© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/02 23. August 2002

 
Neulich im Internet
Advokat
Erol Stern

Das Internet ist mit Fug und Recht als der größte Wissensspeicher der Welt zu bezeichnen. Schon früh hatten Wissenschaftler es als Meinungsforum und Informationsplattform entdeckt, gerade in Bereichen, in denen man sich eigenverantwortlich über anstehende Änderungen informieren muß. Geradezu prädestiniert ist das Web also für Berufsgruppen wie Ärzte und Juristen. In den USA jedoch nutzen Rechtsanwälte neuerdings auch das Internet in seiner vollen Bandbreite und allerlei rechtlichen Grauzonen zur Recherche und Ersteigerung von Informationen oder gar Beweisstücken. Bekanntermaßen werden Juristen nach dem Streitwert honoriert, was gerade bei den schlagzeilenträchtigen und millionenschweren Sammelklagen amerikanischer Kläger oft sehr lukrativ sein kann. Auch zur Suche von Mandanten, die sich an solchen spektakulären Sammelklagen beteiligen, eignet sich das Web in praktischer und preiswerter Manier. Ganz aktuell und heiß begehrt sind nun Indizien zum Thema Asbest, dessen individueller Einfluß auf Tumorerkrankungen für Patienten nicht immer ganz einfach zu beweisen ist. Oft liegt der Kontakt mit dem unheilvollen Baustoff Jahrzehnte zurück. So wechselte jüngst eine 60 Jahre alte Maschinisten-Anleitung der US-Marine, in der detailliert der Umgang mit dem Krebserreger angewiesen wurde, für sage und schreibe 2.125 Dollar den Besitzer. Auch der Handel mit Beweisstücken in Form von Tabakwaren oder -werbung floriert, in Anbetracht der potent(iell)en Honorare wenig verwunderlich. Also doch wieder eine Nische, in der sich mit dem Web Geld verdienen läßt, berichtet Euer EROL STERN


 
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