© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/02 30. August 2002


Meldungen

Von der Rhetorik des Krieges fortgerissen

BADEN-BADEN. Von der Rhetorik des Krieges gegen "den Terror" fortgerissen, steuern die USA unaufhaltsam in den nächsten bewaffneten Konflikt. Politische und völkerrechtliche Barrieren gäbe es, so führt der junge französische Doktorand Frédéric Mégret aus (Kritische Justiz, 2/02), schon deshalb nicht mehr, weil die Kriegssemantik sich "obsessiv auf Al-Qaida", nicht aber den ideologischen und sozioökonomischen Nährboden des "11. September" konzentriert habe. Darum habe sich die USA ausschließlich darum bemüht, arabische Staaten - auch "Stützpfeiler des Terrors" wie Saudi-Arabien und Pakistan - für ihre militärischen Aktionen zu gewinnen und den Palästina-Konflikt diplomatisch zu neutralisieren. Dieses einseitige militärische Vorgehen zur "Befriedigung lästiger Außenbezirke" des westlichen Imperiums münde zwangsläufig in den "Zusammenprall der Kulturen", den Washington angeblich verhindern wolle.

 

Anschlüsse für moderne Geister: Leopold Ziegler

BERLIN. Mit seinem 1920 veröffentlichten Werk "Gestaltwandel der Götter" hatte sich der Privatgelehrte Leopold Ziegler neben Oswald Spengler sofort in die erste Reihe jener Weltanschauungsapostel katapultiert , die unter dem Einruck der deutschen Kriegsniederlage antraten, um die sich ausbreitende Sinnwüste zu begrünen. Ziegler, der bald von seiner in Nietzsches Nachfolge kreierten Diesseitsreligion zurück in die Arme des Christentums fand, konnte wie Ludwig Klages stets auf eine Anhängerschar zählen, die seinem Werk auch über den Tod des Autors hinaus treu blieb. Daß bei dem eher der Konservativen Revolution zuzuordnenden Ziegler "Anschlußfähigkeit für (post)moderne Geister" zu entdecken sei, versucht Marc Jongen, der soeben den "Gestaltwandel" neu ediert hat, in der gewöhnlich dezidiert "aufklärerischen" Literaturzeitschrift Sinn und Form (4/02) darzulegen.

 

Stasi-Unterlagengesetz: Primat des Täterschutzes

BERLIN. Es sei nicht verwunderlich, daß die Forderung nach Vernichtung oder Schließung der Stasi-Akten regelmäßig von politisch Mächtigen wie Helmut Kohl, Helmut Schmidt oder Egon Bahr bzw. von solchen, die gern dazu gehören würden, wie Friedrich Schorlemmer oder Peter-Michael Diestel, "und neuerlich - noch etwas verklausuliert - auch von Edmund Stoiber" kommen. So kommentiert Johannes Beleites im Deutschland-Archiv (4/02) die Novelle des am 4. Juli im Bundestag verabschiedeten Stasi-Unterlagengesetzes. Auch diese Fassung belaste die Birthler-Behörde mit einem kaum vertretbaren Aufwand, um den Datenschutzanforderungen gerecht zu werden, die mehr Täter- als Opferschutz garantieren. Trotz massiver Behinderung zeitgeschichtlicher Forschung, die auch die Novelle nicht beseitigt, meint Beleites, daß Historiker auf deren Umsetzung in den Richtlinien der Birthler-Behörde hoffen dürfen.

 

Erste Sätze

Ein Schar junger Männer und Frauen stürmt erobernd über die breite träge Masse Deutschlands.

Ricarda Huch, Die Romantik, Leipzig 1908


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