© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/02 12. Juli 2002


Nieten in Nadelstreifen
von Michael Wiesberg

Nun also sind die Würfel gefallen, das Ende von Babcock Borsig ist besiegelt. Im Insolvenzverfahren soll der Oberhausener Traditionskonzern saniert werden. Der wahlkämpfende NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement will vor allem den Kern des Unternehmens mit den Aktivitäten Energie, Umwelt und Service erhalten. Dafür wurde eine "Task Force" eingerichtet, die aus den Staatssekretären der Ressorts Arbeit, Wirtschaft und Finanzen besteht und mit denen die Landesregierung die Neuausrichtung von Babcock begleiten will. Auch die Bürgschaften über 430 Millionen Euro, die das Land bereits in Aussicht gestellt hatte, sollen in das Insolvenzverfahren einfließen. Dennoch steht jetzt zunächst das an, was bei derartigen Insolvenzen die Regel ist: der Arbeitsplatzabbau.

Der Niedergang von Babcock ist eng mit den Namen Klaus Lederer verbunden, einem jener gewissenlosen Managertypen, die keine innere Beziehung mehr zu dem Unternehmen haben, das sie gerade leiten. In keinen Unternehmen hat es Lederer länger als fünf Jahre ausgehalten. Auch diesmal hat er rechtzeitig die Pferde gewechselt, als er sich im Juni in Richtung Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW) absetzte. Dort hatte Lederer maßgeblichen Anteil daran, daß große Anteile an der HDW in die Hände des US-Finanzinvestors One Equity Partners (OEP) gerieten. HDW baut ein kaum zu ortendes U-Boot, an dessen Technik die Amerikaner sehr interessiert sind. Keine Frage: bei Lederer handelt es sich um eine jener "Nieten in Nadelstreifen", die seit Günter Oggers Bestsellerbuch sprichwörtlich geworden sind.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen