© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/02 25. Oktober 2002

 
Frisch gepresst

Bolschewismus. Als vor gut fünfzehn Jahren der "Historikerstreit" die intellektuellen Gemüter erhitzte, war es gerade der von Ernst Nolte in den Vordergrund seiner Argumentation gerückte Mythos vom "jüdischen Bolschewismus", den Gegner des Berliner Historikers wie einen Tabubruch ächteten. Die diesem Mythos immanente Frage nach der historischen Rolle von Juden an der kommunistischen Herrschaftspraxis paßte nicht in das BRD-Bild vom "braven Juden" (Henryk M. Broder). Es wundert daher kaum, wenn um das Verhältnis von Judentum und Bolschewismus deutsche Zeithistoriker einen großen Bogen machten. Mit dem Bielefelder Bibliothekar Johannes Rogalla von Bieberstein widmet sich denn auch keiner der "Etablierten" der gern "sensibel" genannten und damit als wenig karrierefördernd stigmatisierten Materie. Darum darf Rogallas zitatenreiche Begriffs- und Ideengeschichte als zeithistorische Pionierstudie begrüßt werden ("Jüdischer Bolschewismus". Mythos und Realität. Edition Antaios, Dresden 2002, 311 Seiten, Abbildungen, 29 Euro).

Einsamer Protest. Nicht erst die tagtäglichen Horrormeldungen über eine sich weiterhin verschlimmernde Lage der Wirtschaft und des Sozialsystems trotz immer stärkerer Belastung der Bürger lassen viele in der Bundesrepublik verzweifeln. Die meisten haben sich in biedermeierlicher Manier damit abgefunden, doch keinen Einfluß auf diese Entwicklung zu haben - die parlamentarische Opposition wird nicht mehr als glaubhafte Alternative wahrgenommen. Der Mittelständler Josef Bocks will sich diesem Schicksal nicht ergeben und wirbt mit seinem Buch, das durch den imperativen Titel "Wehrt Euch" die Konfrontation zum herrschenden System vorwegnimmt, um eine Interessenvertretung der steuerzahlenden "Normalbürger". In der etwas unprofessionellen Darstellung finden sich einige interessante Lösungsansätze, um eine künftige Politik den Leistungsträgern und nicht den Leistungsempfängern untertan zu machen (R.G. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2002, 271 Seiten, 16,80 Euro).

Donauschwaben. Wie so viele Vertriebene haben sich auch die Donauschwaben nach dem Zweiten Weltkrieg in erstaunlich schneller Zeit im zerstörten Nachkriegsdeutschland bzw. Österreich integriert. Auch durch die räumliche Dislozierung dieser Volksgruppe aus Südungarn, der Batschka, Syrmien und dem Banat zwischen Wien und Karlsruhe ist diese Integration, ebenso wie die anderer Deutscher aus dem Osten, zur Assimilation geworden. Der dritte Band der Arbeitsgemeinschaft Donauschwäbischer Lehrer möchte diese "Eingliederung donauschwäbischen Kulturerbes" näher würdigen (Mathias Weifert, Hrsg.: Donauschwäbisches Archiv, Band 19, Münschen 2002, 160 Seiten, 24 Euro).


 
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