© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/02 16. August 2002


Kärntner Schelte
von Carl Gustaf Ströhm

Zwischen dem "einfachen FPÖ-Mitglied" Jörg Haider und der von ihm in die Wiener Bundesregierung entsandten FPÖ-Ministerriege hängt der Haussegen schief. Mit wachsendem Unmut sieht der Kärntner Landeshauptmann, daß "seine" Minister und Vizekanzlerin Riess-Passer - die einst seine Pressesekretärin war - eine Ungeschicklichkeit nach der anderen begehen. Vor allem zeigt sich, daß Haiders Kalkül, von Klagenfurt aus die in Wien zu treffenden Entscheidungen mitzubestimmen, nicht aufgegangen ist.

Überdies entwickelten die Wiener eine Eigendynamik der Machtausübung, die sie nur zu schnell vergessen ließ, wem sie ihre Positionen zu verdanken hatten: nämlich Haider, der weit und breit die einzige charismatische Gestalt der Freiheitlichen ist. FPÖ-Minister kommen und gehen, aber die Parteibasis und die Wähler wollen Haider. Wenn diese Wählerzahl nun geschrumpft ist, dann wegen der "Sündenfälle" der FPÖ-Regierungsriege. Haider hat das erkannt und den Wienern angedroht, die Bundes-FPÖ im Wahlkampf 2003 nicht zu unterstützen. Im Wiener Kurier deutete er an, daß nach einem Mißerfolg die gesamte FPÖ-Regierungsriege zu gehen hätte, "weil sie gescheitert wäre". Auch das jüngste Treffen Haiders mit "Rechtspopulisten" aus mehreren EU-Ländern deutet darauf hin, daß dem 52jährigen Kärntner die Klagenfurter Bühne zu klein ist und er für sich und seine Ideen eine europäische Plattform aufbauen will. Und ohne Haider würde sich die FPÖ auf eine Kleinpartei à la FDP reduzieren.


 
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