© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/02 29. November 2002

 
Bürgertum und Dekadenz
Im Gespräch: Arnulf Baring
Richard Stoltz

Arnulf Baring im Gespräch mit Karlheinz Weißmann: Das dürfte der Höhepunkt einer Tagung sein, die das Institut für Staatspolitik (IfS) am 14. Dezember in Berlin veranstaltet. Die Diskussion zwischen Baring und dem Historiker Weißmann steht unter dem Motto "Bürgerlich - was sonst?" und ist Teil des 5. Berliner Kollegs zum Thema "Der Bürger - Herrschaft und Gestalt".

Gemeinsamer Standpunkt von Baring und Weißmann ist, daß Deutschland ein bis ins Mark hinein kranker Patient sei, dessen Genesung nicht die Sache der nächsten Wahl, sondern die Aufgabe für eine ganze Generation sei. Treffen werden sich die Gesprächspartner sicherlich auch in der Feststellung, daß es eine seltsame Diskrepanz zwischen Unmut und Handlungsbereitschaft bei den betroffenen Bürgern gibt. Solche Überlegungen berühren einen Schlüsselbegriff, auf den das Institut für Staatspolitik in letzter Zeit deutlich hingewiesen hat: Dekadenz als Zustand, in dem der Mensch alles mit sich machen läßt.

Daß Baring mit seinen scharfen Attacken gegen die politische Führung in Deutschland in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt ist, freut die Geschäftsführung des IfS. "Wir haben mit Arnulf Baring schon vor einigen Wochen diese Veranstaltung geplant und werden nun ein volles Haus haben", so Götz Kubitschek, der das Berliner Kolleg organisiert. In einem Aufsatz für das Feuilleton der FAZ Anfang letzter Woche hatte Baring einem Bürgeraufstand gegen das "erstarrte Parteiensystem" das Wort geredet. Das Thema habe in der Luft gelegen, die Probleme in Deutschland seien durch runde Tische und endlose Diskurse nicht mehr in den Griff zu kriegen, erklärte dazu Kubitschek.

Flankiert wird die Diskussion zwischen Baring und Weißmann durch zwei Vorträge: Eberhard Straub untersucht die "Götterdämmerung des Bürgertums", Manfred Lauermann den "Doppelten Abschied vom Bürgertum".

Das im Mai 2000 als unabhängige Einrichtung gegründete Institut für Staatspolitik hat sich der Förderung des akademischen Nachwuchses verschrieben. Diese Aufgabe nimmt das IfS laut einer Selbstdarstellung "mit ausdrücklich positivem Bezug zur eigenen Nation wahr". Wert gelegt wird auf interessante Referenten und neue Formen der Präsentation.

Die Tagung findet am 14. Dezember von 10 bis 17 Uhr im AVZ, Emser Str. 11/12, Berlin-Wilmersdorf, statt. Eintritt: 10 Euro, für Schüler/Studenten frei. Internet: www.staatspolitik.de  oder: Tel/Fax: 03 46 32 / 9 09 42


 
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