© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/02 06. September 2002


Leserbriefe

Zu: "Sein eigener Richter sein" von Dieter Bartling, JF 36/02

Unseriöse Kritik

Unerträglich ist es mit anzusehen, wie die politische Reputation eines der freiesten Länder dieser Welt - der Vereinigten Staaten von Amerika - zunehmend durch überzogene und unseriöse Kritik in Mitleidenschaft gezogen wird.

Es ist nun mal so, daß nur eine Minderheit der Staaten dieser Welt seinen Bürgern die Prinzipien der Aufklärung, Menschenrechte und die Freiheit des Individuums garantiert. Wenn aber gerade die Handlungen dieser Länder, in nicht zu tolerierender Weise geschmäht werden, dann stellt man die Wahrheit nicht nur auf den Kopf, sondern zeigt, daß man eine gänzlich falsche Meßlatte zur Beurteilung heranzieht.

Israel, die USA und andere Staaten mit unterschiedlichen Motiven, äußern berechtigte Skepsis gegenüber einer Einrichtung wie dem Internationalen Strafgerichtshof. Solange die Mehrheiten in vielen internationalen Vereinigungen von totalitären schwarz-afrikanischen Machthabern oder arabischen Staaten dominiert werden, können sich die demokratischen Staaten nicht auf dieses politische Roulettespiel einlassen. Erinnern wir uns doch an die absurde Verurteilung des Staates Israels als "rassistischer" und "faschistischer" Staat durch die UN - ein Skandal, wenn man sich die Liste derjenigen ansieht, die dieses Urteil fällten. Wer in seinem eigenen Land nicht einmal grundsätzliche Bürgerrechte nach internationalen Maßstäben gelten läßt, sollte nicht mit diesen leicht zu durchschauenden, antiamerikanischen Ablenkungsmanövern durchkommen.

Tanja Krienen, Unna

 

 

Zu: "Die Natur schlägt zurück" von Volker Kempf und zur JF-Spendenaktion "Leser helfen Lesern" , JF 35/02

Kaltherzige Schnorrer

Halb muß man lachen, halb muß man zürnen, wenn man die heuchlerischen Spendenaufrufe der Regierung und des öffentlichen Rundfunks liest und hört. Dieselben politischen Macher und die gut dotierten Sozis, die Milliardenschulden in alle Himmelsrichtungen erlassen, mit der großzügigen"Entwicklungshilfe" die Entwicklungen der Unfähigkeit, der Korruption und der Diktaturen in der ganzen Welt systematisch belohnen - ausgerechnet die schnorren jetzt kaltschnäuzig mit "Hilfe" und "Solidarität" und entdecken sogar "patriotische Gefühle" des von ihnen geschundenen Steuerzahlers. 

Dr. Antonin Kucera, Taunusstein-Hahn

 

Wo bleiben die Politiker?

Überall - und auch in der "JF" - liest, hört und sieht man in diesen Tagen Aufrufe zu Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe. Die Bereitschaft ist erfreulicherweise sehr groß, und auch ich werde im Rahmen meiner Möglichkeiten einen Beitrag leisten.

Doch was machen die Oberaufrufer zum Spenden: "unsere" Politiker? Ich habe noch nichts davon gehört, daß auch sie spenden und ihre Solidarität bekunden! So könnten doch die ganze Bundesministerriege und "unsere" Bundestagsabgeordneten locker einige "Peanuts" spenden; sozusagen als großzügige Geste! Die Regierung könnte festlegen - andere haben es vorgemacht -, daß die Anzahl der für die Bundeswehr anzuschaffenden Transportflugzeuge drastisch gekürzt wird, daß Bundeswehrangehörige von Auslandseinsätzen zurückbeordert , die Zahlungen nach Brüssel reduziert werden, die EU-Osterweiterung überdacht wird. Aber nichts dergleichen geschieht!

Was wird hingegen beschlossen? Aufschub der Steuerreform, welche den Mittelstand und den "kleinen Mann" entlasten sollte. So wird selbst noch in einer Katastrophen-Situation gegen das eigene Volk entschieden. Wie soll auch eine Politikerriege, die den Nationalstaat als "Auslaufmodell" betrachtet, für die Hauptsäule nationaler Wirtschaft - den Mittelstand - entscheiden? Im Gegenteil dürfte man sich freuen, daß sich durch so ein Naturereignis - fast unauffällig - die Zerstörung des Nationalstaates sogar beschleunigen läßt. Unsere Politiker lassen also jegliche Solidarität vermissen.

Hartmut Jakob, per E-Post

 

Kurzsichtige Politik

Die Tatsache, daß die kurzsichtige Politik unter anderem der CDU/CSU in Sachen Naturschutz erhebliche Probleme für uns und unsere Kinder bereiten wird, scheint noch nicht auszureichen. Zur Finanzierung der Schäden sollen laut Stoiber sieben Milliarden Euro mehr Staatsschulden gemacht werden (nichts anderes ist der Vorschlag, die Bundesbankmittel nicht zur Schuldentilgung zu verwenden). Da möchte jemand uns und unseren Kindern auch noch ein Schuldenhochwasser bescheren. Die ökologischen Schäden entgegen frühen Warnungen teils selber verursachen, und dann die Kosten den Kindern rüberschieben - pfui!

Jürgen Brecht, Füssen

 

 

Zum Pro & Contra: "Sind Flutkatastrophen eine Folge des Klimawandels?", JF 35/02

Politischer Aktionismus

Seit etwa hundert Jahren weiß man, daß das Klima der Erde in der Vergangenheit großen globalen Schwankungen unterworfen war. Geologische Untersuchungen und Computersimulationen haben starke Indizien dafür geliefert, daß diese Klimaschwankungen auf astronomische Ursachen zurückführen sind. Diese Theorie bietet nicht nur eine Erklärung für die momentan herrschende Zwischeneiszeit, sondern auch eine Grundlage für die Diskussion über die zukünftige Entwicklung des Erdklimas. Ein weiterer wichtiger Einflußfaktor für das Klima ist der Vulkanismus.

Der menschliche Einfluß auf Umwelt und Klima liegt darin, daß schon 1999 die Weltbevölkerung die Zahl von sechs Milliarden Menschen überschritten hat. Diese Weltbevölkerung hat ein Durchschnittsalter von 23 Jahren. Das bedeutet, daß etwa die Hälfte sich in der reproduktiven Lebensphase befindet oder diese noch vor sich hat. Selbst bei einer Begrenzung der Kinderzahl auf drei - wovon viele Entwicklungsländer weit entfernt sind - würde sich die Weltbevölkerung bis etwa 2060 nochmals verdoppeln. Die Umwelt wird durch den Menschen verändert, schon weil der Mensch allen anderen Lebewesen den Lebensraum entzieht. Die Bevölkerungsexplosion erfolgt im wesentlichen in den Entwicklungsländern und dort wiederum in den Städten. Diese Menschen haben einen Anspruch auf Nahrungsmittel, Energie und andere Güter. Auch die Deckung dieses Bedarfs ist mit einer Belastung der Umwelt verbunden.

Diese Tatsachen sollte der Bürger kennen, damit er nicht politischem Aktionismus wie Dosenpfand, Ökosteuer, et cetera auf den Leim geht.

Dr. Achim Günther, Berlin

 

 

Zu: "Hochwasserhilfe statt Abfangjäger" von Carl Gustaf Ströhm / Jörg Fischer, JF 35/02

Am Kern vorbei

Anstatt die FPÖ-internen Konflikte sachlich zu schildern, verfallen die Autoren in einseitig-undifferenziert wertende Haider-Apologie. Gleichzeitig die eher durchschnittliche Regierungsbilanz des Ex-FP-Chefs in Kärnten totschweigend, wird an der freiheitlichen Ministerriege kein gutes Haar gelassen. Auf die Freiheitlichen maßgeblich zurückzuführende Erfolge in der Zuwanderungs- und Familienpolitik werden einfach nicht erwähnt - statt dessen liest man nur Polemik. Der in manchen Fragen sicherlich nicht allzu mutige Kurs einiger FP-Regierungsmitglieder mag Wählerstimmen kosten, der immer rasantere Zick-Zack-Kurs Haiders dürfte der in Umfragen mittlerweile unter 20 Prozent gefallenen FPÖ aber auch alles andere als große Sympathien bringen.

Frank Straub, per E-Post

 

 

Zu: "Pankraz, H. Karasek und die Blomberg-Fritsch-Affäre", JF 35/02

Unrecht

Am Tage nach der Erstsendung habe ich per E-Post den Herrn Herausgeber des Tagesspiegel darauf aufmerksam gemacht, welches Unrecht er dem Freiherrn von Fritsch und seiner Familie angetan hat. Wenn er nur ein wenig Ehrgefühl gehabt hätte, wäre dieser Fehler beim "Classik" vermieden worden. Pankraz sei Dank, daß er darauf hingewiesen hat.

Fritz Saacke, Emmerthal

 

 

Zu "Aus der Tiefe des Erlebens" von Ekkehard Schultz, JF 35/02

Blauäugig

Sehr positiv, daß gerade eine konservative Zeitung wie die JF sich eines eher "linken" Künstlers wie Wolfgang Mattheuer annimmt, der seinen Platz in der deutschen Kunstgeschichte erhalten und auch behaupten wird.

