© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/02 30. August 2002


Paß-Deutsche
von Alexander Schmidt

Das Bild des integrierten Ausländers, wie er in der Doppelpaßdebatte von der Bundesregierung dargestellt wurde, hat Risse bekommen. Nur die wenigsten Ausländer unterscheiden sich von ihren deutschen Nachbarn, wie es aus rot-grünen Kreisen lange hieß, nur noch durch die Farbe ihres Passes. Nach dem vorige Woche der Öffentlichkeit vorgestellten Bericht der Ausländerbeauftragten Marieluise Beck muß der Stand der Integration weitaus nüchterner bewertet werden. Mit einem Ausländeranteil von fast neun Prozent liegt Deutschland im "oberen Bereich" der Europäischen Union. 59 Prozent der ausländischen Kinder sprechen kein fehlerfreies Deutsch, obwohl ihre Eltern zu zwei Dritteln seit über 20 Jahren in der Bundesrepublik leben. Im Vergleich zu ihren deutschen Klassenkameraden verlassen doppelt so viele Ausländer das Schulsystem ohne einen Hauptschulabschluß, darüber hinaus ist der Anteil von ungelernten Türken fünf mal höher, als der der Deutschen.

Es muß festgestellt werden, daß gerade ausländische Jugendliche nicht integriert sind, obwohl sie häufig im Besitz eines deutschen Passes sind. Waren die Bemühungen der rot-grünen Bundesregierung trotz vieler Integrationsprogramme etwa nicht ausreichend? Waren die Maßnahmen falsch? Möglich. Sicher hingen ist, daß Integration keine Einbahnstraße ist, sondern auch von der Bereitschaft der zu Integrierenden abhängt. Dies wird durch den jetzt vorliegenden Ausländerbericht bestätigt.


 
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