© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/02 12. Juli 2002


Wozu noch "C"-Partei
von Steffen Königer

Ein tiefer Bruch zwischen der katholischen Kirche und den Unionsparteien zeichnet sich ab. Ein ums andere Mal schmettert die Kirche - allen voran der Kölner Kardinal Joachim Meisner - der Union ihre christlichen Grundsätze um die Ohren. War nicht die Ehe ein Sinnbild des christlichen Familienideals? Ist aus dem Programm gefallen: Familie ist da, wo Kinder sind Basta! Wie war das mit der Genforschung? Erlaubt ist nun manches, was christlich orientierten Parteimitgliedern sämtliche Nackenhaare zu Berge stehen lassen müßte. "Seien Sie dann auch konsequent, und streichen Sie das 'christlich' aus den beiden Parteinamen", forderte Meisner Edmund Stoiber auf.

Die Union, in Gestalt ihres Fraktionschefs Friedrich Merz, bekennt sich auch zu den wahren Gründen der "Grundsatzentscheidungen" der letzten Wochen: Wenn er sich ausschließlich nach dem richte, was der Kardinal von Köln von ihm erwarte, "dann liege ich in der Politik bei 25 Prozent", so Merz im Münchner Merkur. Da liegt der Hase im Pfeffer! Beim Kampf um Wählerstimmen ist der Union jedes Mittel recht. Die Christdemokraten und die Christsozialen sind kräftig dabei, ihr konservatives Fähnchen in den Wind zu hängen. Wenn einem Politiker der gegnerischen Fraktion etwas zu "rückwärtsgewandt" ist, gibt man sich schnellstens ultramodern. Umgekehrt würde ein Schuh daraus: Die alte Vorbildfunktion muß her. Ein Vorbild, zu dem man aufschaut, nicht eines, das man belächelt! Eine profillos gewordene Union fällt im Spektrum der Parteien durch nichts mehr auf.


 
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