© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/02 11. Oktober 2002

 
Meldungen

Bozener Friedensplatz wieder "Siegesplatz"

BOZEN. Bei der Volksbefragung in Bozen über die Rückbenennung des Friedensplatzes in "Siegesplatz/Piazza della Vittoria" haben sich die Befürworter der von der italienischen Alleanza Nazionale (AN) angestrengten Initiative mit 61,94 Prozent durchgesetzt (siehe auch JF 41/02). In den 80 - mehrheitlich italienischen - Bozener Wahlkreisen stimmten letzten Sonntag 30.873 Personen für "Siegesplatz", 18.972 votierten dagegen. Die Wahlbeteiligung betrug 61,69 Prozent. Unter den Italienern Bozens war die Beteiligung deutlich höher als unter den Deutsch-Tirolern. Die AN verlangte noch am Wahlabend eine sofortige Rückbenennung des Platzes. Der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder zeigte sich "enttäuscht". Das Ergebnis blicke in die Vergangenheit und nicht nach Europa, so der Politiker der Südtiroler Volkspartei. Der italienische Bürgermeister von Bozen, Giovanni Salghetti Drioli, vom Mitte-Links-Bündnis lehnte einen Rücktritt ab. Er verwies auf die 40 Prozent, die der Volksbefragung ferngeblieben waren. Baustadtrat Silvano Bassetti von den Linksdemokraten (DS) kündigte unterdessen seinen Rücktritt an. Die nun abgelehnte Umbenennung des Platzes war Teil eines großen Projektes zur Neugestaltung des Areals. Der Siegesplatz mit dem Siegesdenkmal ist Symbol der Abtrennung Südtirols von Österreich und des Faschismus.

 

Österreichischer Orden für Gianfranco Fini

WIEN/ROM. Der österreichische Bundespräsident Thomas Klestil hat Italiens Vizepremier Gianfranco Fini letzte Woche mit dem "Großen goldenen Ehrenzeichen am Bande" geehrt, der zweithöchsten Auszeichnung der Republik. Der Chef der Südtiroler Volkspartei (SVP), Siegfried Brugger, erklärte, er sei "verwundert und sprachlos" über die Auszeichnung für den Chef der italienischen Alleanza Nazionale (AN). Fini hatte kurz zuvor bei einem Auftritt in Bozen für die Rückbenennung des Friedensplatzes in "Siegesplatz" geworben.

 

Mégret verliert ihr Amt an Sozialisten Obino

VITROLLES. Catherine Mégret hat letzten Sonntag ihr Bürgermeisteramt in der südfranzösischen Stadt Vitrolles (Bouches-du-Rhône) endgültig verloren. Bei der örtlichen Kommunalwahl landete die Ehefrau des Vorsitzenden des rechten Mouvement National Républicain (MNR), Bruno Mégret, mit 45,95 Prozent (6.878 Stimmen) auf dem zweiten Platz. Neues Stadtoberhaupt wird der Sozialist Guy Obino, für den 54,05 Prozent (8.089) stimmten. Mégret erklärte, dies sei "ein Sieg der Kungelei und der Desinformation." Im ersten Wahlgang hatte Mégret mit 36,73 Prozent noch vor Obino (31,04) gelegen. Die Neuwahl war notwendig geworden, nachdem der Pariser Staatsrat die Wahl vom März 2001 für ungültig erklärt hatte.

 

Gewerkschafter könnte Präsident werden

BRASILIA. Bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien hat der frühere Gewerkschaftsführer Luiz Inácio Lula da Silva von der linken Arbeiterpartei (PT) mit knapp 47 Prozent die erste Runde gewonnen. Der liberale Regierungskandidat José Serra kam auf 23,6 Prozent. Der frühere Gouverneur von Rio de Janeiro, Anthony Garotinho, erreichte 17 Prozent und der frühere Finanzminister Ciro Gomes 12,1 Prozent. Der linksliberale Gomes könnte Lula in der Stichwahl am 27. Oktober unterstützen. Garotinho wird vor allem von evangelistischen Gruppen unterstützt. Für die arme Bevölkerung gilt der gelernte Schlosser Lula als Hoffnungsträger für soziale Reformen. Serra hatte im Wahlkampf versprochen, den marktwirtschaftlichen Kurs des scheidenden Präsidenten Henrique Cardoso fortzusetzen. Die Auslandsschulden Brasiliens betragen etwa 230 Milliarden Dollar.


 
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