© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/02 30. August 2002

 
Lehren ziehen
Hochwasser II: Ursachenbeseitigung durch komplexes Handeln
Volker Kempf

Mit den Dämmen war es im August wie mit dem Blümchenspiel: "Er hält, er hält nicht, er hält, er hält nicht". Zahlreiche Dämme hielten den Wassermassen an der Elbe nicht Stand, zum Teil, weil zu wenig Geld in die Deichpflege investiert wurde. Aus Schaden wird man klug. Was muß konkret geschehen? Verschiedene Ursachen von der Klimaerwärmung bis zur Flächenversiegelung anzugehen ist die eine Sache. Eine andere ist das "Flußgebiets-Management".

Das Halle-Leipziger Umweltinstitut hat hierzu einige Maßnahmen benannt, die von Retentionsbecken über Gefahrgutrücknahme aus Auengebieten reichen (siehe JF 35/02). Und dann muß auch noch der verursachte Schaden beseitigt werden. Der geschäftsführende Präsident der Ostdeutschen Sparkassen hat bereits in einem Interview mit dem Deutschlandfunk einen Sonderfonds gegen die Verschuldung zerstörter Existenzen angekündigt.

5.000 Euro sollen jeweils für den Wiederaufbau von Betrieben zinsvergünstigt angeboten werden. Dies ist sicher nur ein Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein, weil viele Firmen bei minus 200.000 Euro oder noch weniger anfangen müssen. Aber immerhin ist dies ein kleiner Akt der nationalen Solidarität, der sich mit den vielen Spenden aus den nicht betroffenen Gebieten summiert. Schicksalsschläge bleiben dennoch. Der Bund verspricht, mit einem Teilerlaß von Schulden nachzuhelfen.

Daraus bleibt die Lehre zu ziehen, beim Wiederaufbau darauf zu achten, daß Häuser und Industriegebiete nicht in hochwassergefährdeten Gebieten aufgebaut werden, weil sonst ein Faß ohne Boden entstünde. Denn die Hochwasserhäufigkeit wird in Zukunft, so prognostizieren Klimaforscher, weiter ansteigen. Diese Realität anzuerkennen, würde künftige Überraschungen und weitere Pleiten vermeiden helfen.

Das Hochwasser, seine Schadensbegrenzung und Ursachenbeseitigung ist ein weites Feld und erfordert ein komplexes Vorgehen. Nur so kann ein Optimum einer gedeihlichen Zukunft in diesem Lande - und darüber hinaus europa- und weltweit - gelingen. Nur auf Symptombekämpfung oder den schwer beeinflußbaren Treibhauseffekt zu setzen, wäre hingegen fahrlässig. Das erfordert, der vom Sachverständigenrat für Umweltfragen immer wieder erhobenen Forderung nach einer Vernetzung der unterschiedlichen Bundesministerien zu entsprechen. Das gilt entsprechend auch auf Länderebene.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen