© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/02 12. Juli 2002


Leserbriefe

Zum Titelblatt "Der Rückfall", JF 28/02

Mehr davon!

Wunderbare Titelseite. Ätzend ironisch und beißend spöttisch, nur so kann man die herrschende Politik der selbsternannten Meinungsbildner in der Regierungskoalition lächerlich machen. Mit diesem Titelbild haben Sie sie genau da getroffen, wo es ihnen wehtun muß: bei deren verquastem und vom Bundespräsidenten immer wieder bei seinen Auslandsaufenthalten postuliertem deutschen Selbsthaß. Bringen Sie mehr von dieser Ironie und diesem Sarkasmus.

Michael Kreisel, Berlin

 

Erfrischende Provokation

Das Sonderblatt über ein Aufblitzen unseres bislang verschütteten Nationalgefühls angesichts des überraschenden Erfolges der deutschen Nationalmannschaft ist ein Meisterstück einer Symbiose von Patriotismus und Satire. Ich bin begeistert! Wenn die Denkblockaden der lähmenden "political correctness" auch mit Argumenten der Vernunft nicht mehr durchbrochen werden können, dann hilft nur noch die erfrischende Provokation der politischen Satire.

Soweit auch ich mich erinnern kann, hat es solch ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer in Deutschland seit der friedlichen Revolution im Spätherbst 1989 und der Wiedervereinigung 1990 nicht mehr gegeben. Die deutschen Erfolge im Weltfußball allein werden aber die Renaissance eines neuen Nationalbewußtseins der Deutschen in unserer individualistischen Mediengesellschaft nicht bewirken können. Dazu bedarf es eines gesellschaftlichen Grundkonsenses, daß eine Nation ist, was eine Nation sein will und diesen Willen dauernd aufrechterhalten kann. Unsere politische Klasse verhindert aber bewußt, daß dieser Wille im deutschen Volk wieder zur Entfaltung kommt.

Bernd Sydow, Berlin

 

Entsetzen

Ich bin "entsetzt", "empört", das ist das "Schlimmste, was in Deutschland seit 1945" passiert ist, ich hätte es nicht für möglich gehalten. Sind die Herren Spiegel und Friedman gerade im Urlaub? Ich bin unzufrieden, es fehlt irgendwie die dramatisierende stereotype Reaktion.

Ob es an Pisa liegt, wie Sie vermuten? Das kann nicht sein. Für das, was gerade am heutigen Tag im Bundestag an diametral entgegengesetzten Interpretationen des Zustandes unseres Staates verkündet worden ist, reicht das festgestellte Niveau unserer Wissensgesellschaft völlig aus. Nein, nicht ganz! Eventuell könnte man auf einige naturwissenschaftliche Fächer und Deutsch verzichten und dafür die Fächer "Kaffeesatzlesen", "Traumdeuten", "Sternedeuten" und "Märchenerzählen" aufnehmen. Denn nun weiß es unser Kanzler: "2003 kommt der Aufschwung", und zwar ganz toll. Dieses Jahr sind wir auch schon Spitze. Im Rahmen der Redebeiträge belegten wir europaweit innerhalb weniger Stunden mal den ersten, den letzten und einige Mittelplätze. Da sieht man doch durch. Unter Umständen läßt das angekündigte Wachstum nach dem 22. September doch bis 2006 auf sich warten! 

Michael Sieber, Limbach-Oberfrohna

 

Vorwand zum Umsturz

Die abgelieferte JF signalisierte mit ihren dicken Lettern unverkennbar eine Hiobsbotschaft. Ist es also soweit: "Das Volk steht auf, der Sturm bricht los" (Körner). Schulden wir nicht dem gesamten linken Pressespektrum gebührenden Dank, das doch alles kommen sah, so daß uns das revolutionäre Ereignis nicht ganz kalt erwischte? Die Kulisse der Generalprobe zum Umsturz unter dem Vorwand eines Fußballwettbewerbs war furchterregend. Ein echtes Faszinosum, würde Herr Jenninger konstatieren. Ein unabsehbarer Fahnenwald, dazwischen eilige konspirative Gestalten mit dem Ermächtigungsgesetz unter dem Arm. Man wagte sich nicht ohne identitätsstiftendes Merkmal aus dem Haus, und wenn es nur ein einem Berliner Ballen entlehntes Papierfähnchen war, welches man scheibenwischerartig vor sich herschwenkte. Was werden wohl unsere Nachbarn denken?

