© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/02 12. Juli 2002

 
Israel als Feindbild
Medien: Bettina Röhl über den Antisemitismus von Links
Thorsten Thaler

Spätestens seit den sechziger Jahren kommt der Antisemitismus in Deutschland und Europa von links. Das ist in allen Mainstream-Medien der westlichen Gesellschaften in einer überproportional einseitigen Kritik an Scharon und Israel nachzulesen." Zu diesem Befund kommt die Journalistin Bettina Röhl in der aktuellen Juli-Ausgabe der CDU-nahen Zeitschrift Deutschland-Magazin.

In ihrem Aufsatz setzt sich die heute 39jährige Tochter des langjährigen Herausgebers der linken Zeitschrift Konkret, Klaus Rainer Röhl, und der späteren RAF-Terroristin Ulrike Meinhof mit dem Verhältnis Deutschlands zu Israel in der Nachkriegszeit auseinander. Während die Adenauer-Republik die Aussöhnung suchte und finanzielle Leistungen in Milliardenhöhe an Israel erbrachte, betrachteten linke Kreise in den sechziger Jahren den Staat Israel nicht selten als "ein faschistisches, die Palästinenser unterdrückendes Gebilde". Unverständnis äußert Bettina Röhl über das Phänomen linker, moralischer Überheblichkeit, die darauf fuße, daß dem konservativen Lager ein antisemitischer Nazi- und 'Rechts'-Vorwurf gemacht werde, obwohl es seit fünfzig Jahren eine pro-israelische Politik verfolge, während dasselbe linke Lager eine Israelfeindlichkeit produziere, "die bis zur Unterstützung des PLO-Terrors reicht". Beispielhaft verweist sie auf die Frankfurter Sponti- und Hausbesetzerszene der siebziger Jahre um Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit und deren Kampf gegen "jüdische Spekulanten" wie Ignatz Bubis. Dazu druckt das Deutschland Magazin ein bislang unveröffentlichtes Interview über linken Antisemitismus, das Bettina Röhl kurz vor seinem Tod mit dem Frankfurter Unternehmer und längjährigen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, geführt hat.


 
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