© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/02 16. August 2002


Schönbohm als Landser
von Richard Stoltz

Der Fluch der bösen Tat erreicht nun auch den Innenminister Brandenburgs und Ex-General Jörg Schönbohm (CDU). Jetzt kam heraus, daß einer seiner V-Leute wesentlich an der Verbreitung von Liedern der radikalen Musikband "Landser" beteiligt war. Schönbohms Verfassungsschutz stellte den Vertriebschef der Gruppe und verfaßte die hetzerischen Texte in den CD-Beiheften.

Kurioserweise wurde diese mehr als skandalöse Tatsache vom Innenressort des rot-roten Berliner Senats enthüllt, der Schönbohm damit im Wahlkampf schaden wollte. Berlin veranlaßte inzwischen auch die Verhaftung des musikalisch so vielseitigen V-Manns und will ihn wegen "Volksverhetzung" und der "Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole" anklagen. Außerdem prüft die Staatsanwaltschaft, ob auch der V-Mann-Führer beim Brandenburger Verfassungsschutz strafrechtlich belangt werden kann. Seitdem tobt ein wilder Beschimpfungskrieg zwischen Potsdam und Berlin.

Der gutwillige Zeitgenosse kann wieder einmal nur mit dem Kopf schütteln. Daß der Verfassungsschutz - wie im Fall der NPD - faktisch die Führung einer radikalen Partei übernimmt, erscheint zwar pervers, aber polit-logisch immer noch nachvollziehbar. Was aber bringt es ein, wenn die Staatsschützer nun auch noch die Musikszene mit staatsfeindlicher Rhetorik aufladen und entscheidend mitgestalten? Hier überschlägt sich offenbar einiges. Den Schaden hat die politische Klasse, die sich in grandioser Weise lächerlich macht.


 
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