© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/02 19. Juli 2002

 
Meldungen

Elsässer vereitelt Anschlag auf Chirac

PARIS. Ein Tourist aus dem Elsaß hat den Mordanschlag auf Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac verhindert. Jacques Weber stand während der Militärparade zum Nationalfeiertag am 14. Juli in unmittelbarer Nähe des Attentäters Maxime Brunerie. Weber war der erste gewesen, der den Täter von weiteren Schüssen abhielt. Mit Hilfe anderer Zuschauer konnte er den 25jährigen überwältigen. Er habe die Parade nahe dem Place Charles de Gaulle verfolgt, erklärte Weber im französischen Fernsehen. Chirac sei in seinem offenen Wagen vorbeigefahren. "Danach habe ich zu meiner Linken so etwas wie ein Rohr gesehen, auf den Wagen gerichtet", so Weber. Er habe das Gewehr gepackt und es in den Himmel gerichtet. Andere hätten den Schützen dann rasch überwältigt. Die Polizei sei innerhalb "von vielleicht 20 Sekunden" eingetroffen. Der geistig verwirrte Attentäter ist am Montag nach Polizeiverhören in die Psychiatrie eingewiesen worden. Brunerie stelle eine Gefahr für sich und andere dar, erklärte die Pariser Staatsanwaltschaft am Montagabend. Gegen ihn werde wegen Mordversuchs ermittelt. Untersuchungen sollen klären, ob der Student zum Tatzeitpunkt voll zurechnungsfähig war. Brunerie soll Mitglied der rechtsextremen Studentenvereinigung GUD (Groupe Union-Défense) gewesen sein.

 

Fortuyn-Mörder bleibt weiter im Hungerstreik

DEN HAAG. Der wegen Mordes an dem Politiker Pim Fortuyn angeklagte Volkert van der Graaf hat letzte Woche einen Hungerstreik begonnen. Der 32jährige Linksextremist will damit nach Angaben seiner Anwältin gegen seine ständige Kamera-Überwachung in der Untersuchungshaft protestieren. Die Kontrolle ist vom Justizministerium wegen Selbstmordgefahr angeordnet worden. Trotz der Ankündigung des Justizministers, künftig nachts die Beleuchtung in der Zelle auszuschalten und die Überwachung durch Infrarot-Kameras auszuführen, wollte der Angeklagte seine Aktion fortsetzen. Seit seiner Festnahme unmittelbar nach den Todesschüssen am 6. Mai hat van der Graaf jede Aussage verweigert. Nach niederländischem Gesetz kann der Staat keine Zwangsernährung durchsetzen, falls der Hungernde bei klarem Verstand schriftlich seine Bereitschaft zur Nahrungsverweigerung bis zum Tod erklärt.

 

Taiwanesen wollen Insel verteidigen

TAIPEH. 75 Prozent der Bewohner Taiwans wären im Fall eines Angriffs durch die Volksrepublik China bereit, die Inselrepublik zu verteidigen. Das ist das Ergebnis einer letztes Wochenende veröffentlichten Umfrage. Etwa zehn Prozent würden sich dagegen auf der Stelle ergeben, der Rest zeigte sich unentschlossen. Das Forschungsinstitut CEEF hatte dazu 1.107 Bürger Taiwans befragt. Die Volksrepublik China, die Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet, hat wiederholt Gewalt angedroht, um ihr Ziel einer "Wiedervereinigung" mit der 1949 nach dem Bürgerkrieg abgespalteten, zuvor japanischen Insel Formosa zu erreichen. In einer aktuellen Studie der US-Regierung wird die jüngste Modernisierung des rotchinesischen Militärs als Bedrohung Taiwans bezeichnet.

 

In Ungarn herrscht vorerst wieder Ruhe

BUDAPEST. Nach bürgerlichen Protesten, die von der Polizei brutal auseinandergeknüppelt wurden, und einer kurzen Demonstration der Bauern am 15. Juli in der Provinz, kehrt in Ungarn wieder Ruhe ein. Die Untersuchungskommission zur Stasi-Vergangenheit von Ministerpräsident Péter Medgyessy hat ihre Arbeit noch nicht aufgenommen. Um weitere Spekulationen zu beenden, hat Staatspräsident Ferenc Mádl das Datum der Kommunalwahlen verkündet: Am 20. Oktober, drei Tage vor den 1956er Feierlichkeiten, darf gewählt werden.


 
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