© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/02 19. Juli 2002

 
WIRTSCHAFT
Unternehmerrufe in der Wüste
Bernd-Thomas Ramb

Über 25 Unternehmenschefs, von A wie Ackermann (Deut-sche Bank) bis Z wie Zech (Gerling), haben sich vor einigen Jahren zur "Initiative für Deutschland" zusammengeschlossen und kürzlich ein Thesenpapier verfaßt, daß unter dem Titel "Mit Mut Zukunft gestalten" Auswege aus der wirtschaftlichen und politischen Misere aufzeigen soll. Von ihren sieben Thesen zur Fehlentwicklung in Deutschland besticht vor allem die Eingangsthese: "Verständnis und Einstellung zur marktwirtschaftlichen Ordnung, zu Eigenverantwortung und Wettbewerb sind in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung inzwischen nachhaltig gestört. Das einstige Leitbild Soziale Marktwirtschaft ist zu einem Zerrbild verflossen, das als Begründung für beliebige Eingriffe in das marktwirtschaftliche und gesellschaftliche Gefüge herhalten muß."

Präziser läßt sich das Übel der deutschen Politik kaum beschreiben. Gleiches gilt für den Ratschlag zur Behebung dieser Mißstände: "Erfolgreich erneuern lassen sich die Systeme (Arbeitsmarkt-, Sozial- und Bildungssystem) nur durch ihre Ausrichtung auf mehr Freiräume und mehr Eigenverantwortung der Bürger, also durch Orientierung an den Prinzipien von Markt und Wettbewerb." Streiten ließe sich aber über die Schlußthese: "Die Menschen in Deutschland verfügen über ein großes, vielfach ungenutztes Potential an Fähigkeiten und an Leistungsbereitschaft, um diesen Wandel zu bewältigen." Dies ist zu vielen Deutschen in den letzen Jahrzehnten durch die sozialistische Tagespolitik gründlich ausgetrieben worden. Doch wer, vor allem welcher politisch Verantwortliche, liest schon Unternehmerpapiere zur Zukunft Deutschlands? Die Unternehmer sollten ihre Zuwendungen an die Parteien daher von der Beachtung ihrer Thesen abhängig machen.


 
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