© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/02 16. August 2002

 
Kolumne
Deutscher Weg?
von Klaus Hornung

Gerhard Schröder ist für jede Beliebigkeit und für jede Wähler-Täuschung gut. Der Spät-Sozialdemokrat erinnert mit seiner aufgeblasenen Rhetorik und seinem Zick-Zack-Kurs fatal an Wilhelm II. Vor noch nicht einmal einem Jahr sprach er das unbesonnene Wort von der "uneingeschränkten Solidarität" mit den USA. Nun stößt er die Bush-Regierung mit gleicher Großmäuligkeit vor den Kopf mit seiner Proklamation des "deutschen Weges", die an den klassischen linken Anti-Amerikanismus und neudeutsche "Sonderwege" erinnert.

Die den deutschen Weg proklamierten, sind dieselben, die während der ganzen rotgünen Legislaturperiode der letzten vier Jahre mit ihren "Reformprogrammen" fortgesetzt und gravierend gegen reale deutsche Interessen verstießen: Ausländerpolitik und Einwanderungshätschelung, Doppelpaß, Volksverhetzung mit dem Aufruf zum "Aufstand der Anständigen". Und diesen Herrschaften soll nun der Wähler das Bekenntnis zu einem "deutschen Weg" abnehmen! Für wie dumm und vergeßlich halten sie den eigentlich?

Gewiß. In der Irak-Frage gibt es legitime deutsche Interessen. Deutschland als europäische Kontinentalmacht hat sich hier erst einmal zurückzuhalten und nicht die neowilhelminischen Backen aufzublasen. Wenn es eine sinnvolle Arbeitsteilung im westlichen Bündnis gibt, dann sind hier vor allem die angelsächsischen Seemächte gefragt. Ganz abgesehen davon, daß gerade sie - vor allem die Briten - beginnend mit der Errichtung des Irak mit seinen Lineal-Grenzen 1919/20 aus strategischem- und Ölkalkül hier manchen Unfug angerichtet haben. Die Errichtung immer neuer "Fronten" zusätzlich zum Krieg gegen den Terrorismus würde jedoch nicht von Staatsweisheit, sondern von der Arroganz der Macht zeugen. Vor allem aber: Solche schwierigen weltpolitischen Fragen sind zwischen Verbündeten keinesfalls auf dem offenen Markt zu erörtern, sondern in engster Vertraulichkeit. Im übrigen ist erfreulicherweise in Washington noch nichts entschieden. Die warnenden Stimmen auch in der politischen Klasse und nicht zuletzt bei den Militärs, deren auch politische Potenz nicht mit derjenigen der Bundeswehr-Generalität zu vergleichen ist, mehren sich jedenfalls. Eine professionelle deutsche Außen- und Sicherheitspolitik hat hier anzusetzen und damit einen Abenteuerkurs zu vermeiden.

Statt dessen meinen Schröder und Fischer nun, ihre sinkenden Siegesaussichten für den 22. September aufbessern zu können, indem sie diesen Punkt in den Wahlkampf zerren. Wundern tut's nicht, aber das ist billige Demagogie und Unprofessionalität in der Potenz.

 

Prof. Dr. Klaus Hornung ist Politikwissenschaftler und Präsident des Studienzentrums Weikersheim.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen