© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/02 08. November 2002


JF intern
Ausgefallene Feiertage

Schon eine Besonderheit, wenn man in einem Bundesland arbeitet, aber in einem anderen wohnt. Da kann es passieren, daß am Morgen, auf dem Weg zur Arbeit, der Zeitungsladen geschlossen hat und die S-Bahn fast vollständig leer ist. Nach den ersten Telefonaten am letzten Donnerstag meinte eine ziemlich verärgerte Stimme am anderen Ende, warum man nicht einmal ausschlafen könne. Da war sie, die nötige Aufklärung um halb elf: Es ist ja Feiertag! Nur nicht in Berlin, denn die Hauptstädter mußten auch am Reformationstag ranklotzen.

Am Freitag dann der nächste Schock in unserem anscheinend heidnischen Regierungssitz: Versuche, in den südlichen Bundesländern jemanden für einen Text, ein Interview oder eine Kolumne zu gewinnen, schlugen fehl: Niemand arbeitet an Allerheiligen - nur die Berliner müssen wieder ran.

Unwillkürlich wünscht man sich da einen echten Großstadtfeiertag, religiös noch obendrein. Zur inneren Einkehr, um um zu sich zu finden. Keine Chance in der Bundeshauptstadt. Aber Hoffnung keimt auf: Schließlich haben wir in der Millionen-Metropole viele Muslime und der Ramadan dauert einige Tage - also wenn Rot-Grün es ernst meint mit Multikulti, sollte man wenigstens drüber nachdenken. Steffen Königer


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