungsträger der Vereins-Mannschaften nicht der deutschen Nationalmannschaft angehörten (sondern anderen). Er boykottierte die Veranstaltung und sprach damit vielen Leuten aus dem Herzen. Nicht so den Verantwortlichen. Diese rüffelten ihn, nannten die Reaktion "schädigendes Verhalten" und überlegten sich Konsequenzen. Pikante Fußnote: Der DJB-Präsident ist gebürtiger Rumäne und wurde nach seiner Einbürgerung für Deutschland Weltmeister. (Vergleiche: Asamoah, Klose oder Neuville.)

Die Moral von der Geschichte? Ein Bundestrainer, der gerne Deutsche kämpfen sehen würde, wird gerüffelt. Das Judoausland lacht sich über die deutsche "Europaliga", verbunden mit den schlechten internationalen Ergebnissen unserer Judoka, kaputt. Die Vereine investieren Geld in ausländische Judoka, die sich damit eine Art Profistatus aneignen können und unsere Kämpfer dann auf internationaler Ebene vorführen.

Martin Rost, Hamburg

 

Gekaufte Ware

Im Fußball gibt es zwei Richtungen, die eine, wie sie war noch zu Zeiten Beckenbauers war, die andere ist mechanisch entstanden, wo die Spieler als Ware gekauft und verkauft werden und Millionengehälter möglich sind.

Es ist doch klar und nicht zu bestreiten, daß ein Fußballspieler kein außergewöhnlicher Spezialist, sondern ein Artist auf dem Feld ist, der uns ein beliebtes Spiel demonstriert.

Es ist auch klar, daß einige Teams mit gekauften Spielern sich messen lassen wollen, mit Teams, die mit von ihnen herangebildeten Spielern im ungleichen Wettbewerb stehen, einander die besten Spieler abkaufen und dann trompeten - wie es die Bayern machen - wir hätten Weltklassespieler.

Herbert Winkler, Bielefeld

 

 

Zu: "Wege nach Königsberg" von Wolfgang Seiffert, JF 46/02

Zweifelhafte Vorgänge

Zunächst möchte ich die von Professor Seiffert gewählten Bezeichnungen "Oblast Kaliningrad" und "früheres Königsberg" aufspießen. Einem Erlaß des Außenministeriums zufolge, noch aus Genschers Zeiten, sind im amtlichen Sprachgebrauch für geographische Bezeichnungen in den deutschen Ostgebieten die deutschen Namen zu verwenden. Es stünde uns also gut an, grundsätzlich die deutschen Namen zu gebrauchen. Königsberg ist auch heute noch Königsberg. Die Erinnerungen an einen der großen Verbrecher der Sowjetunion, Kalinin, ist selbst für Russen ein Anachronismus.

Im folgenden muß ich Professor Seiffert in der Sache widersprechen. Ostpreußen ist nicht rechtmäßiger Bestandteil der Russischen Föderation. Die völkerrechtswidrige Eingliederung eines Gebietes nach Annexion, unter Bruch der Menschenrechte, läßt dieses Gebiet nicht zu einem Bestandteil der Russischen Föderation werden. Die Baltischen Staaten waren auch "Bestandteil" der Sowjetunion. Haben diese Staaten sich etwa völkerrechtswidrig aus der Sowjetunion entfernt?

Welches internationale Recht Rußland den freien Zugang auf dem Landweg garantiert, ist mir schleierhaft. Der Vergleich mit USA/Alaska ist ungeeignet. Nicht gezogen hat Professor Seiffert den viel näherliegenden Vergleich mit dem Deutschen Reich/Ostpreußen nach Bildung des polnischen Korridors im "Diktat von Versailles". Dieser Vergleich läßt nämlich den Hinweis auf internationales Recht lächerlich werden.

Wenn im übrigen alte Verträge zwischen Rußland, Polen und Litauen zum freien Transit neuen Rahmenbedingungen beim Beitritt zur EU im Wege stehen, so können sie jederzeit ordnungsgemäß gekündigt werden. Das ist internationales Recht.

Ein abschließendes Wort zur Bedeutung Ostpreußens für Rußland. Es ist lediglich von politischer und strategischer Bedeutung. Der Warenverkehr über den Königsberger Hafen ist nicht nennenswert. Dennoch ist es richtig, daß es der zweitwichtigste Ostseehafen für Rußland ist. Es ist neben St. Petersburg nämlich der einzige. Was die baltische Flotte betrifft, so liegt sie in Pillau still vor sich hinrostend an der Kette bzw. schon längst auf dem Grund.

Claus Mahler, Neuhaus/Oste

 

 

Zu: "Ein Machtblock wird zum Büttel" von Michael Waldherr, JF 46/02

Das Kreuz mit dem Bündnis

Nato und der Warschauer Pakt sind militärische Blöcke, die auf einem nicht mehr vorhandenen politischen Hintergrund entstanden sind. Die ehemaligen Feindbildern verblassen immer mehr. Die neuen Konflikte rechtfertigen nicht mehr die Maße der materiellen und finanziellen Mittel, die die Mitgliedstaaten für den Weitererhalt dieses Militärbündnisses aufwenden, zumal die UNO-Organisation auch finanzielle Mittel für ihre Befriedigungseinsätze verlangt.

Eine durchaus denkbare Reformierung des Nato-Paktes wäre seine Öffnung für die ganze Weltgemeinschaft und seine Unterstellung der UNO, als militärischer Arm dieser Organisation.

