© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/02 13. September 2002

 
Das Spiel mit den Schmuddelkindern
Nordrhein-Westfalen: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach hat wenig Berührungsängste mit DKP-Funktionären
Robert Ludwig

Immer wenn die deutsch-russische Gesellschaft, beziehungsweise die Gesellschaft BRD/GUS Rhein/Ruhr e. V. eine Veranstaltung in ihrer Metropole Bergisch Gladbach durchführt, dann erhält sie die liebenswürdigen Grußbotschaften nicht nur von der Bürgermeisterin Maria Theresia Opladen (CDU), sondern ebenso vom Bundestagsabgeordneten des rheinisch-bergischen Kreises, Wolfgang Bosbach.

Dabei stört es Bosbach, immerhin stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit dem Ressort Innen- und Rechtspolitik, anscheinend überhaupt nicht, daß die Vorsitzende dieser Gesellschaft, Walborg Schröder, ihre akquirierten Spenden - wie etwa im Frühjahr 2001 eine 25.000 DM-Spende für ehemalige Zwangsarbeiter - alten kommunistischen Kadern aus sowjetischen Zeiten, wie Botschaftsrat a.D. Anatol Popow, überreicht.

Überdies hatte Walborg Schröder mehrmals als Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) für den Bundestag kandidiert. Doch weitaus erfolgreicher war sie bei dem Versuch, Persönlichkeiten aus anderen Parteien vor den eigenen Karren zu spannen. Im Sommer 1988 übernahmen sie und ihr Gatte Karl-Heinz Schröder eine Pionierfunktion bei der Anbahnung der Kontakte Bergisch Gladbachs zur Sowjetunion. Das Ehepaar empfing auf dem Moskauer Zentralflughafen die Delegation - mit dem damaligen Bürgermeister und Bundestagsabgeordneten Franz Heinrich Krey (CDU), dem Ziehvater Bosbachs, an der Spitze - und geleitete sie zu einem Gala-Empfang beim KPdSU-Zentralkomitee, zu einem Gala-Abendessen und zur Kontaktaufnahme mit einer Partnerstadt. Die Bergisch Gladbacher ließen sich sichtlich beeindrucken und nahmen die Kommunisten in ihren Klüngel auf. Seitdem fließt der von allen Parteien bewilligte "KP-Bimbes" des Kreises und der Stadt.

Deren Gleichstellungs-Beauftragte schlossen sich - wie CDU, SPD, Grüne und "Katholische Frauen" - der DKP-Initiative für einen "Internationalen Frauentag" an. Die Stadt übernahm eine "Mahntafel", welche allein die Kommunisten als Opfer früherer NS-Verfolgung erwähnt. Dem Hauptinitiator und langjährigen DKP-Funktionär Wolfgang Kondruß wurde zudem die Betreuung von deutschen Spätaussiedlern und jüdischen Kontigentflüchtlingen - also ehemaligen Hauptopfern kommunistischer Verfolgung in der Sowjetunion - anvertraut. Als Kondruß die Ehrennadel der Stadt und den "Rheinlandtaler" des Landschaftsverbandes erhielt, hielt beidemal Bürgermeisterin Opladen die Laudatio. Frau Opladen - die sich gerne auf ihren Vater, den ehemaligen, streng antikommunistischen Bundesinnenminister Paul Lücke (CDU) beruft - sorgt trotz 20 Millionen Euro städtischer Schulden dafür, daß kommunistische Aktivitäten wie die jährliche "Mahnwache" an der "Mahntafel" regelmäßig aus dem Stadt-Haushalt subventioniert werden. Beim zehnten Geburtstag der "Mahnwache" konnte Walborg Schröder neben der Bürgermeisterin, neben Landrat Norbert Moers (CDU) und dem SPD-Kreisvorsitzenden Jürgen Wilhelm auch den Bundestagsabgeordneten Bosbach begrüßen.

Bosbach, der als erster CDU-Spitzenpolitiker überhaupt an einer DKP-Veranstaltung teilnahm, der zudem als langjähriger Abgeordneter in Bergisch-Gladbach Mitverantwortung für derartige Unterstützung der Kommunisten trägt, möchte zu gerne Bundesinnenminister werden. Doch da stellt sich die Frage, ob der Mann, der immer wieder von "Sicherheit" spricht, nicht selber ein Sicherheitsrisiko darstellt.


 
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