Roger Süllhöfer, Wuppertal

 

Bestnote

Bin gerade vom Dienst zurückgekehrt und hatte mich schon auf die JF in der Post gefreut. Das Titelblatt muß ich einfach spontan benoten. Skala: 0 bis 15 Punkte (13 bis 15 decken die Note eins ab). Hier: Gesamtnote für Aufmachung, Texte et cetera: 15!

Matthias Claußen, Oldenburg

 

 

Zum Leserbrief "Reaktionärer Unfug" von Manfred Bartz, JF 28/02

Haß auf Tugenden

Egal, was man von den Deserteuren des Zweiten Weltkrieges hält: Der in der BRD heute übliche Deserteurskult ist diktiert vom Haß auf kämpferische Tugenden (Kühnheit, Kameradschaft, Ausdauer), dieser wiederum vom ewigen antimännlich-antiaristokratischen Haß der Parias und Kapaunen.

Richard Stockmann, per E-Post

 

 

Zu: "Grenzen dicht" von Peter Lattas, JF 27/02

Schwerer Schaden

Mit der Unterzeichnung des Zuwanderungsgesetzes hat Johannes Rau dem Amt des Bundespräsidenten einen schweren Schaden zugefügt. Schon die Art, wie es zustande kam, durch das Schmierentheater zwischen Wowereit und Stolpe im Bundesrat, hätte ihn davon abhalten müssen. Und erst recht die Tatsache, daß er wohl selbst Zweifel daran hat, daß dieses Gesetz verfassungsmäßig zustande kam. Sonst hätte er nicht die Überprüfung durch das Bundesverfassungsgericht für wünschenswert erklärt. Der rot-grünen Koalition jedenfalls hat er damit keinen Dienst erwiesen, denn jetzt wird das Thema Zuwanderung zum Wahlkampfthema, und es wird der Bevölkerung deutlich gemacht, daß dieses Gesetz zum Schaden für Deutschland die Zuwanderung begünstigt, anstatt sie zu begrenzen. Selbst die EU hat inzwischen eingesehen, daß eine Zuzugsbeschränkung unerläßlich ist. Die unmaßgeblichen Meinungen von verschiedenen unbedarften Funktionären aus Wirtschaft, Gewerkschaft und Kirchen hierzu dürfen nicht ernst genommen werden. 

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Bedenkliche Spielchen" von Paul Rosen/Thorsten Thaler, JF 27/02

Votum ungültig

Der brandenburgische Innenminister Schönbohm blieb auf Nachfrage des Bundesratspräsidenten Wowereit eben nicht bei seinem ersten "Nein" zum Einwanderungsgesetz, sondern murmelte butterweich: "Herr Präsident, sie kennen meine Auffassung." Damit ebnete er den Weg für Wowereits Mauschelei. Was Artikel 51, Absatz drei, Satz zwei des Grundgesetzes angeht, den der Bundespräsident zur Rechtfertigung seiner Entscheidung anführt, das Gesetz doch auszufertigen, so lautet er: "Die Stimmen eines Landes können nur einheitlich und nur durch anwesende Mitglieder oder deren Vertreter abgegeben werden." Daß bei Uneinheitlichkeit der Stimmabgabe die Stimme des Ministerpräsidenten schwerer wiegt als die anderer Stimmberechtigter und dadurch den Ausschlag gibt, wie Wowereit (und jetzt der Präsident) interpretierten, steht nirgendwo. Ein Indiz dafür, daß ohne Einheitlichkeit die Stimmabgabe, wie im vorliegenden Fall, ohnehin ungültig ist.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Eine Mauer als Konsequenz" von Martin van Crefeld, JF 27/02

So ist kein Frieden möglich

Seit wann entschuldigt man Verbrechen damit, daß es in der Geschichte der Menschheit noch schlimmere gegeben hat? Und seit wann trägt die israelische Armee Samthandschuhe? Eine Mauer als Konsequenz ist engstirnig, und der Schluß mit dem Rat: "Besser also, Israel, Du schnallst den Stahlhelm fester und ziehst die Splitterschutzweste enger!" ist reichlich hirnlos. Alles zusammen ist weder einer Aussöhnung noch einem Frieden förderlich. Aber es ist der Kern des Textes, das drumherum ist nur beschönigendes Gerede. Wenn das van Crefeld in Israel lehrt und ihm nichts anderes einfällt, dann gute Nacht. 

Paul Wagner, Lörrach

 

 

Zu: "Deutsche sind nicht leistungswillig" von Georg Schmelzle, JF 27/02

Klare Analyse

Ich gratuliere dem Autor für seine klare Analyse. Damit ist alles gesagt. Vor gut zehn Jahren habe ich aus den Berufserfahrungen eines Ingenieurs die Situation folgendermaßen charakterisiert: Früher waren wir das Land der Dichter und Denker, dann waren wir das Land der Wissenschaftler, Ingenieure und Facharbeiter, heute sind wir das Land der Ideologen, Schwätzer und Krämerseelen.

