© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/02 16. August 2002

 
Frisch gepreßt

Marinemalerei. Der Verlag preist das Werk des in Bremerhaven am Deutschen Schiffahrtsmuseum tätigen Marinehistorikers Lars U. Scholl, als die "erste Überblicksdarstellung" an, die seit langem zu diesem Thema erschienen ist. Das ist sicher richtig, fordert aber zum Vergleich mit älteren Werken auf, vor allem mit dem 1977 publizierten, im Auftrag des Deutschen Schiffahrtsmuseums herausgegebenen Großband Hans Jürgen Hansens, dessen weiter Begriff von Marinemalerei auch die in Nidden, Leba oder an der Flensburger Förde entstandenen "Seestücke" Emil Heckels, Karl Schmidt-Rottluffs oder Max Pechsteins umfaßte - umringt von den "Klassikern" des Genres: Hans Bohrdt, Claus Bergen und Willy Stöwer. Letztere sind natürlich auch bei Scholl vertreten, der Hansen ebenso darin nacheifert, die Identifizierung dieser Kunstsparte mit der "Schlachtenmalerei" zu unterlaufen. Deshalb sind bei Scholl weniger Kreuzer und Zerstörer, dafür etwas mehr ziviler Arbeitsalltag in Werften und Häfen, natürlich auch die Schiffe der Handelsmarine zu bestaunen. Schade nur, daß Scholls Buch im Vergleich mit dem antiquarisch recht erschwinglichen Hansen so viel dünner und so viel teurer ist (Deutsche Marinemalerei 1830-2000. Verlag Maren Knauß, Helgoland 2002, 104 Seiten, 44 Abbildungen, 25 Euro).

Konklave. Wenn man den Gerüchten aus der Heiligen Stadt glauben darf, verschlechtert sich der Gesundheitszustand des Papstes fortlaufend. Damit rückt eine neue Papstwahl in die nähere Zukunft und damit auch die Frage, wie eine solche Wahl bewerkstelligt wird. Alberto Melloni, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Modena, hat über den Vorgang der Papstwahl ein solides Werk geschrieben, das auch für den Laien gut zu lesen ist. Allerdings kann man ein in katholischen Kreisen schon typisches Mißverhältnis in der Gewichtung bemerken: Papst Pius V., Schöpfer der Meßliturgie, die vom 16. bis zum 20. Jahrhundert gefeiert wurde, wird nur ein einziges Mal erwähnt, während dem Zweiten Vatikanum ganze Kapitel gewidmet sind (Das Konklave. Die Papstwahl in Geschichte und Gegenwart. Herder-Verlag, Freiburg 2002, 216 Seiten, 19,90 Euro).

Opus Dei. Sollte Papst Johannes Paul II. unerwartet sterben, wäre das Verfahren gestoppt, ansonsten gibt es am 6. Oktober 2002 einen neuen Heiligen: Josemaria Escrivá, Priester und Gründer der katholischen Laienorganisation "Opus Dei". Enttäuschte Aussteiger bezeichnen das Opus als "Sekte", oder gar als "Mafia des Papstes". Seine Befürworter meinen hingegen eine neue Form der Spiritualität zu erkennen. Peter Hertel, selbsternannter Opus Dei-Enthüller, hat in seiner Arbeit brauchbares Material zusammengetragen, das allerdings nur dem von Nutzen sein wird, der durch genügend Vorkenntnisse die reißerischen Fallstricke umgehen kann. Daß die Arbeit in einem sehr kirchenkritischen Verlag erschienen ist, dürfte kein Zufall sein (Schleichende Übernahme. Josemaria Escrivá, sein Opus Dei und die Macht im Vatikan. Publik-Forum Verlag, Oberursel 2002, 158 Seiten, 11,90 Euro).

Volk versus Globalisierung. Der nationalrevolutionäre, der NPD nahestehende Publizist Jürgen Schwab, Jahrgang 1967, will mit seinem Buch "Volksherrschaft statt Weltherrschaft" einen Diskurs über die Volksvergessenheit des Staates einleiten, die einhergeht mit der Staatsvergessenheit des Volkes. In dem von Schwab angeprangerten System ist der Akt der Wahl zur reinen Akklamation verkommen, das Primat der Wirtschaft vor der Politik ist nur eine der Begleiterscheinungen der Globalisierung.
Schwab stellt verschiedene Verfassungskonzepte nach einer "Systemänderung" vor, etwa die Reichsverfassung Oberlerchers, und plädiert für die Schaffung eines Deutschen Volksstaates (Volksherrschaft statt Weltherrschaft. Hohenrain, Tübingen 2002, 416 Seiten, 18 Euro).


 
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