Aber dieser Artikel bietet in seinen Schlußfolgerungen wieder die arglos-naive Gutmenschensicht, die in der JF bei der Kulturberichterstattung leider häufig anzutreffen ist. Denn daß die Filme des SED-Staates fest in den Programmen des Fernsehens anzutreffen sind, die Werke der Kunst aber benachteiligt werden, ist mit einem frommen Wunsch nach "Freiraum" nicht zu ändern. Dahinter stehen knallharte Erwägungen, die ich hiermit nachtrage.

Die alten Ost-Filme werden im ORB und im MDR gezeigt, weil dort überwiegend das Publikum lebt, für welches diese Produkte hergestellt worden sind. Hinzukommt, daß die Leistungen beteiligter Schauspieler, Regisseure und Autoren durch ein andersartiges Vertragsrecht einmalig abgegolten waren. Geld sparen und die Zielgruppe befriedigen: welcher Intendant sollte da "Nein" sagen können.

Im Gegensatz dazu sind die ostdeutschen Vertreter in den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Literatur usw. lästige Konkurrenz. Da man die in der Regel gut ausgebildeten Künstler über die Diskussion handwerklicher Fragen nicht ausgrenzen kann, zettelt man eben die übliche ästhetisierende Stil-Diskussion an, um die lästigen Mitesser auch im Jahre zwölf nach der Wende weitmöglichst vom Markt fernzuhalten. Wundert das wen?

Walter Thomas Heyn, Berlin

 

 

Zu: "Die Entortung der Geschlechter" von Michael Wiesberg, JF 35/02

Über's Ziel hinausgeschossen

Obwohl ich schwul bin, finde ich es unannehmbar, was die "Queer Studies" fordert, hiervon kann ich mich nur in vollstem Maße abwenden. Die Kirche muß schon noch im Dorfe bleiben. Zum anderen halte ich es aber für richtig, daß bereits im Kindergarten und in der Schule darauf hingewirkt wird, daß man Homosexualität als etwas Normales ansieht und nicht als etwas unnormales und Abartiges. Über das "wie" kann man gewiß streiten und hier wird wohl je nach Ansicht des Autors des jeweiligen Buches auch über das Ziel hinausgeschossen. Ich finde, daß es nach wie vor Ziel eines jeden "Heterosexuellen" sein sollte, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Ich bin froh und stolz, daß mein Bruder eine Familie mit zwei Kindern hat, und ein Drittes erwartet wird. Nicht alle Schwulen denken so, wie die im Artikel aufgeführten "Negativ"-Beispiele!

Alexander Maximilian Becker, München

 

 

Zu: "Der neue deutsche Weg" von Dieter Stein, JF 34/02

Wahlkuriosität

Stein beschreibt eine Kuriosität, die sich Schröder und die SPD für den Wahlkampf ausgedacht haben. Eine Kuriosität, über die man gründlich nachdenken sollte.

Schröder will also "prodeutsch" sein! Was so ein Wahlkampf alles hervorbringt. Die Union lebt zu einem guten Teil ja auch von ihrem Nimbus, patriotisch zu sein. Und der unentwegte "Kampf gegen Rechts" aller Etablierten hat gewiß gute Gründe. Ich meine, dieser neue Schachzug Schröders kann alle, die deutsch denken und fühlen, hoffnungsfroh stimmen. Offenbar bilden sie eine sehr starke Genossenschaft. Und das trotz jahrzehntelanger Umerziehung, und obwohl die Medien sie nach Kräften kriminalisieren. In Nachbarländern haben Patrioten bereits die politische Bühne betreten. Wie lange werden unsere Machthaber das in Deutschland verhindern können? Seit undenklichen Zeiten galt "patriotisch" als etwas Gutes, es beruht auf einem natürlichen Gefühl oder Instinkt. Mit Globalismus und Sozialismus, die heute den Ton angeben, läßt es sich jedoch schlecht kombinieren. Aber vielleicht wird es höchste Zeit, daß Patrioten global zusammenfinden. Bevor es zu spät ist.

Gunther Albers, Hamburg

 

 

Zu: "Beschlossene Sache" von Ivan Denes, JF 34/02

Sünder und Gerechte

Natürlich gehört die Frage, ob wir uns an Bushs Krieg gegen den Irak beteiligen, in den Wahlkampf. Schließlich geht es um Leben und Tod. Und wenn Schröder und Fischer jetzt sagen: "nicht mit uns", dann ist ihnen der Trost der Kirche gewiß. Denn im Himmel herrscht mehr Freude über einen einzelnen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte. Aber wird das Volk ihnen auch glauben? Die Glaubwürdigkeit hätten sie dem Volk nur dadurch zeigen können, indem sie die Bundeswehrsoldaten zurückgerufen hätten, die an die Grenze des Irak nach Kuwait geschickt wurden, als noch uneingeschränkte Solidarität mit Amerika angesagt war.

