© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de   42/02 11. Oktober 2002


Blick in die Medien
Seifenoper
Ronald Gläser

Andere Länder, andere Sitten. Dieser Satz gilt auch für die Medienbranche. Und weil Amerika so anders ist als Deutschland, verfolgt Gruner & Jahr dort auch eine andere Strategie. Der Verlag bringt hierzulande Zeitschriften und Zeitungen aller Art heraus. Zu den unpolitischen Produkten gehören Schöner Wohnen, Geo oder Brigitte. Die wichtigsten Tageszeitungen des Hamburger Hauses sind die Financial Times Deutschland und die Sächsische Zeitung. Zwei wichtige Publikationen der linken Kampfpresse, Stern und die österreichischen News, zählen auch dazu. Zur Unternehmenskultur gehöre der Kampf gegen rechte Gewalt, stellt der Verlag in seiner Selbstdarstellung fest. In den USA dagegen geht die Leserschaft öfter in den Gottesdienst und ist konservativer als im Stammland des zweitgrößten Verlages der Welt. Deswegen verklagt Gruner & Jahr Rosie O´Donnell. Nach der Talk-showmoderatorin hat der Verlag ein Magazin benannt. Dessen Auflage ist drastisch gesunken, als Rosie ihr Auftreten radikal veränderte. Sie bekannte öffentlich, lesbisch zu sein und ließ sich einen Kurzhaarschnitt verpassen. Ihre beliebte Talkshow gab sie auf. Und schließlich: Sie wurde in der Öffentlichkeit betrunken gesehen. Das war zuviel für den Verlag, bei dem sie neuerdings angeblich als "Überschlampe" tituliert wird. Die 40jährige Grammy-Preisträgerin schied aus der Redaktion aus. Doch Gruner & Jahr fordert jetzt 100 Millionen Dollar Schadensersatz. So ein Rosenkrieg um Rosie ist nur in Amerika denkbar.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen