Selten ist die politische Klasse so eng zusammengerückt wie in den letzten Tagen, seit immer mehr Abgeordnete des Deutschen Bundestages die mißbräuchliche Nutzung von dienstlich erworbenen Bonusmeilen bei Lufthansa-Flügen für private Zwecke unter dem Druck der öffentlichen Meinung eingestehen müssen. Für Bundestagspräsident Thierse (SPD) ist die Freiflugaffäre nur ein "Ereignis im Sommerloch", seine Stellvertreterin Anke Fuchs spricht von einer "politischen Hetzkampagne". FDP-Chef Westerwelle wehrt sich gegen den "Generalverdacht", dem Politiker aller Couleur ausgesetzt seien. Die Grünen-Vorsitzende Roth beklagt die angeblich von einigen Medien erzeugte "Stimmungsmache" im Wahlkampf, SPD-Fraktionschef Stiegler echauffiert sich über die "öffentliche Hinrichtung". Und SPD-Generalsekretär Müntefering erstattete sogar Strafanzeigen gegen die Chefredaktion der Bild-Zeitung, den Bund der Steuerzahler und einen seiner ehemaligen Mitarbeiter.

Das alles ist grober Unfug und dreist bis zum geht nicht mehr. Das Haltet-den-Dieb-Geschrei der Ertappten spiegelt das Bewußtsein von Volksvertretern wider, die längst jedes Unterscheidungsvermögen zwischen Recht und Unrecht verloren haben. Sie selbst machen allenfalls "Fehler", wirklich schuldig aber sind diejenigen, die diese "Fehler" aufdecken. Sie demonstrieren damit, wie weit sie sich von den Sorgen und Nöten ihrer Wähler entfernt haben, wie abgehoben sie sind. Und das nicht nur, wenn sie im Flieger nach Bangkok sitzen.