Mit dem Argument, wir müssen den Schurkenstaat Irak bombardieren, weil die Gefahr besteht, er könne uns angreifen, kann man jedes Land überfallen, das Soldaten hat. Der Weltfrieden ruft nicht nach der Willkür des Mächtigen, sondern er verlangt die Beachtung des internationalen Rechts. 

Alexander Klein, Köln

 

 

Zu: "Pankraz, L. Börne und der Aufstieg des zweiten Rom", JF 34/02

Das Wagnis des Berichts

Selten hat mich ein Zeitschriftenartikel so spontan und positiv berührt; das ist mir wohl ein Jahresabo wert. Es wird ja immer schwerer, Informationen zu bekommen, die sich aus dem Nebel der Deutschen Presse Agentur herausheben. Alle Achtung für die Wagnis dieses Berichts.

Nicht, daß ich nicht sagen will, dieser Bericht sei die einzig zutreffende Betrachtungsweise des Zeitgeschehens; das wäre undemokratisch. Meinungsvielfalt muß in einem offenen Medienmarkt frei gehandelt werden können.

Was jedermann für selbstverständlich hält, sollte besonders kritisch betrachtet werden, und dies ist mit Ihrem "Pankraz-Beitrag gelungen.

Ludwig Stein, Gießen

 

 

Zu: "Laizistischer Messianismus" von Ivan Denes, JF 33/02

"Hardcore"-Propaganda

Ivan Denes fällt offenbar die Rolle zu, "Hardcore"-Propaganda der JF-Leserschaft zu vermitteln. Durch religiöse Verbrämung versucht Denes, der israelischen sogenannten "Rechten" treulich folgend, zum einen, Europäern und Amerikanern von vornherein die Kompetenz abzusprechen, über den Palästina-Konflikt überhaupt zu sprechen, zum anderen die zersplitterte israelische Opposition mundtot zu machen.

Er tischt uns in diesem Zusammenhang wieder die in allen deutschen Zeitungen verbreitete Lüge von den "beispiellosen Zugeständnissen" Baraks auf. Ein Blick auf die von israelischen Friedensinitiativen veröffentlichten inoffiziellen Karten zeigt, daß Barak nichts ferner lag als eine staatliche palästinensische Existenz. Angedacht war ein Flickenteppich von wüstenartigen Reservaten, welche jetzt ohne Abkommen, dafür aber mit Stacheldraht und Sippenhaft mit Unterstützung des US-Regimes realisiert werden.

Denes Verwendung des Begriffes "messianisch" als Beiwort ist insofern entlarvend, als dieser Selbstkritik, Suche nach eigenen Fehlern, Flexibilität, Hineindenken in andere Mentalitäten per se ausschließt und nur auf totale Unterwerfung abzielt. 

Alfred Wollmann, Erding

 

 

Zu: "Der Kongreß der Weißwäscher" von Roland Baader, JF 33/02

Kleine Irrtümer

Den Marxismus-Kommunismus lehnt Roland Baader zu Recht ab. Nachempfinden kann man auch seine Empörung darüber, daß die "unbeschreiblichen Verbrechen und Menschvernichtungen" in den einst kommunistisch regierten Ländern von den "westlichen Intellektuellen" bis zum heutigen Tage kaum thematisiert werden.

Dennoch: Mit seiner frohen Bajahung des westlichen Kapitalismus liegt Baader sicherlich falsch. Er leistet sich dabei den schlimmen Fehler, Kapitalismus und Marktwirtschaft einfach gleichzusetzen. Es ist freilich ein Irrtum, den heute fast alle westlichen Ökonomen pflegen. Dabei gibt es kaum einen größeren Gegensatz als den zwischen Kapitalismus und Markt- bzw. Wettbewerbswirtschaft.

Das Mißtrauen, das heutzutage sehr viele dem westlichen Konzernkapitalismus entgegenbringen, ist verständlich: Überall wo er Einzug gehalten hat, tut sich eine immer weitere Kluft zwischen Reich und Arm auf, besteht ein alter Wachstumszwang, der für die Natur verheerend ist, breitet sich die Massenarbeitslosigkeit aus, geht der Mittelstand zugrunde und wird nicht zuletzt der freie Wettbewerb immer wieder geknebelt. Dann braucht man sich nicht zu wundern, daß die marxistischen Ideen immer wieder aufleben. Gelten sie bei den meisten doch als die einzige Alternative.

Reiner Bischoff, Täferrot


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