© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/02 01. November 2002


Neulich im Internet
Zensur
Erol Stern

Eher unauffällig geisterte dieser Tage eine Meldung über eine angebliche Zensur der Suchmaschine Google durch zahlreiche Medien. Juristen von der Harvard Law School haben nämlich in einer Studie herausgefunden, daß der Star der Suchmaschinen seine wachsende Popularität dazu nutzt, verschiedene Websites mit teilweise radikalen oder rassistischen Inhalten unter den Teppich zu kehren. Betrachtet man die Thematik einmal genauer, wird einem klar, welche Einflußnahme Suchmaschinen in der heutigen Gesellschaft haben können. Bereits seit längerem wird dagegen über die kommerziellen Interessen, die zum Beispiel Wirtschaftsunternehmen daran haben können, besonders gut "auffindbar" zu sein, diskutiert. Denkbar wäre auch der entgegengesetzte Weg, unliebsame Mitbewerber durch Zuwendungen oder Werbebudgets "wegzaubern" zu lassen. Wie neutral sind Suchmaschinen also? Schon vor längerer Zeit führten Dieter Stein und ich ein Experiment als "Selbsttest" aus, wo wir uns und die JF in verschiedenen Suchmaschinen aufstöbern ließen - mit frappierend unterschiedlichen Ergebnissen. Dieses nur durch die abweichenden Suchalgorithmen zu begründen, wäre Augenwischerei. Die Suchmaschine Fireball.de, mittlerweile Lycos angehörend, schien uns beispielsweise nicht sonderlich zu mögen, während sich andere vor Eifer regelrecht überschlugen. Leider hinkt die Rechtslage in bezug auf eine Art "Internet-Pressefreiheit" und (teilweise notwendige) Zensur noch hinterher; hierzulande verbotene Inhalte werden daher oftmals einfach auf ausländische Provider verlagert, berichtet Euer EROL STERN


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