© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/02 08. November 2002


Selbstdemontage
von Jörg Fischer

Wie sich die Bilder gleichen: 1999 befand sich Rot-Grün im Stimmungstief, die Landtagswahlen gingen reihenweise verloren. Ein Jahr später verhalf die CDU-"Bimbesaffäre" Kanzler Schröder zu einem unverdienten Ablenkungsmanöver. Nun übernimmt die FDP diese Rolle. Otto Graf Lambsdorff fordert unverblümt den Ausschluß von Ex-FDP-Vize Möllemann, weil dieser seinen Wahlkampf mit mutmaßlich illegalen Spenden finanziert haben soll. Dabei wurde der FDP-Ehrenvorsitzende 1987 selbst als einer der Schlüsselfiguren der Flick-Spendenaffäre wegen Steuerhinterziehung verurteilt und schon ein Jahr später wieder zum FDP-Chef gewählt.

Auch (Noch-)FDP-Chef Westerwelle ist angeschlagen, einschlägige Medien werfen ihm "Führungsschwäche" vor. Offen werden Nachfolger benannt: Brüderle, Döring, Rexrodt - selbst eine Rückkehr Gerhardts scheint nicht mehr ausgeschlossen. Inhaltliche Fragen spielen hingegen keine Rolle. Dabei täten die Liberalen gut daran, ihre Wahlniederlage vom 22. September nicht nur dem (linksliberalen) Sündenbock Möllemann anzulasten - erfolgreiche Rechtsliberale in Dänemark oder den Niederlanden könnten die Richtung vorgeben.

Doch warum das Ganze? Nicht weil Möllemann gegen das Parteiengesetz verstoßen oder auf seinem Wahlkampffaltblatt einen ausländischen Regierungschef kritisiert hat - das haben verschiedene rot-grüne Spitzenpolitiker schon öfter getan. Nein, der gescheiterte 18-Prozent-Illusionist hat einen eitlen ARD-Moderator persönlich attackiert, dafür gibt es in Deutschland kein Pardon.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen