© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/02 08. November 2002

 
Frisch gepresst

Forschung und Rassismus. Der Marburger Slawist Helmut Schaller untersucht in seinem jüngsten Werk die Beziehung des Nationalsozialismus zur slawischen Welt. Dabei stellt er einen Unterschied zwischen der etablierten Osteuropaforschung an den Universitäten in Breslau, Königsberg, Leipzig und München und der spätestens im Krieg offen zu Tage tretenden NS-Politik heraus. Denn anders als die Slawisten Albert Brackmann und Max Vasmer, die sich in ihren politischen Äußerungen allenfalls gegen chauvinistische und "pseudowissenschaftliche Geschichtsklitterung" in Polen und der Tschechoslowakei wandten, gingen die auf "Volk und Rasse" aufbauenden Nationalsozialisten Alfred Rosenberg und Heinrich Himmler von völlig anderen Grundlagen aus. Deren Zielvorstellung wurde bereits während des Krieges vor allem durch die Gauleiter des Warthelandes und Danzig-Westpreußens, Arthur Greiser und Albert Forster, mit einer beflissen betriebenen "Umvolkungspolitik" umgesetzt. Schaller stellt in seiner Arbeit auch die widersprüchliche Art der Diskriminierung des Slawischen durch das NS-System dar, wobei Kroaten und Ukrainer vollkommen andere Bewertungen erfahren als Polen oder gar Russen (Der Nationalsozialismus und die slawische Welt. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2002, 320 Seiten, 34,90 Euro).

Zukunftsmodelle. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes und der Altersvorsorge waren Vorzüge, mit denen das sozialistische System punkten konnte. Ihr Preis war ein wirtschaftlicher Kollaps, der allenthalben zum Staatsbankrott führen mußte und bekanntlich das Scheitern beschleunigte. Da momentan die soziale Marktwirtschaft, ohne gleichartige Sicherheiten zu gewährleisten, die entscheidenden Zukunftsfragen auch nicht zu beantworten scheint und gleicher Bankrott alle "westlichen" Systeme bedroht, hat sich Reiner Schmidt Gedanken über einen "dritten Weg" gemacht. Sein Konzept einer solidarischen und gerechten "nach-kapitalistischen" Gesellschaft baut auf die Teilhaberschaft aller Bürger am Haushalt des Staates, der sich durch die Besteuerung aller Kapitalwerte finanziert. Anleihen an sozialistischem Gedankengut sind hierbei sicher rein zufällig. Leider berücksichtigt Schmidt weder die gegenwärtige Billionen-Euro-Verschuldung noch den zu erwartenden demographischen Kollaps ( Der Teilhaberstaat. Karisma Verlag, Buchholz 2002, 317 Seiten, 15 Euro).


 
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