© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/02 18. Oktober 2002

 
Rheinischer Preuße
Nachruf: Zum Tode von Günter Gussmann
Manfred Müller

Mit der schwarz-weißen Preußenfahne war der Sarg geschmückt, als am 7. Oktober in Köln-Rodenkirchen ein großes Trauergefolge Günter Gußmann, dem langjährigen Vorsitzenden des Vereins für Geschichte und Kultur (VGK), das letzte Geleit gab. Mit Günter Gußmann verloren die deutschen Patrioten des Rheinlandes eine markante Persönlichkeit, die Ausstrahlungskraft besaß und ein Vorbild war.

Gußmann, 1927 in Sürth als Sohn eines kleinen selbständigen Handwerkers geboren, erhielt als Halbwaise wegen seiner ausgezeichneten Leistungen am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Köln eine Freistelle. Mit 17 Jahren wurde er wie viele seiner Altersgenossen Kriegsfreiwilliger, wollte in der Stunde höchster Gefahr Volk und Heimat mit der Waffe in der Hand verteidigen. Er kam noch zum Kriegseinsatz, lernte die brutale Realität des Krieges hautnah kennen und erfuhr in amerikanischer Kriegsgefangenschaft Hunger und Erniedrigung. Der Heimkehrer Gußmann, von Jugend an für Geschichte interessiert, hätte dieses Fach gerne studiert, aber dies blieb ihm schon aus finanziellen Gründen verwehrt. Als kaufmännischer Angestellter baute er in jahrzehntelangem Wirken für sich und seine Familie eine gesicherte Existenz auf.

In der materiellen und seelischen Trümmerlandschaft von 1945 verhielt sich der 18jährige Gußmann anders als viele opportunistische Deutsche. Er lehnte es ab, alle vaterländischen Ideale als Schall und Rauch zu verdammen. Freilich war er realistisch genug, um sich im Laufe der Jahre zu vergegenwärtigen, daß die nationale Rechte in dem aufs neue errichteten Parlamentarismus nur eine Chance hatte, wenn sie sich konsequent auf parlamentarische Einwirkung und Mitgestaltung ausrichtete. Als Versuche dieser Art scheiterten, engagierte sich Gußmann stärker im vorparlamentarischen Raum.

Anfang der sechziger Jahre kam er in Kontakt zu dem damals gegründeten Volksbund Deutscher Ring, später: Verein für Geschichte und Kultur. 1969 wurde er in den Vorstand gewählt, 1973 wurde er Vorsitzender, und erst seine schwere Erkrankung zwang ihn vor wenigen Wochen, dieses Amt abzugeben.

Neben der Sorge für seine Familie wurde der VGK für Gußmann zum eigentlichen Lebenswerk. Als Autodidakt hatte er sich ein sehr umfangreiches geschichtliches Wissen erworben, das er mit großer Begeisterung und oft in witziger Form bei den Kulturfahrten des Vereins vortrug. Sein historisches Denken war stark bestimmt durch die rheinische Schicksalslandschaft mit ihrem völkerverbindenden Strom.

Als Persönlichkeit wirkte Gußmann nicht zuletzt deshalb so beeindruckend, weil er mustergültig Rheinisches und Preußisches vereinte und die preußischen Tugenden mit Köllschem Humor und rheinischer Fröhlichkeit vorlebte. Ideell und materiell förderte er positive Neuansätze im national-konservativen Bereich, in diesem Sinne war er auch der JUNGEN FREIHEIT verbunden.


 
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