© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/02 20. September 2002

 
Terror
von Jörg Fischer

Man stelle sich vor, bei einem Wahlkampfauftritt von Außenminister Joseph Fischer und Grünen-Chefin Claudia Roth hätten sich Hunderte von Kahlköpfen mit Springerstiefeln versammelt und die Veranstaltung mittels Eierwürfen, Pfeifkonzert und "Haut ab, Kommunisten raus!"-Rufen undurchführbar gemacht. FAZ, Bild, taz oder Junge Welt hätten unisono eine "faschistische Gefahr" ausgemacht und ein erneuertes "Bündnis gegen Rechts" eingefordert.

Doch seit Wochen ist es ganz anders: Nicht Grünen-Prominenz, sondern der Hamburger Innensenator Schill wird auf seiner Wahlkampftour ständig durch "linke Gegendemonstranten" massiv gestört, Schill-Plakate, kaum aufgehangen, sind über Nacht zerstört, Parteihelfer werden persönlich bedroht, Reifen zerstochen. In Erfurt wurde Schill "mit Eiern empfangen", wie die zum WAZ-Konzern gehörige Thüringer Allgemeine süffisant berichtete. "Zu guter Letzt wurde dem Laster der Schill-Partei die Ladeplane aufgeschlitzt! Erfurt ist Schill-Out Zone!", so feierten die Autonomen Thüringer Antifa-Gruppen (atag) ihren Erfolg im Internet. Selbst Wahlkampfauftritte von Unionspolitikern können häufig nur noch unter großem Polizeiaufgebot stattfinden. Hamburger Schill-Gegner gingen sogar noch weiter: Sie schmierten auf eine Hauswand im Stadtteil Bramfeld "Kill Schill". Eine Forderung, die am 6. Mai dieses Jahres in den Niederlanden erfüllt wurde - Pim Fortuyn starb im Kugelhagel eines Linksextremisten. Wenn linke Argumente nicht mehr überzeugen, wird mit Gewalt nachgeholfen - hoffentlich nicht mit "niederländischer".


 
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