© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/02 19. Juli 2002

 
Arabische Provokation
Spanien II: Marokko besetzt die Petersilien-Insel
Alexander Barti

Nachdem Marokko am 12. Juli die unbewohnte, rund 14 Hektar große Insel Petersilien-Insel (spanisch: Perejil, marokkanisch: Leila) mit 12 Soldaten besetzt hat, trübt sich das marokkanisch-spanische Verhältnis weiter ein. Trotz beschwichtigender Kommentare aus Rabat und Madrid bereiten sich offenbar beide Seiten auch auf eine militärische Auseinandersetzung vor: Am 16. Juli tauchte die spanische Fregatte "Navarra" in der Nähe von Perejil auf, und in der spanischen Exklave Ceuta, die wenige Kilometer von Perejil entfernt ist, haben Militärs eine Luftabwehr-Batterie installiert. Auch ist spanischen Pressemeldungen zufolge die sogenannte "Legion", eine Elite-Einheit der spanischen Armee, auf afrikanischem Boden kaserniert worden.

Um die Situation zu entspannen erklärte der marokkanische Außenministers Mohammed Benaissa es handele sich bei der Besetzung der Insel nur um gesteigerte Sicherheitsvorkehrungen, die im Zuge der Hochzeitsfeierlichkeiten König Mohammeds VI. am vergangenen Wochenende nötig gewesen seien; gleichwohl wolle man das Eiland nicht wieder verlassen. Inzwischen habe man auch ein befestigtes Wachhäuschen errichtet.

Was Marokko mit dieser Aktion bezwecken will, wurde von den internationalen Beobachtern unterschiedlich beurteilt. Seit einigen Monaten können sich Rabat und Madrid nicht darauf einigen, wie man mit der illegalen Einwanderung und dem Drogenhandel aus Nordafrika umgehen solle. Außerdem ist der Status der sogenannten "Westsahara" unklar; Marokko möchte das Küstengebiet mit reichen Fischbeständen und Bodenschätzen südlich seines Staatsgebietes einverleiben, während die dortigen Menschen die Unabhängigkeit fordern - unterstützt von Spanien.

Bis 1581 gehörte die Petersilieninsel zu Portugal, anschließend wurde sie von den Spaniern übernommen, was man 1668 in einem Vertrag erneut bestätigte. Marokko sieht in den Exklaven die ungerechten Überbleibsel der Kolonialzeit.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen