© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/02 09. August 2002

 
WIRTSCHAFT
Aktienkultur und Altersvorsorge
Bernd-Thomas Ramb

Die Geldanlage Aktie ist ins Gerede gekommen. Schuld dar-an sind nicht nur die Kursstürze nach den Höhenflügen vor drei Jahren. Verunsichert werden die Aktionäre auch durch die zunehmende Zahl von Betrügereien beim internen Aktienhandel, bei der Bilanzierung oder der obligatorischen Firmenberichterstattung. So stieg die Anzahl der Bußgeldverfahren, die das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel für derartige Verstöße verhängen mußte, von 1995 bis 2001 von 105 auf 486 laufende oder neu eröffnete Verfahren. Aktiengegner sehen sich in ihren Bedenken gegenüber dieser Kapitalanlageform bestätigt, während viele nun tiefenttäuschte Neulinge mit hohen Verlusten aus dem Aktienmarkt aussteigen.

Beide Gruppen verkennen, daß sich die Aktie in anderen Ländern seit vielen Jahrzehnten als Alterssicherung bestens bewährt hat. So bitter auch die Lehrkosten manchem Anleger jetzt erscheinen, langfristig - und damit sind Zeiträume ab 20 Jahren gemeint - bleibt die Aktienanlage neben dem Immobilienbesitz der verläßlichste Grundstock der Alterseinkommen, gerade in Zeiten sinkender Bevölkerungsstärke und zunehmender Unsicherheit der staatlichen Rentenversorgung. Allerdings bedarf es der Beseitigung einiger falscher Vorstellungen.

Wer glaubt, mit Aktienspekulationen binnen kurzer Zeit aus Nichts Millionen machen zu können, sollte besser Lotto spielen. Zweitens entbindet Aktienbesitz nicht von der mühsamen Arbeit, sich die richtigen Informationen über die richtigen Unternehmen zu besorgen. Die Bemühen um die beste Altersvorsorge werden durch Aktienbesitz nicht geschmälert, die Chancen der Vorsorge jedoch eindeutig verbessert. Sich dessen bewußt zu sein, ist die Basis der Aktienkultur.


 
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