Udo Knau, per E-Post

 

 

Leistung ist Vorbild

Herr Schmelzle zeigt erfreulich klar, wo der Schwerpunkt in der deutschen "Bildungsmisere" liegt. Danke. Hoffentlich können einige Politiker sowie die übrigen Verantwortlichen noch hören - und einmal ihre Ideologie-Scheuklappen ablegen.

Allerdings sollten wir alle noch einen Schritt weiter gehen, bis zu dem Verhalten der ganzen "Gesellschaft". Und zwar muß die Stellung und das Ansehen der Familie und besonders der erziehenden Mutter gestärkt werden - genau entgegengesetzt den heutigen Ansichten. Kinder brauchen nicht mehr Schule, sondern mehr Familie! Eine Familie, in der die Mutter - als erste Bezugsperson - mit Freude an ihrer Aufgabe ihren Kindern durch ihr Beispiel den Weg in das Leben weist; in der auch der Vater durch ehrliche Leistung (meint nicht "Karriere") Vorbild dafür ist.

Wie soll ein Kind diesen Weg lernen, wenn es - von gehetzten Eltern - räumlich und seelisch allein gelassen wird? Der sich vordrängende Staat kann und soll diese grundlegende Aufgabe nicht erfüllen. Der empfehlenswerte Leserbrief von Frau Thiele "Als Frau schnell vergessen" paßt genau hierher.

Richard Gersie, Rehden

 

 

Zum Leserbrief "Als Frau schnell vergessen" von Ingrid Thiele, JF 27/02

Linker Gedankenschrott

Wer sein Lebensglück als Frau oder Mann in der unbezahlten Familienarbeit erfüllt sieht, weil hier seine besonderen emotionalen und fachlichen Ressourcen angelegt sind, verdient Respekt, Förderung, Weiterbildung und sonstige individuelle, bedarfsgerechte Unterstützung.

Wer in der Kombination aus Familien- und Erwerbsarbeit oder in der ausschließlichen Erwerbsarbeit sein Lebensglück erfüllt sieht, dem gebührt die gleiche Anerkennung durch die Volksgemeinschaft. Denn: jedes dieser Tätigkeitsfelder - egal ob von Frau oder Mann ausgefüllt - erfüllt wichtige Aufgaben für dann, wenn die Aufgabe richtig ausgeführt wird. Über Eignung und Qualifikation entscheidet nicht das Geschlecht, sondern individuelle Anlagen und Neigungen.

Katharina Behrend, per E-Post

 

 

Solche Frauen brauchten wir

Sie lassen dankenswerter Weise in Ihrem klugen Leserbrief die erste Komponente anklingen, die zur Genesung unseres Volkes beitragen könnte: Die Familie als "Hort der Geborgenheit unserer Kinder", der sie seelisch gesund aufwachsen läßt. Was kann eine Mutter den Kindern alles geben! Nichts kann das ersetzen, auch keine Ganztagsschule.

Die zweite Komponente: Denkt denn niemand an die entwurzelten Kinder unserer Asylanten in dem gestörten Unterrichtsgeschehen bei dem Mangel einer einheitlichen Unterrichtssprache? Und einem Teil der deutschen Kinder, denen die häusliche Geborgenheit fehlt, wird nun noch die schulische genommen, wenn etwa die Hälfte der Schüler kaum deutsch versteht. Und diese Geborgenheit ist einfach notwendig zum erfolgreichen Lernen. Man kann doch unmöglich unseren Kindern die Basis des Lernens und der Erziehung nehmen wegen der Asylanten. Das nützt niemandem. Andere Wege sind nötig zum Wohle der Kinder.

Haben unsere Politiker eigentlich schon überlegt, was die so edel denkenden Frauen wie Frau Thiele - auf Materielles verzichtend zum Wohle ihrer Kinder - für den Abbau unserer Arbeitslosen bedeuten? Viele Familienväter bekommen durch solche Mütter wieder Arbeit: Die dritte Komponente eines edlen Verzichts. 

Helmut Schneider, Kreuztal

 

 

Zu: "Die Union in der Antifa-Falle" von Dieter Stein, JF 26/02

Törichte Union

Nach Stein sitzt die Union in der Antifa-Falle. Fraglos hat sich die Union töricht verhalten. Andererseits ist diese "Falle" so variabel, daß die Fallensteller fast beliebig damit Jagd machen können. Die Frage ist allerdings, ob man sich jagen lassen muß. Die Union sollte Gewicht genug besitzen, um die Falle ignorieren zu können. Aber sie sollte wohl klar Stellung beziehen.