Die Verteidigung ist sowieso eine sensible Aufgabe eines einzelnen Nationalstaates, der militärischen Blockpolitik sollte eine Zeitlang die Besinnung auf nationale Werte und tatsächliche Notwendigkeiten auf diesem Gebiet folgen. Die neuen geopolitischen Kräfteverhältnisse in Richtung USA beweisen, wie effektiv sich das Militär entwickeln kann, wenn seine Ziele und Aufgaben den nationalen Interessen unterliegen. Die Geschichte lehrt uns ferner, daß der Bündnisfall immer als Einzelfall beginnt und manchmal - wie im Fall Ungarns 1956 oder der ehemaligen Tschechoslowakei 1969 - leider auch als solcher endet.

Robert Pugler, Eckental

 

 

Zu: "Kampf gegen das Image" von Kurt Zach, JF 46/02

Kritik

Ohne Gegenkandidat, mit dem schlechtesten Stimmergebnis (nicht einmal zwei Drittel der Delegierten gaben ihm ihr Vertrauen) wurde Rolf Schlierer von den Seinen wieder auf den Thron des Bundesvorsitzenden der Republikaner gehievt.

In seiner "kritischen" Bestandsaufnahme hat er nicht bedauert, daß es heute mehr ehemalige Republikaner gibt als beitragzahlende. Viele wurden aus der Partei gemobbt. Kritiker wurden mit Ausschlußverfahren und Ordnungsmaßnahmen versehen.

Das schlechte Image kommt aus der inkompetenten Mandats- und Funktionärsführung. Weder Schlierer noch Gärtner haben in der Öffentlichkeit Gesicht und Politikvermittlungskompetenz gezeigt. Sie konnten sich nicht als vorzeigbare Persönlichkeiten präsentieren.

In den nationalen, patriotischen, republikanischen Fragen, haben sie sich bei den wenigen öffentlichen Veranstaltungen als Haubentaucher aufgeführt und wie ein politischer Wolpertinger am rechten Wählerpotential vorbeigeredet.

Solche "Patrioten" können keine Orientierung für Ihre Mitglieder und Wähler geben noch konsequent deutsche Interessen vertreten. Schlierer und Gärtner haben die knappe personelle und finanzielle Lage selbst verschuldet.

Nach Schönhuber und Hüttel in Bayern, haben es Dr. Rolf Schlierer und der stellvertretende Bundesvorsitzende und bayerische Landesvorsitzende Gärtner fertiggebracht, seit ihrer Amtsübernahme bis zur vorausgegangenen Bundestagswahl die Partei in den Abgrund zu führen. Einen Kampf gegen das Image muß Rolf Schlierer mit sich selber führen.

Heinz Siepert, Burgau

 

 

Zur Meldung "Keine Hilfe für protestierende Roma", JF 45/02

Mit allen Mitteln

Die Roma versuchen - das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (BAFI) spricht in diesem Zusammenhang: "mit allen Mitteln" - durch öffentlichkeitswirksame Lager, möglichst in Innenstädten, in Düsseldorf seit dem 16. Juni 2002, ihre Ausreisepflicht zu hintertreiben. Die "unanfechtbare" und "vollziehbare" Ausreisepflicht wurde vom BAFI und oft nach jahrelangen Verfahren vor den verschiedenen Instanzen der Verwaltungsgerichte festgestellt.

Offensichtlich übernahmen Sie die Aussagen dieser Gruppe, denn Sie schreiben: "Die Roma fühlen sich alleingelassen - viele sind krank, weil sie in nicht beheizten Zelten wohnen". Warum kehren sie nicht in ihre beheizten Sammelunterkünfte zurück? Weiter heißt es: "Sie hätten keine Winterkleidung, keine Medikamente, keine finanziellen Mittel". Richtig ist, daß sie wie andere Asylbewerber oder "Geduldete" nach dem Asylbewerberleistungsgesetz Hilfe empfangen und selbstverständlich auch Ärzte in Anspruch nehmen können.

Dr. Friedrich Löffler, Wesseling

 

 

Zu: "Der stille Demokrat" JF 42/02

Indifferente Einstellung

Der Autor Ronald Gläser beschreibt den auffälligen Karrieresprung des demokratischen Abgeordneten Tom Daschle, ohne den entscheidenden Hintergrund zu erwähnen. Als der Demokrat 1986 erstmals für den Senat kandierte, war seine Einstellung gegenüber Israel indifferent. Das "American Israel Public Affairs Committe" (AIPAC) entschloß sich daher, Daschles Wahlkampagne, die rund zwei Millionen Dollar kostete, zu finanzieren. In den folgenden Wahlkämpfen wiederholten sich die Zuwendungen, und Daschle entwickelte sich zu einem unzuverlässigen Vorkämpfer israelischer Interessen. Auf diese Weise wurden in den letzten Jahrzehnten Hunderte von Abgeordneten beider großen Parteien mit Spenden und intensivem Lobbying für die Belange Israels gewonnen. 

Friedrich Karl Pohl, Lüneburg

 

 

Zur JF allgemein

Ein Lob

Ihr seid ein Licht in der Dunkelheit der politischen Misere unseres Landes. Angesichts der Unfähigkeit und Überheblichkeit unserer Führung könnte ich nur noch in Resignation verfallen - wenn es nicht gute Menschen um mich herum gäbe, von denen ich weiß, sie glauben an eine bessere Zukunft für unsere Kinder und unser Land. Und Ihr tragt mit Eurer wöchentlichen Frischzellenkur für mein krankes deutsches Herz dazu bei, daß mich neuer Mut befällt und trotzig weitermachen läßt. Vielen Menschen tut Ihr gut mit Eurer Zeitung, in der Freiheit, Geschichtsbewußtsein und die Liebe zum Guten, Wahren und Schönen zuhause ist. Macht bitte weiter so, laßt Euch nicht verbiegen und "kaufen".

Richard Baumann, Ellwangen-Rindelbach


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