© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/02 11. Oktober 2002

 

Frisch gepresst

Biotronik. "Blind sehen, gehörlos hören", lautet der Untertitel dieses Buches. Es handelt nicht von religiösen Wundern, sondern von den Wunderwerken, die in der Kombination von Mikroelektronik und Molekularbiologie in den letzten Jahren entstanden. In Zukunft werden Computerfunktionen viel enger mit unseren eigenen biologischen Funktionen verknüpft sein. Computerelemente werden möglicherweise im Zellformat durch die Blutbahn kreisen und abgestorbene Nervenzellen im Gehirn ersetzen. Während Computer bis zum Zellformat miniaturisiert werden, können andererseits auch Zellbausteine als Computerelemente rekrutiert werden. Der Datenaustausch zwischen biologischen, Halbleiter-elektronischen und gemischten Systemen wird nahtlos funktionieren. Diese Entwicklung ist das zentrale Thema dieses Buches: Die Grenzen zwischen biologischen und elektronischen Systemen werden verschwinden (Claudia Borchard-Tuch, Michael Groß: Was Biotronik alles kann. Wiley-VCH, Weinheim 2002, 300 Seiten, 24,90 Euro).

Migration und Sozialstaat. In den aktuellen Vierteljahresheften zur Wirtschaftsforschung wird in sechs Beiträgen das gesellschaftliche Zukunftsmodell beleuchtet, indem die immer älter werdende autochthone deutsche Bevölkerung mit sinkenden Geburtenzahlen einer steigenden Zahl von Zuwanderern, die zunehmend das soziale Sicherungssystem belasten, gegenüberstellt. Dabei wird eine auf demographische Kontinuität ausgerichtete Einwanderungspolitik früher oder später zum Kollaps der Gesellschaft führen, da die Integrationsfähigkeit und damit die ökonomische Leistungsfähigkeit künftiger Zuwanderer sich nur bei einer selektiven Migrationspolitik einstellen wird (Migration und Sozialstaat - Empirische Evidenz und wirtschaftspolitische Implikationen für Deutschland. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.), Duncker & Humblot, Berlin 2002, 120 Seiten, 60 Euro).

Schläfer. Der ZDF-Journalist Elmar Theveßen führt dem Leser ein Schreckensszenario nach dem anderen vor. Islamistische Terroristen lebten mitten unter uns und verfügten über alle möglichen Waffen, um weite Teile unseres Landes unbewohnbar zu machen. Der "Kampf gegen den Terror" kann diesen Netzwerken kaum etwas anhaben, denn ihre Strukturen sind auch bei uns in Deutschland installiert. Außerdem wittert Theveßen in diesem Kampf den Ansatz des neuen westlichen Imperialismus, der die Lage eher noch verschlimmert (Schläfer mitten unter uns. Das Netzwerk des Terrors und der hilflose Aktionismus des Westens. Droemer Verlag, München 2002, 287 Seiten, 19,90 Euro.


 
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