© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/02 13. September 2002

 
UMWELT
Ratinger Etappensieg für die Natur
Volker Kempf

Die Welt ist in Ordnung, wenn ein Skandal noch als ein Skan-dal wahrgenommen wird: In Ratingen bei Düsseldorf sollte am 3. September der Stadtrat einem Antrag von FDP und CDU sowie des Oberbürgermeisters zustimmen, wonach der Ratinger Grundstücksgesellschaft (RGG) ein Erschließungskostenanteil in Höhe von 1,3 Millionen Euro aus dem Stadthaushalt geschenkt werden sollte. Das wurde aber im Vorfeld an die Öffentlichkeit gebracht. Und siehe da: Die Antragsteller gaben klein bei. Der CDU-Fraktionschef Rolf Blumenkamp räumte ein, daß die Diskussion um den Erschließungsantrag fruchtbar gewesen sei, insofern sie der Stadt nun eine Menge Ersparnisse einbringen würde. Der einstige Apologet des Erschließungsvertrags, der FDP-Fraktionschef Horst Becker, sagte auf der Ratssitzung hingegen lieber nichts und beschränkte sich darauf, Prügel einzustecken. Diese verteilte die Opposition aus SPD, Grünen und Schill-Partei (vormals Mittelstandspartei). Nur der CDU-Querdenker Lothar Diehl konnte die Debatte entspannt verfolgen.

Die Grünen-Abgeordnete Susanne Stocks mahnte an, der Stadt drohe der Niedergang, wenn 2004 die Ratsverhältnisse nicht geändert würden. Man könne schließlich nicht auf Skandale warten, sondern nur auf eine solide Kommunalpolitik. Ob durch die gestrichenen "Subventionen" an die Baugesellschaft nun auch weniger "Grün" bebaut wird, darauf ging die "grüne" Ratsvertreterin leider nicht ein. Es bleibt aber eine vage Hoffnung von Naturschützern, daß der aufgedeckte Erschließungsskandal nicht nur der Stadt Geld erspart, sondern auch der Umwelt ein paar Quadratmeter Grün mehr beläßt, als das unter den vorgesehenen Millionenzuschüssen für die Baubranche noch vorgesehen war.


 
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