Möchte die Union jedoch wirklich klarstellen, was "rechts" für sie bedeutet? So oder so würde sie, die ja als "rechte" Organisation gilt und gelten will, dann vor Problemen stehen. Die Union dürfte leben und gedeihen, weil "rechts" diffus bleibt.

Fraglos könnte sich die Union gegen den Antifa-Block behaupten und die Hoffnungen ihrer Wähler erfüllen. Aber will sie das? Da sind ja wohl Zweifel angebracht. Die schlechten Erfahrungen der JUNGEN FREIHEIT weisen auch in diese Richtung.

Gunther Albers, Hamburg

 

 

Zu: "Angriff auf die Union" von Dieter Stein, JF 25/02

Abscheuliches Denunziantentum

Ein einziges, abscheuliches Denunziantentum. In der nun leider üblichen Methode der linken Meinungsmacherei wurden hier Autoren und Treffen von nicht links Denkenden einfach denunziert - wie üblich ohne jegliche Auseinandersetzung - und als Delinquenten hingestellt. Das "Warum" und "Weswegen" blieb ungeklärt.

Da geht es sicher nicht um Demokratie und auch nicht um Rechtsstaatlichkeit, welche Meinungsfreiheit und gleiche Behandlung aller Bürger vor dem Gesetz voraussetzen. Anscheinend wird hier nur gewissen Kreisen vorbehalten, andere ohne Folgen zu diffamieren und zu beleidigen. 

Ornella Zaggia, Berlin

 

 

Zu: "Weniger Geld für mehr Leistung" von Jens Jessen, JF 25/02

Falsche Punktzahlen

Danke für den Beitrag, der die Misere in unserem Gesundheitssystem recht deutlich zum Ausdruck bringt. Allerdings ist dem Autor bei der Schilderung des Vergütungssystems ein nicht unerheblicher Fehler unterlaufen:

Er führt aus, daß bei einer Überschreitung der vorgegebenen maximalen Punktzahl für die Patienten der Praxis der Punktwert abgesenkt wird. Dies ist falsch.

Richtig ist vielmehr, daß die Punktüberschreitungen gar nicht vergütet, sondern ersatzlos gestrichen werden. Die vom Autor geschilderte Abstaffelung der Punkte auf eine niedrigere Vergütung gibt es auch. Sie tritt in den Fällen ein, in denen eine Praxis aufgrund einer erheblich größeren Patientenzahl deutlich über dem Durchschnittswert vergleichbarer Praxen liegt. Hier werden für die Patienten, die diesen Durchschnittswert überschreiten, die Punktwerte abgestaffelt.

Dr. med. Frank Volta, Twist

 

 

Zu Karsli

Standortfrage

Bei dem ausgelösten Wirbel um Jamal Karslis Ausfälle über das Los der Palästinenser fehlt die folgende, klarmachende Betrachtung: Karsli setzte sich bestimmt nicht zum ersten Male Israel entgegen, nachdem er von den links liegenden Grünen ausgeschert ist. Er vertrat eben dieselbe Grundhaltung gegenüber den jüdischen Besatzungskräften lange vor seinem Übertritt zu einer (verhältnismäßig gesprochen) bürgerlichen Partei. Dazu gab er als Grüner - so, wie seine ehemaligen Parteigenossen es immer noch tun - palästinenserfreundliche Ansichten zu dem Nahostkonflikt ab. Karsli wird bei den jüdischen Gemeindeleitern zum Schreckbild herabgesetzt, wegen der Verkupplung seiner Meinungsäußerungen mit einer nichtlinken Parteinahme als erklärtes Mitglied der Freidemokraten. Solange er von weit links eiferte, wußten sich Friedman und die Seinen damit zu bescheiden. Die stürmischen Reaktionen gegen seine Stellungnahme erklärt sein neu bezogener Parteistandort weitaus mehr als sein schon bekannter Nahostkommentar. Karslis Zuordnung auf die "Extremrechte" aufgrund seines Gesprächs mit der JUNGEN FREIHEIT ist eine unverschämte Schikane. Die Kritiker hätten derlei nicht ausgeschrien, wäre der Interviewer aus der Süddeutschen Zeitung und nicht aus der JF gekommen. Auch bei uns ist den links abgestimmten Medien wenig Ehrlichkeit zuzumuten.

Prof. Paul Edward Gottfried, Elizabethtown / USA


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