© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/02 08. November 2002

 
Haiders Messebesuch
von Carl Gustaf Ströhm

Begleitet von Entrüstungsrufen seiner zahlreichen politischen Gegner ist der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider wieder einmal in den Irak gereist, um, wie er sagte, für Österreich Wirtschaftsaufträge hereinzuholen und die Freilassung noch immer festgehaltener Kriegsgefangener durch Saddam Hussein zu erreichen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr man ganz nebenbei, daß in Bagdad trotz UN-Sanktionen Wirtschaftsmessen abgehalten werden, an denen eine Anzahl westlicher Sanktionsländer beteiligt ist - darunter Österreich mit immerhin 15 Firmen - und zwar ganz legal.

Ganz falsch scheint Haider nicht zu liegen, bedenkt man, daß inzwischen Saudi-Arabien den Amerikanern für den Fall eines Angriffs auf den Irak die Benutzung dortiger US-Stützpunkte verboten hat. Und gab es da nicht den Wahlkämpfer Schröder, der von (amerikanischen) Abenteuern sprach, an denen sich kein deutscher Soldat beteiligen werde, solange er Kanzler sei? Was dem einen sein deutscher Weg, ist dem anderen sein österreichischer Pfad. Wollte Haider damit demonstrieren, daß mit ihm, trotz der Querelen seiner Freiheitlichen, immer noch zu rechnen ist? Doch die Probleme der FPÖ lassen sich durch spektakuläre Aktionen im Morgenland nicht lösen. Haider hat wohl recht, wenn er seine früheren Mitarbeiter nicht nur der Illoyalität, sondern der Vorteilnahme bezichtigt. Geld stinkt bekanntlich nicht. Die FPÖ aber könnte bei den Wahlen am 24. November auf ihren Kern von zehn Prozent schmelzen. Was für ein Neuanfang dann noch möglich ist, bleibt abzuwarten.


 
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